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PR NEO 0036 – Der Stolz des Imperiums

PR NEO 0036 – Der Stolz des Imperiums

Titel: PR NEO 0036 – Der Stolz des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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so aufgeregt, dass seine Hände zitterten.
    Du musst auf ihn aufpassen!, mahnte mein Gedankenbruder. Er ist überfordert!
    Du musst es ja wissen!, entgegnete ich. Darf ich dich an deine letzte Warnung erinnern?
    Mein Gedankenbruder schwieg. Meine scharfe Bemerkung hatte ihn getroffen. Ich bereute es nicht. Wie sagte man auf der Erde? »Wer austeilen kann, muss auch einstecken können.«
    Was ich an Manoli beobachtete, kannte ich nur zu gut. Von meinen Soldaten, von mir selbst. Es war die Kehrseite des endlosen Wartens. Irgendwann kam der Moment der Entscheidung, vor dem sich jeder insgeheim fürchtete, und den doch jeder immer mehr herbeisehnte, je länger das quälende Warten anhielt. Endlich war der Moment des Handelns gekommen, stand man dem echten Feind gegenüber, nicht den monströsen Gebilden, die der eigenen, überreizten Phantasie entsprungen waren.
    Ich hatte diesen trügerischen, gefährlichen Rausch oft erlebt, auch unter den Menschen. Ich erinnerte mich an den Fall von Troja. Nach Jahren der fruchtlosen Belagerung waren die Griechen bereit gewesen, sich in ein hölzernes Pferd einsperren und in die Stadt ziehen zu lassen. Hätte man uns entdeckt, es wäre ein Leichtes gewesen, das Gebilde mit allen Kriegern darin zu verbrennen. Doch wir waren bereit gewesen, das Risiko einzugehen, um endlich die Entscheidung zu erzwingen.
    »Also gut«, sagte der Arzt, die Hände in die Hüften gestemmt. »Weihen Sie mich ein!«
    »Ganz einfach. Man springt.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    »Ich zeige es Ihnen. Treten Sie zur Seite.« Manoli tat es, wenn auch zögernd. Ich drehte den Anzug wieder um einhundertachtzig Grad, strich mit der Hand senkrecht vom Nacken bis zum Schritt. Der Anzug reagierte augenblicklich. Ein Spalt bildete sich in dem Material, der die Bewegung meiner Hand nachzeichnete. Ich griff in den Anzug, weitete die Öffnung. Dann ging ich fünf Schritte zurück – mehr Raum gab die Kammer nicht her –, rannte los und sprang. Im Flug riss ich die Beine hoch, streckte sie waagrecht aus. Meine Hände suchten und fanden die Halterung, packten sie – und einen Augenblick später war ich in den Anzug geschlüpft.
    Die Halterung gab den Anzug frei. Ich kam auf dem Boden auf, tarierte das Gewicht des Brustpanzers aus und drehte mich zu Manoli.
    »Na, was sagen Sie jetzt?«
    Manoli verzog die Lippen zu einem Grinsen. »Wie wäre es mit ›Platz da, jetzt komme ich!‹?«
    »Klingt nicht übel.« Ich drehte den zweiten Anzug in Position und trat zur Seite. Manoli holte Anlauf, sprang und schlüpfte geschickt in den Anzug.
    »Bravo!«, lobte ich ihn. »Man würde Sie glatt auf Rah'tor ...«
    Manoli kam neben mir auf die Beine. Unvermittelt knisterte die Luft.
    Meine Soldatenreflexe übernahmen, noch bevor mein Verstand erfasst hatte, was geschehen war. Ich ließ mich nach hinten fallen. An der Stelle, an der ich eben noch gestanden hatte, baute sich flackernd der Individualschirm von Manolis Anzug auf. Seine Berührung hätte mich augenblicklich getötet.
    »Was soll das? Sie ...«
    »Worauf warten Sie noch? Wir haben keine Zeit zu verlieren!« Manoli drängte sich an mir vorbei, zur Tür der Waffenkammer.
    Die Energieentfaltung von Manolis Anzug ließ die Systeme meines Anzugs automatisch anlaufen. Der Helm entfaltete sich, umschloss meinen Kopf. Grünwerte erschienen auf dem Helmdisplay, gefolgt von ersten Ortungsergebnissen.
    Manoli erreichte die schwere Panzertür. Sie glitt zur Seite.
    Blinkende rote Punkte erschienen auf meinem Helmdisplay. »Nein!«, brüllte ich. »Warten Sie, Manoli!«
    Es war zu spät.
    Der Arzt stieß sich ab, das Flugaggregat des Anzugs trug ihn in die Luft und durch die Tür – und im nächsten Augenblick verwandelte sich der Mensch in einen Glutball. Die Bahnen von vier oder fünf Energiestrahlen erfassten Manoli gleichzeitig. Sein Flug stoppte abrupt. Der Arzt wurde mit Wucht in die Kammer zurückgeworfen. Er rammte gegen die Wand. Mit einem ohrenbetäubenden, hässlichen Ploppen brach der Schirm Manolis zusammen. Nicht in den Hyperraum abgeführte Restenergie brachte die Luft in der Kammer zum Kochen. Manolis Anzug verfärbte sich schwarz. Das Material wurde spröde, Flammen züngelten auf seinen Oberschenkeln, auf seiner Brust.
    Die Panzertür verriegelte sich automatisch, schnitt das Strahlerfeuer ab, das Manoli gefolgt war.
    Die Löschautomatik der Kammer erstickte die Brände mit gezielten Schaumladungen.
    »Was ... was war das?« Manoli stöhnte.
    Ich ging zu ihm und

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