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PR NEO 0035 – Geister des Krieges

PR NEO 0035 – Geister des Krieges

Titel: PR NEO 0035 – Geister des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Humberg
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sagte der Naat. »Erzähl mir von ihr. Wie ist es, dort zu leben?«
    Rhino stutzte. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit. Was interessiert dich mein Planet? Zum einen war die Erde mehr Lichtjahre entfernt, als Zwiebeln Häute hatten, und zum anderen musste sie für jemanden wie den Naat ein absoluter Hinterwäldlerplanet sein. Immerhin reiste die Menschheit erst seit etwa einem Dreivierteljahrhundert ins All und so richtig professionell ohnehin erst seit der STARDUST und den Arkoniden.
    »Die Erde«, wiederholte er langsam. »Na dann. Ich bin kein Astronom und auch kein anderer Wissenschaftler, aber mal sehen, was ich mir aus meinen kleinen grauen Zellen zusammenkratzen kann. Die Erde ist der, glaube ich, fünftgrößte Planet ihres Sonnensystems und umkreist ...«
    Toreead unterbrach ihn, indem er eine Hand vom Boden hob – eine in ihrer Bedeutung zutiefst menschlich wirkende Geste. Rhino fragte sich, ob und von wem er sie unbewusst übernommen hatte.
    »So meine ich das nicht«, sagte Toreead. »Nicht die Fakten. Erzähl mir vom Leben dort. Vom Gefühl.«
    Ein Naat, der sich dafür interessierte, wie es war, Mensch zu sein? Oookay , wunderte sich Rhino. Ich entsinne mich zwar nicht, auf den paar Metern zwischen dem Hangar und hier durch ein Dimensionsloch in ein absurdes Spiegeluniversum gefallen zu sein, in dem alles ganz ähnlich und doch grundlegend anders ist, aber es ist die einzige Erklärung für Toreeads Verhalten, die mir noch sinnhaft erscheint.
    Aber er antwortete. Beschrieb dem Mann das Leben auf der Erde. Rhino sprach nicht von Allgemeinem, sondern beschränkte sich ganz und gar auf subjektive Erfahrungen. Er erzählte von der Freiheit, die er in der Küche der Nautilus empfunden hatte. Er verriet, wie man mit Nahrungslieferanten verhandelte und sich ungeschickter Geschäftsführer entledigte, welche Lage ein Segen und welche der sichere Tod eines hochklassigen gastronomischen Betriebes war.
    Er echauffierte sich – wie er es immer tat – über Köche, die aus Gier nach multimedialer Aufmerksamkeit im 3-D-Podfernsehen vor den Massen auftraten und seit Jahren keine kamerafreie Küche mehr von innen gesehen hatten, sich aber wie Könige der Haute Cuisine gaben, wann immer sie jemand zum Interview bat. Und er redete von seinem Traum, von der Herausforderung und dem Reiz, die Terrania und Rhodans Flug zu den Sternen auch für ihn bedeuteten, den kleinen dicken Koch aus Moskau.
    »Terrania«, wiederholte Toreead danach. »In der Wüste Gobi. Wie ist es dort, Rinat? Wie fühlt es sich in dieser Stadt an?«
    »Na ja, es ist ganz schön eisig, selbst verglichen mit dem Moskauer Winter ...« Wollte der Naat das überhaupt wissen? Diese Fragen wurden immer seltsamer. Rhino erinnerte sich an seine Zeit in Perry Rhodans Stadt im Nirgendwo. »Die Gobi ist die sechstgrößte Wüste meiner Welt und liegt in einem Gebiet, das wir Asien nennen. In der Gobi findet man kein Wasser und auch kein Grünzeug für eine vegetarische Suppe. Wem das noch nicht reicht, dem verderben die im Frühling tobenden eisigen Sand- und Schneestürme schnell die Laune. Ich kann dir sagen: Wenn die Dinger um die Häuser toben, will man wirklich nicht im Freien sein!«
    Toreead wirkte richtig fasziniert. »Eine kalte Ödnis, fernab der Zivilisation«, fasste der Naat nachdenklich zusammen. »Und dennoch baut ihr Menschen dort euer Terrania, pilgert in Scharen zu Rhodan.«
    Rhino zuckte mit den Schultern. »Schätze, wir können sture Idealisten sein, wenn wir es wollen.« Und in Sachen Sturheit kennt ihr Naats euch doch auch bestens aus.
    Sein Gegenüber schwieg für einen Moment. Er war stehen geblieben, und sein Blick ging ins Leere. Wieder grollte es in der Ferne, doch das dazugehörige Beben blieb aus. Die Schlacht, wenn es denn eine war, schien sich zu verlagern.
    »Danke, Rinat«, sagte Toreead schließlich. Er hob die Rechte vom Korridorboden und reichte sie Rhino, der sie, verdutzt ob der abermals so menschlich anmutenden Geste, schüttelte. »Du hast mir sehr geholfen. Lass mich dich nun zu den anderen zurückbegleiten.«
    Schweigend schritten sie nebeneinander in Richtung Hangar. Rhino war voller Fragen und konnte den Spott und den Frust, die in seinem Innern miteinander rangen, nur mit großer Anstrengung im Zaum halten, aber er hielt den Mund. Er ahnte, dass nichts, was er sagen mochte, an der Situation etwas ändern würde. Diese Begegnung hatte nichts mit ihm zu tun gehabt, sondern einzig mit Toreead. Irgendetwas

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