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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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visierte einen Punkt an der Wandung an und setzte ruhig einen Schritt vor den anderen. Sengu tat es ihm gleich. Er atmete stoßweise, er hatte Angst.
    »Bitte sehr: mein Heim.« Bankim trat an den Rand des Trägers, vollführte eine spöttische Verneigung und deutete auf eine Tür, die ins Blech der Wand geschnitten worden war.
    Kakuta öffnete sie. Licht flammte auf – und er blickte in einen Raum, wie er ihn in Chittagong noch nicht gesehen hatte. Saubere Teppiche bedeckten den Boden, in einer Ecke stand ein Diwan, davor mehrere Sitzpolster. Speisen waren auf einem runden Glastisch angeordnet, dazu Flaschengetränke, Knabbereien, zwei Shisha-Pfeifen, ein Bastkorb gefüllt mit Cocabetta.
    »Klein, aber mein«, sagte Bankim voll Stolz. »Mein Vogelnest, an die Außenwandung der QUEEN KATE gepfropft beziehungsweise geschweißt. Hier finde ich Gelegenheit zur – wie sagt man? – zur Kontemplation und um Gäste zu empfangen.«
    »Und wenn das Schiff vollständig abgewrackt ist?«
    »Dann ziehe ich um. In meiner Position schadet es nichts, von Zeit zu Zeit einen Ortswechsel vorzunehmen.«
    »Und ich bin auf das Märchen vom verkrüppelten Sohn und dem Wunschtraum einer eigenen Reparaturwerkstatt hereingefallen!«, sagte Kakuta enttäuscht und verärgert zugleich.
    »Hätte ich denn die Wahrheit sagen sollen, dort unten, bei all den Hyänen, die einem nach dem Leben trachten, sobald man einen Taka mehr verdient als sie selbst?« Bankim schüttelte den Kopf. Er wirkte ernst. »Nein. Ich hätte mich in höchste Gefahr gebracht. Kaum jemand weiß, wer und was ich bin.«
    »Ein Profiteur der hiesigen Umstände«, mutmaßte Kakuta. »Einer, der es sich auf Kosten anderer gut gehen lässt.«
    Bankim winkte den beiden jungen, schlaksig wirkenden Frauen. Sie blieben auf dem Stahlträger zurück und schlossen die Tür. »Setzt euch, werte Freunde«, sagte der Chittagonger. »Lasst uns das Abendmahl genießen.«
    Kakuta ließ sich zögernd auf einem der Polster nieder. Er war wenig überrascht, als sich das Sitzmöbel unter ihm in leichte Schwingungen versetzte, sich seiner Körperform anpasste und nach einer Weile kribbelige Stromstöße durch seinen Körper jagte. Diese Dinger waren im asiatischen Raum vor wenigen Jahren der letzte Schrei gewesen und waren für horrendes Geld verkauft worden. Kakuta erinnerte sich der Dauerberieselung durch Pod-Werbesendungen, die von einer Entlastung der Wirbelsäule getönt hatten. Nun, in Japan folgte man längst anderen Spleens, und das Problem verkrümmter Wirbelsäulen hatte nicht gelöst werden können. Doch in Bangladesch galt man offenbar als reich, wenn man sich ein derartiges Ding leisten konnte.
    Bankim tat eine einladende Geste in Richtung des reichlich beladenen Tischs. Kakuta griff mit einem Nicken zu. Er nahm von den Shrimps, bevor er sich der Gemüsepfanne zuwandte. Er brauchte Zeit, um die Situation zu analysieren. Um zu verstehen, was rings um ihn vorging.
    »Was ist nun mit diesem Sandhya?«, fragte er, nachdem er meinte, der Höflichkeit Genüge getan zu haben.
    »Er ist eine urbane Legende – und vielleicht auch mehr«, antwortete Bankim laut schmatzend. »Ich habe mich umgehört, was hinter all den Gerüchten stecken könnte, und habe ihren Ausgangspunkt gefunden.«
    »Ja?«
    »Ich hatte hohe Ausgaben. Ich musste Polizeiprotokolle einsehen lassen, musste Bestechungsgelder bereitstellen, einige Leute von meinem guten Willen überzeugen, einige Geschäftsessen organisieren und den Töchtern zweier Bonzen der hiesigen Werften eine Arkonidenpuppe mit Sprachmodul schenken ...«
    »Eine Arkonidenpuppe?«
    Bankim lächelte entrückt. »Hast du die Werbung noch nie gehört?« Mit verstellter Stimme sang er: »Kelly und Shelly, Stacy und Tracy, Kira und Mira – Verwandte und Freunde wie es sonst gibt keine für Barbie und Ken. Und jetzt neu! Thora und Cora, die Arkonidenmädchen aus dem All. Nur für kurze Zeit, nur in der limitierten Sonderauflage ...«
    »Was Dümmeres habe ich noch nie gehört«, sagte Kakuta auf Japanisch. Er war ratlos.
    »Warum sollte es denn kein Arkonidenspielzeug geben?« Wuriu griff nach der Reisschüssel. »Sieh dich mal in den Läden Terranias um: Du wirst arkonidische Modelinien entdecken, arkonidische Styling-Accessoires, Körper- und Hautbleichmittel. Die Downloads von Raps, die Crests Stimme verfälschen, erreichen astronomische Höhen, und wenn du exotisch essen möchtest, dann geh in Rhinos neues Restaurant am Stardust Tower.«
    Kakuta kannte

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