PR NEO 0035 – Geister des Krieges
›militärisches Sperrgebiet‹ handelt –, aber wir können als sicher davon ausgehen, dass wir uns auf einem Trümmerstück eines Mondes aufhalten.«
»Wahrscheinlich. Aber das erklärt nichts!«
»Doch. Dieser Mond hat einst den Methans gehört. Sie haben ihn befestigt. Dann wurde er zerstört. Es ist anzunehmen, im Verlauf kriegerischer Auseinandersetzungen. Was, wenn auf Rayold I noch Anlagen der Methans existieren?«
»Davon wüssten wir!«
»Wieso? Die Methans waren kriegserfahren. Sie beherrschten die Kunst der Tarnung.«
Tresk-Takuhn überlegte. Die Erklärung des Freundes war weit hergeholt, aber sie ergab gewissen Sinn. Zumindest deutlich mehr als jede andere, die ihm selbst einfiel. Doch eine Frage blieb.
»Nehmen wir an, diese Anlage existiert tatsächlich. Weshalb sollte sie ausgerechnet jetzt in Aktion treten? Und zu welchem Zweck?«
»Die erste Frage ist ganz einfach zu beantworten. Auf Rayold I tobt eine Schlacht. Darauf wird die uralte Programmierung reagieren müssen. Die zweite ist schwieriger. Ich weiß keine Antwort darauf. Nach Jahrtausenden müssen wir auch mit Fehlfunktionen rechnen ... Immerhin, bislang gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Schirm der Festung beeinträchtigt wird.«
»Schöne Aussichten!«, knurrte Tresk-Takuhn.
Unter gewöhnlichen Umständen hätte Hisab-Benkh die Aussicht darauf, eine uralte Anlage der Methans aufzuspüren, in Ekstase versetzt. Jetzt berührte sie ihn nur am Rande.
»G... General?«
Reban-Terkh hatte das Wort an ihrer aller Anführer gerichtet, und die Stimme des Jungen troff nahezu vor Unsicherheit
»Sprechen Sie!«, sagte Tresk-Takuhn knapp und ohne seine Aufmerksamkeit von der Konsole zu wenden, auf der er gerade einige Analysen studierte.
»Die Soldaten ... General, Sie haben unsere Truppen gegen die Naats ins Feld geschickt.«
»Das weiß ich selbst, Reban-Terkh«, knurrte Tresk-Takuhn leicht gereizt. »Was verwundert Sie daran?«
»Aber warum überlassen Sie das nicht den Bodenstationen?«, hakte Reban-Terkh nach. Die Skepsis und offene Kritik seiner Vorgesetzten ging hörbar nicht spurlos an ihm vorbei. »Selbst wenn unsere Verteidiger die Aggressoren besiegen, wird das nicht ohne Verluste auf unserer Seite gelingen. Es wird Tote geben, Kommandant.«
Langsam redete er sich in Rage. Reban-Terkh trat zur Seite und auf eine der Holodarstellungen zu. Sie zeigte die Aufstellung der zahlreichen Kanonen und anderen Waffenbatterien. Sie waren teils autark, teils wurden sie von der Festungszentrale aus gesteuert, und mittels ihrer sollte die Festung gegen Angriffe wie den der Naats verteidigt werden.
»Warum«, fuhr der junge Offizier fort, während die Klauenfinger seiner rechten Hand auf mehrere der Absturzstelle nahe Geschützanlagen deuteten, die die Aufnahmen erkennen ließen, »überlassen Sie es nicht den Bodenforts siebzehn und achtzehn, unseren Gästen den Garaus zu machen?«
Hisab-Benkh musste sich zusammenreißen, um nicht gleich laut loszulachen. Sein Echsenschwanz glitt vor lauter Unruhe über den Boden der Zentrale.
Tresk-Takuhn hatte sich deutlich besser im Griff. »Weil diese Geschütze nicht auf einen Bodenkampf ausgerichtet sind«, antwortete der Kommandant mit einer Geduld, die beispielhaft war, hob seinen eigenen Schwanz aus dem Weg und ließ sich mit schwerem Seufzen in seinen Sessel sinken. »Glauben Sie mir, ich täte nichts lieber, als Ihren Vorschlag in die Tat umzusetzen. Aber zum einen sind die Kanonen nicht dazu fähig, zum anderen wären sie uns, selbst wenn, keine große Hilfe.«
»Ihre Kaliber würden weit mehr als nur die Naats vernichten«, ergänzte Hisab-Benkh, als er sich Reban-Terkhs verständnisloser Miene bewusst wurde. »Werden sie auf Oberflächenziele gerichtet, würden diese mächtigen Geschosse neben den Naats leider auch halb Rayold I pulverisieren. Sie wären der Tod unserer ungebetenen Gäste, das ja, aber mit ziemlicher Sicherheit auch das Ende unserer Festung.«
»Aber ...« Reban-Terkh sah hilflos von einem zum anderen. »Aber wo ist da der Sinn? Bodenforts, die den Boden nicht sichern?«
»Oh, sie sichern ihn durchaus«, entgegnete der Kommandant. Nun lag eine unüberhörbare Schärfe in seinen Worten. »Gegen Angriffe von oben . Niemand, Reban-Terkh, hat je damit gerechnet, Rayold I auf der Oberfläche verteidigen zu müssen!«
Das sorgte abermals für Schweigen. Geschieht ihm recht , dachte Hisab-Benkh. Einerseits tadelte er sich prompt selbst für die Härte, die er dem jungen
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