PR NEO 0038 – Der Celista
keinen. Sich nach links und rechts drehend starrte er in die Büsche.
Nutz den Kommunikator, riet der Extrasinn.
Crest hob das Handgelenk und tippte auf das Gerät. Kommandant Talamon würde in wenigen Augenblicken wissen, dass er in Gefahr war, wenn er einen voreingestellten Alarm auslöste.
»Ruhig bleiben, Weißhaar!«, erklang eine mürrische Stimme aus dem Beet. Mehrere der falterartigen Blätter fuhren auseinander. Das dunkle Gesicht einer Frau lugte zwischen den Wedeln hervor. Sie hatte ein markantes Profil mit scharfer Nase. Ihr Grinsen war humorlos und erreichte nicht die Augen. »Ich fress bloß kleine Kinder. Die Alten sind mir zu zäh.«
Crest erstarrte. Er kannte die Mehandor. Sie war ihm beim Einchecken aufgefallen, hatte unterschwellig aggressiv gewirkt. Auch in diesem Moment sah sie aus wie jemand, der auf eine Prügelei hoffte. Sie hatte die Hände zu Fäusten geschlossen und sah ihn herausfordernd an. Sie schien unbewaffnet zu sein. Trotzdem wurde Crests schlechtes Gefühl immer stärker. »Was machen Sie da in den Büschen?«
»Da unten wächst Zwirbelmoos. Sehr selten.«
»Ach ja? Man könnte denken, Sie würden mir nachspionieren.«
Crest bewegte sich langsam weiter in Richtung Ausgang. Ihn trennten nur noch wenige Schritte vom Ende der Gartensektion.
Die Frau arbeitete sich aus dem Busch hervor. Dabei achtete sie sorgsam darauf, keinen Ast abzubrechen. »Werden Sie nicht albern, Weißhaar. Ich bin lediglich meinem Hobby nachgegangen. Ich kenne mich mit Pflanzen aus. Im Gespinst habe ich eine eigene Züchtung. Todesfinien.«
»Todesfinien? Die sind hochgiftig, oder? Ist die Züchtung nicht verboten?« Crests Finger verharrte über dem Symbol, das er per Holo aufgerufen hatte. Eine Berührung, und Talamon würde nach ihm sehen. Aber war die Frau wirklich eine Bedrohung? Vielleicht hatte sie tatsächlich nach Moos gesucht. Oder ihn einfach erschrecken wollen. Manche Mehandor machten sich einen Spaß daraus, Arkoniden zu verunsichern. Crest hatte dafür Verständnis. Arkon machte den Mehandor das Leben oft genug zur Hölle.
»Nicht für Destindor.«
»Sie sind Gärtnerin?« Crest betrachtete die Frau genauer. Neben der scharfen Nase fielen besonders die dunkelbraunen Augen unter den buschigen Brauen auf. Ihr Blick war stechend intensiv. Die Mehandor kam zu ihm auf den Weg, dabei bewegte sie sich ungewöhnlich ruckartig wie eine schlecht gewartete Maschine. »Warum haben Sie geschwiegen, als ich Sie ansprach?«
»Ich wollte nicht im Beet erwischt werden. Ich dachte, Sie wären weg. Wer kann denn ahnen, dass Sie so schleichen.«
Unsicher nahm Crest die Hand vom Symbol. Er konnte die Mehandor nicht einordnen. Aber würde eine Celista sich derart plump verhalten?
Vielleicht schon, sagte der Extrasinn. Denk an die Regel: Auffällig ist immer am unauffälligsten. Doch das braucht dich im Moment wenig zu kümmern. Was hast du konkret von einem Celista zu befürchten? Will er dich töten, wird es lautlos geschehen. Aber es ist unwahrscheinlich, dass er das versucht, denn dann sind die anderen der Gruppe gewarnt. Eine Gefangennahme wäre schwierig. Er würde sich darauf beschränken, herauszufinden, wer noch zu dir gehört, um alle Verdächtigen auf Isinglass festnehmen zu lassen.
»Nun, ich bin tatsächlich am Gehen.« Crest wandte sich ab. Selbst wenn sie keine Celista war, war ihm eine Gärtnerin mit einem Hang zu tödlichen Giftpflanzen unheimlich.
Die Frau sprang vor und packte seinen Arm. »Warten Sie!«
Crest fuhr zusammen und sog scharf die Luft ein. In seinem Schreck stand er bewegungslos. Ihre Hand fühlte sich an wie ein Schraubstock. »Was ... wollen Sie?«
»Haben Sie auch von diesem Gerücht gehört? Unheimlich, oder?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.« Crests Herz raste. Er blickte auf ihre Hand. »Lassen Sie mich bitte los.«
Sie folgte der Bitte. Wäre sie eine Mörderin, hätte die Berührung ausreichen können, ihn zu töten. Ein schnell wirkendes Kontaktgift und alles wäre aus gewesen. Zumindest ohne Zellaktivator. Sind irgendwelche Fremdstoffe in meinen Blutkreislauf gelangt?
Nein, sagte der Extrasinn. Zumindest keine, die ich ausmachen kann.
Du verstehst es, mich zu beruhigen.
»Na, von diesem Ungeheuer.« Sie verstummte, holte tief Luft und beugte sich zu ihm vor. »Ein Killer. Geborgen aus dem All. Irgendwer hat ihn da ausgesetzt. Er soll Telepath sein und nach jemandem suchen.«
»Ein Killer und Telepath? Tatsächlich?« Die Fremde wurde ihm immer
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