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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Schichtwechsel«, murmelte Kakuta.
    »Wie bitte?«
    »Es ist nichts.« Er sah sich aufmerksam um. Man warf ihnen scheue, manchmal auch hasserfüllte Blicke zu. Niemand wagte es, sie anzureden. Auch die Vorarbeiter wichen ihnen aus, als hätten sie die Pest.
    Mit einem Mal herrschte Stille. Das Teilskelett der QUEEN KATE lag ruhig vor ihnen, nur noch an wenigen Orten wurde gearbeitet. Letzte blauweiße Lichter erloschen an den Außenwänden, letzte Arbeiter seilten sich in die Tiefe ab und eilten davon, froh, ihrem anstrengenden Tagwerk entkommen zu können.
    Kakuta tat einige Schritte in das zerschnittene Wrack hinein. Der Boden war schlammig. Im Untergrund staken rostzerfressene Platten – und Metallsplitter, die tief in das Leder von Kakutas Schuhen schnitten. Sie behinderten ihn beim Vorwärtskommen. Die meist barfüßigen Arbeiter hingegen hatten keinerlei Probleme, den gefährlichen Fußangeln auszuweichen.
    Rings um sie lagen mannsgroße Vogelkäfige, deren Sinn er sich nicht erklären konnte.
    Sengu wirkte ratlos. »Ich kann Bankim nirgendwo sehen. Mein Blick reicht nicht sonderlich weit ins Innere des Schiffs. Es gibt zu viele Zwischenwände und Decks, die hintereinander angeordnet sind. Bleche, die mit dem Schweißbrenner abgetrennt und gelagert wurden. Kammern und Abteile voll Gerümpel. Alles verschwimmt ab einer Blicktiefe von etwa dreißig Metern.«
    Kakuta tastete nach Wurius rechter Hand. Er verinnerlichte einen Punkt, etwa 500 Meter von hier entfernt, den er anvisieren würde, sollte ihnen Gefahr drohen und er teleportieren müssen.
    Ein Gongschlag, laut und hallend. Kakuta zuckte zusammen, drehte sich im Kreis, suchte nach dem Verursacher. Doch er sah niemanden. Das Echo hallte von allen Seiten zurück, verzerrte den Ton und brachte den Boden unter ihren Füßen leicht zum Zittern.
    »Kommt hoch! Nehmt das Seil und bindet es an einem der Körbe fest.«
    Kakuta blickte hoch – und entdeckte Bankim sowie zwei Frauen auf einem Stahlträger, der quer durch den Schiffsrumpf verlief, in einer Höhe von mindestens zwanzig Metern. Alle drei grinsten, als bereitete es ihnen diabolische Freude, Sengu und ihn zu erschrecken.
    Das Ende eines Taus fiel vor Kakuta zu Boden. Es war schwer und glitschig. Angewidert nahm er es auf und vertäute es an einer faustgroßen Öse eines Käfigs, der ihm stabil genug erschien. Er kannte die wichtigsten Seemannsknoten, und er wusste, wie er sie anwenden musste.
    »Du vertraust Bankim?« Sengu beäugte die Voliere misstrauisch. »Er bräuchte bloß das Seil zu kappen, sobald wir uns auf halber Höhe befinden.«
    Kakuta stieg ein und zog den Kameraden hinter sich her. »Nein. Ich vertraue ihm nicht. Aber ich bin vorbereitet. Ich kann uns jederzeit in Sicherheit teleportieren.«
    Er schloss die Käfigtür, überprüfte nochmals den Knoten und gab dann Zeichen, dass man sie nach oben hieven sollte. Ein leises Surren ertönte, mit einem Ruck bewegten sie sich hoch.
    Das Gehäuse pendelte unruhig hin und her und drehte sich wie ein Kreisel. Sengu wurde schreckensbleich, sagte aber kein Wort.
    Für ihre angespannten Sinne ging es viel zu rasch hoch. Bankim lachte dröhnend, die Frauen gaben ebenfalls Laute der Belustigung von sich.
    Kakuta war schwindelfrei; doch was ihm hier zugemutet wurde, hinterließ auch in seinem Magen ein mulmiges Gefühl. Sie drehten sich so schnell, als säßen sie auf der ins Irrwitzige vergrößerten Spindel des Webstuhls seiner Großmutter. Endlich kam der Käfig zum Stillstand. Das Gehäuse krachte gegen anderes Metall; das eines Auslegers, über den ihr Gefährt mithilfe eines vergammelt wirkenden Elektromotors nach oben gezogen worden war.
    »Willkommen in meiner bescheidenen Hütte«, sagte Bankim, öffnete die Tür der Voliere und hielt Sengu die Hand hin. »Es ist nicht sonderlich feudal, aber kostet nur wenig Miete, und der Ausblick ist phänomenal.«
    Sie standen auf dem etwa einen Meter breiten Träger, der sich gehörig nach unten bog. Die Tiefe übte eine sogartige Wirkung auf Kakuta aus, und Sengu erging es noch schlechter. Er torkelte, und hätte Kakuta ihn nicht festgehalten, wäre er womöglich abgestürzt.
    »Man gewöhnt sich daran«, sagte Bankim, weiterhin lächelnd, »oder man stirbt einen wenig rühmlichen Tod. Folgt mir nun, bitte!« Er drehte sich nach links und ging auf die Innenwand der QUEEN KATE zu, unbeeindruckt von Algenschlick, Vogelkot und Nässe, die sich in Vertiefungen des Stahlträgers angesammelt hatten.
    Kakuta

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