PR NEO 0039 – Der König von Chittagong
das alles. Jedenfalls das meiste. Aber es war ihm nie in derart gehäufter Form präsentiert worden. Die Werbewirtschaft verarbeitete die Begegnung mit Außerirdischen in jeglicher Weise.
»Ich hoffe, dass Adams seine Finger draufhat.«
»Du kannst davon ausgehen, dass sein Firmenkonglomerat an jedem Stück mitverdient, das den Namen eines Außerirdischen trägt.« Sengu grinste. »Womöglich waren es gar seine Leute, die diesen Trend ins Leben gerufen haben.«
»Zuzutrauen wäre es ihm.« Kakuta schüttelte den Kopf und wandte sich nun wieder ihrem Verhandlungspartner zu. »Du hattest also große Unkosten, um mehr über diesen Sandhya herauszufinden?«
»So ist es.« Bankim griff nach in Honig getunkten Weintrauben und stopfte sie sich in den Mund. »Ihr könnt selbstverständlich weiter auf eigene Faust recherchieren. Aber es wird euch nicht leichtfallen, zu jenen Ergebnissen zu kommen, die ich euch liefere.«
Weil du auf den Straßen kundgetan hast, dass niemand mit uns sprechen darf!
»Und diese Spesen belaufen sich auf ...?«
»Fünfhunderttausend Taka.«
»Fünfhundert... Bist du verrückt geworden?!«
»Richtet sich denn nicht alles nach Angebot und Nachfrage?« Bankim zog eine dünne Mappe hinter seinem Rücken hervor. »Hier drin befindet sich alles, was ihr über Sandhya wissen müsst, fein säuberlich in Englisch niedergeschrieben.« Er legte die Mappe vor ihnen hin, behielt aber eine Hand drauf. »Diese einmaligen Schriftstücke gehören euch, sobald eine Überweisung über die erforderliche Summe auf einem bestimmten Konto der Hongkong National Bank eingetroffen ist. Eine Datenverbindung steht übrigens in diesen Räumlichkeiten zur Verfügung.«
Kakuta nickte Sengu zu. »Ich bin mir sicher, dass wir dieselben Informationen woanders wesentlich günstiger bekommen.«
»Chittagong mag für den Außenstehenden wie ein unentwirrbares Puzzlespiel wirken. Doch für jemanden wie mich sind die Mechanismen leicht zu durchschauen. Es gibt nur wenige Menschen, die, in aller Bescheidenheit gesagt, über mehr Machtmittel verfügen.«
»Sandhya mag so einer sein.«
Bankim hieb mit der flachen Hand auf den gläsernen Tisch. »Sandhya ist ein Nichts, ist ein ...« Er brach ab und lächelte wiederum geheimnisvoll. »Das war ein netter Versuch, mich zu übertölpeln. Ich gratuliere. Aber ich werde euch sicherlich nicht mehr über diesen Jungen verraten als unbedingt notwendig. – Nun, wie sieht es aus? Werdet ihr meine Unkosten abdecken?«
»Wir brauchen Bedenkzeit.«
»Wie lange?«
»Bis morgen Mittag.«
»Das lässt sich selbstverständlich einrichten. Ich denke, dass ihr mit meiner Arbeit zufrieden sein werdet. Ihr könnt euren Auftraggebern in dieser Wunderstadt mitteilen, dass Bankim Chandra ein verlässlicher Partner ist, der gern Geschäfte mit euch machen möchte.«
Kakuta schwieg, seine Gedanken rasten. Der Chittagonger wusste mehr, als er sollte. Er hatte sie als Bewohner Terranias identifiziert. Wusste er aber auch, wer und was sie waren?
Er erhob sich, ohne ein Wort zu sagen. Sengu tat es ihm gleich. Der Freund nickte ihm zu und zeigte ein zufriedenes Lächeln.
Sie verbeugten sich voreinander, obwohl Kakuta kein gesteigertes Bedürfnis hatte, zu diesem Gauner, der auf Kosten anderer Menschen Reichtümer anhäufte, höflich zu sein. Schweigend verließen sie Bankims Palast und wurden von den beiden Frauen in Empfang genommen, die sie bis zum Vogelkäfig geleiteten und das Vehikel dann in Gang setzten.
Ihr Blick reichte weit über die Stadt. Das Gebäudekonglomerat erstreckte sich über mehrere Hügel; Hügel vergrabenen Mülls, wie Kakuta wusste. Die Sonne lugte zwischen Wolkenbänken hervor und warf ihre letzten Strahlen über einige Bezirke Chittagongs, während es anderswo regnete. Am Horizont kündeten Hochhäuser von dem Reichtum einiger weniger. Sie ragten entlang der Moore Road in die Höhe wie unterschiedlich lange und große Zähne, dort, wo der Karnaphuli River einen Knick machte und sich westwärts wandte.
Der Vogelkäfig stoppte, sie stiegen aus. Rings um sie wurde bereits wieder gearbeitet. Kinder, Frauen und Männer der Nachtschicht stampften durch den Schlamm und sangen rhythmische Lieder, die sie die Lasten auf ihren Schultern leichter ertragen ließen. Ein Kind, drei oder vier Jahre alt, greinte, bis es von seiner Mutter aufgenommen und getröstet wurde. Der Vorarbeiter schrie die Frau an. Dann schubste er Mutter und Kind vorwärts, hin zu einem Bewaffneten, und übergab
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