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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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darauf gesellte sich ein zweiter hinzu, dann mehrere Stichflammen, und als der Boden unter ihren Füßen erbebte, wusste Kakuta, dass er sich geirrt hatte: Dies war kein Feuerwerk, sondern das Ergebnis einer Vielzahl von Explosionen, die gewaltige Flammen in den Himmel schickten.

2.
    Im Bauch der Bestie
     
    Sue nahm die Nanoschutzmaske vom Mund und atmete frei durch. Sie verließ die onkologische Abteilung, grüßte nach links und rechts, bestellte einen Kaffee am Buffet, den besten im Klinikbereich von Terrania Central, trank einen Schluck, verbrannte sich die Zunge, linderte den Schmerz mithilfe eines Selbsteingriffs und ging zur Geburtenabteilung.
    Eric Manoli begegnete ihr auf der Treppe, doch er achtete nicht auf sie, war in Gedanken versunken. Der ehemalige Begleiter Perry Rhodans zum Mond wirkte müde, sein Gesicht war fahl und eingefallen. Er verausgabte sich, wie unschwer zu erkennen war.
    Sue blickte auf die Uhr. Vier Uhr. War es Tag, war es Nacht? Sie hatte es vergessen. Sie würde darauf achten müssen und bei nächster Gelegenheit aus einem der Panoramafenster auf die stetig wachsende Stadt blicken.
    Sie gähnte. Sie hatte Hunger. Eine Salatplatte – das wär's! Thunfischsalat. Gewürzt mit diesen so exotisch schmeckenden Kräutern von Ferrol, die irgendwie säckeweise nach Terrania gekommen sind.
    Mittels ihrer ID-Karte gelangte sie problemlos in die Kinderklinik. Die Spielecken waren leer. Schwestern, die zweifellos zu den bestausgebildeten des Terrania Central gehörten, schlichen mit gesenkten Köpfen durch die in bunten Farben gehaltenen Gänge.
    Sues Herz klopfte laut, und es tat ihr weh. Hier lagen die hoffnungslosen Fälle. Kinder aus allen Teilen der Welt, deren Eltern sich Heilung für ihre Sprösslinge versprachen. Von Fulkar, dem der Ruf eines Wunderheilers vorauseilte – und dies nicht zu Unrecht.
    Er hielt sich im großen OP-Saal auf, wie sie über einen internen Informationskanal des Pods erfuhr. Ein dreijähriges Mädchen war am Schleeheiß-Virus erkrankt, das für Erwachsene keinerlei Bedrohung darstellte, für Kinder jedoch in neun von zehn Fällen in einem schleichenden Prozess multiples Organversagen nach sich zog. Die Wirkung des Virus und sein Ursprung waren noch längst nicht restlos geklärt. Ärzte schafften es oft nur, die Kinder zu stabilisieren und den körperlichen Verfall so lange wie möglich aufzuhalten.
    Sue stellte sich ans Beobachtungsfenster und sah Fulkar bei der Arbeit zu. Neben ihr standen Ärzte. Fachleute, die sich eifrig Notizen machten und jeden Arbeitsschritt des Aras mithilfe ihrer Pods dokumentierten.
    Fulkar befand sich in Höchstform, wie Sue mit einer gewissen Schadenfreude feststellte. Er ließ sich von seinen Assistenten nicht dreinreden, auch wenn es sich um Koryphäen auf dem Gebiet der Virologie handelte, die aus Spezialkliniken in Sydney und Washington, D.C. eingeflogen worden waren. Er fuhr ihnen übers Maul, wie es ihm passte, und er nannte sie Dilettanten, sobald sie es wagten, die Sinnhaftigkeit seiner Arbeit anzuzweifeln. Die Götter in Weiß schrumpften zu Zwergen in Weiß, umso mehr, da die mehrfach durchgeführten Blutspülungen und der Einsatz von Nanobakterien Erfolg zeitigten.
    »Und dennoch war das Risiko viel zu groß«, sagte Bernd van der Kruymp nach getaner Arbeit, ein mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Biogenetik, dessen braun gebranntes Gesicht beinahe täglich vom Titelbild irgendeiner Gazette lächelte. »Sie haben mit der Gesundheit des Kindes gespielt, haben ein bislang nicht erprobtes Verfahren angewandt.«
    »Wollen Sie mich etwa verklagen, Herr Kollege?« Fulkar wusch sich die Hände mit der ihm eigenen Akribie. »Ich habe Chancen abgewogen. Hier das Leben der Kleinen und die Hoffnung auf eine Verlängerung desselben um einige Jahre, bis die irdische Medizin die Mutationen des Schleeheiß-Virus wirksam in den Griff bekommt – da eine Wirkung auf Basis existierender Therapien, die den körperlichen Verfall bloß bis zu einem gewissen Grad aufhält. Ich habe die Möglichkeit mit dem größeren Risiko gewählt und mich richtig entschieden.«
    »Was hätten Sie den Eltern erzählt, wenn Sie ihre Tochter bei dieser Serie von Eingriffen getötet hätten?«
    »Die Wahrheit selbstverständlich. Ich hätte mich der Verantwortung gestellt.«
    »Und das Risiko einer Klage ...?«
    »Ist das alles, woran Sie denken, werter Kollege? Ans Geld, an finanzielle Kalamitäten? Sind derartige Überlegungen mit Ihrem

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