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PR NEO 0038 – Der Celista

PR NEO 0038 – Der Celista

Titel: PR NEO 0038 – Der Celista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Namen seines großen Herrn.«
    »Sie verstehen es, mir Mut zu machen.«
    »Offensichtlich nicht. Tut mir leid. Ich will, dass Sie Bescheid wissen. Sie haben keine Geheimnisse vor mir und belügen mich nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss. Dasselbe gilt auch umgekehrt.«
    »Danke!« Rhodan legte sich hin, schloss die Augen. Die Kabine drehte sich schwach um ihn her, ein langsam kreisendes Karussell. Er wollte schlafen.
    Belinkhar klang hellwach. »Sie fühlen sich einsam. Verwirrt.«
    Rhodan überlegte, es abzustreiten. »Ich bin vor allem erschöpft. Sie haben recht. Es war eine lange Einheit.«
    »Würde es helfen, wenn ich mich zu Ihnen setze? Ohne Verpflichtungen, ohne Vertrag?«
    Er dachte darüber nach. Tatsächlich sehnte er sich nach menschlicher Nähe. Die isolierte Schiffswelt mit ihren zahlreichen Holoprojektionen und tausend Regeln erschien ihm wie eine Illusion, die die Welt durchscheinend werden ließ. Die Vertrautheit mit einem anderen würde ihn wieder in die Realität und Körperlichkeit zurückholen. »Ich glaube schon.«
    Sie kam zu ihm und setzte sich auf das Bett. Ihre Hand berührte seinen Arm. Die Haut fühlte sich warm an. Etwas wärmer als die eines Menschen und damit fremd. Trotzdem entspannte sich Rhodan.
    »Ich habe eine Bitte.« Belinkhar zögerte. Sie suchte nach den nächsten Worten. »Ich ... würde gern ein Kearlon für Sie sprechen, während Sie schlafen. Natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Was ... ist ... das?« Jedes Wort kostete Kraft.
    »Das Kearlon ist ein besonderes Ritual. Etwas, das zutiefst dem Wesen der Mehandor entspricht. Es erfordert die Erlaubnis, weil der freie Wille einen großen Stellenwert für uns besitzt. Wir lieben unsere Freiheit, Rhodan. Wir respektieren und zelebrieren sie. Und dem Kearlon spricht man unter uns eine große Wirkung zu.«
    »Wie ... einer Prophezeiung?«
    »Eher wie einem Wunsch.«
    »Solange ... es gute Wünsche sind ...«
    »Es sind immer gute Wünsche.«
    Belinkhar sagte noch mehr. Dass man den anderen beim Kearlon am Kopf oder Arm berühre und es ein uralter Brauch sei, der noch von Archetz stamme und sippenübergreifend war. Rhodan hörte die Worte immer undeutlicher. Sie entglitten ihm. Innerhalb weniger Sekunden schlief er ein. Dabei begleitete ihn der Gedanke an den Celista und den Purrer. Sie jagten in einer reich geschmückten Kapsel hinter ihm her, verfolgten ihn quer durch das All. Bis in die Tiefen seiner Träume.

13.
    Crest da Zoltral
    Zweifel
     
    Crest legte den Kopf schief und lauschte dem Geräusch der Wassertropfen, die auf Metall fielen. Über ihm erstreckte sich die Illusion eines orangeroten Himmels. Die Luft des Gartens war warm und würzig, roch nach Nhamblatt und Arkonrosen. Süß und leicht scharf, mit einem stechenden Unterton. Ein schlicht ausgestatteter, kniehoher Roboter befeuchtete ein Stück entfernt ein Beet, in dem schnell wachsende Kräuter sprossen. Nachdenklich folgte Crest der Bewegung des dünnen Schlauchs, mit dem der Roboter rücklings an einer Versorgungsleitung hing. Das Wasser, das die Maschine aus einem Loch an ihrer Stirn spie, war weiß wie Milch.
    Atlan ist mir ein Rätsel. Ich glaube, ich stand nie vor einem größeren.
    Der Extrasinn schwieg.
    Vielleicht war es besser so. Inzwischen bereute Crest, wie vehement er Atlan zum Reden gedrängt hatte. Unter dem Druck seines Gedankenbruders hatte er sich aufgeführt wie ein störrischer alter Ziegenbock. Seit wann setzte er andere derart unter Druck? Hatte er sich verändert? Oder lag es daran, dass Atlan ihm wie die Menschen und die Naats vorführte, wie falsch viele der Vorstellungen gewesen waren, die ihn kulturell geprägt hatten? Mehandor waren nicht nur auf ihren eigenen Vorteil bedachte, von Geschäftemacherei besessene Betrüger, Naats waren weder Tiere noch Kanonenfutter, und auch die Menschen unterschätzte Crest trotz aller Aufgeschlossenheit vielleicht noch immer. Die Menschheit begann erst damit, das Potenzial, das ihr innewohnte, auszuloten.
    Von einem Arkoniden auf diese Weise entblößt zu werden, schmerzt doppelt. Im Grunde seines Herzens wusste Crest seit Jahren, dass viele Glaubenssätze, nach denen er sein Leben gelebt hatte, falsch waren.
    Crest setzte sich auf einen Sitzblock, der mitten auf braunschwarzem Gras stand. »Dunkelhälmchen« nannten es die Mehandor liebevoll. Er hatte schon lange keinen derart wuchernden Garten mehr gesehen. In Arkon war es Brauch, Pflanzen zu formen, ihre Wuchsrichtung festzulegen und

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