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PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

PR NEO 0039 – Der König von Chittagong

Titel: PR NEO 0039 – Der König von Chittagong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Angst!«
    War es denn so, wie die Frau behauptete? Machten Gerüchte über besonders begabte Menschen die Runde, wurde an Stammtischen gemutmaßt, was nur wenige Kilometer von hier entfernt vor sich ging? Waren alle Bemühungen, den Zweck des Lakeside Institute geheim zu halten, vergebens gewesen?
    »Ich bin kein Übermensch«, flüsterte Sue, »ganz gewiss nicht.«
    »Aber du kannst mir helfen. Nicht wahr?«
    Sue atmete durch, fest und tief. Um Zeit zu gewinnen. Um hinauszuzögern, was sie zu sagen hergekommen war. »Nein«, antwortete sie dann mit schwacher Stimme. »Ich bin gut in dem, was ich mache. Aber ich bin keine Zauberin. Ich habe Grenzen. Mehr als du glauben würdest.«
    »Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein! Du machst dich auf meine Kosten lustig ...«
    »Nein. Ich bedauere deinen Unfall zutiefst. Ich weiß ganz genau, wie du dich fühlst. Du meinst, nicht mehr ganz zu sein. Aber glaube mir eines: Du bist derselbe Mensch, der du immer warst. Der Arm mag dir fehlen, aber dein Wesen ist ganz.«
    Eine lange Pause entstand. Dharma starrte sie an, fassungslos, immer wieder blinzelnd. »Du meinst das ernst«, sagte sie dann. »Du möchtest mir nicht helfen.«
    »Ich kann es nicht. Glaub mir.«
    »Ach ja?«, schrie Dharma Liebevoll. »Weil ich keine von euch bin? Weil ich nicht wichtig bin?«
    »Das ist es nicht ...«
    »Verschwinde, du mieses Stück Dreck!« Dharma stieß ihr die Hand heftig vor die Brust. »Du Freak, du Monster! Geh zurück zu deinesgleichen und pass auf, dass du mir niemals wieder über den Weg läufst!«
    Sue zog sich zurück, erschrocken über die Vehemenz dieses Gefühlsausbruchs. Sie fühlte, was im Körper der Frau vor sich ging. Wie Blut hochkochte und Prozesse in Gang gesetzt wurden, die aus Dharma Liebevoll in diesen Sekunden eine Mörderin hätten machen können.
    Sie verließ den Raum und rannte davon. Die Treppen hinunter, vorbei am Portier, hinaus ins Freie, weg, nur weg! Sie musste so rasch wie möglich ins Lakeside Institute. Zurück nach Hause.

11.
    Das Geschenk der Freiheit
     
    Tako Kakuta kehrte zurück. Wo sich Dunkelheit und Selbstvergessenheit befunden hatten, waren mit einem Mal wieder Licht und andere Menschen. Es war warm. Es gab Gerüche. Alle seine Sinne sprachen an – mit einer Intensität, als wären sie lange Zeit ausgeschaltet gewesen. Die Teleportation war gescheitert. Und es war etwas geschehen, was er sich nicht erklären konnte.
    Kakutas Beine gaben nach. Ariane fing ihn auf und stützte ihn. Er fühlte ihr Gesicht nahe an seinem. Sie betastete ihn. Ihre Nasenflügel bebten, sie sog Luft ein. »Was ist geschehen, Tako?«, fragte sie. »Du hast deinen Geruch verloren, und das zum zweiten Mal binnen weniger Minuten.«
    Er sortierte seine Gedanken. Doch da war nichts, worüber es sich nachzudenken lohnte. Er war leer. Erinnerungen stürzten auf ihn herein. Es war, als würde eine Festplatte neu formatiert werden, und es war fast zu viel für sein Gehirn und für sein Verständnis der Dinge.
    »Wo war ich?«, krächzte Kakuta. Er versuchte, auf eigenen Beinen stehen zu bleiben, und irgendwie gelang es.
    »Hier natürlich«, antwortete Ariane mit verwundert klingender Stimme. »Aber du hast dich sehr eigenartig verhalten. Stimmt etwas nicht mit dir?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen um Ihren Freund, Miss Colas.« André Noir stand gut fünf Meter von ihm entfernt an der Bar des ehemaligen Starbucks. Er hielt ein Blatt Papier in der Hand, mit dem er sich Luft zufächelte. »Er wird sich rasch erholen. Und hoffentlich endlich einsehen, dass in seiner Situation Gewalt nicht weiterhilft.«
    »Was haben Sie mit mir angestellt, Noir? Ich war weg, trieb durch Dunkelheit, konnte mich nicht mehr bewegen, nicht mehr denken.«
    »Eine merkwürdige Erfahrung, nicht wahr? Aber ich habe mir sagen lassen, dass nicht jedermann dieselben Eindrücke wie Sie von seiner Reise mitbringt.«
    »Was geht hier vor sich, verflucht noch mal?«, schrie Ariane. Sie stampfte zornig mit einem Fuß auf. »Zuerst fällst du über diesen Möchtegern-Revoluzzer her und hältst ihn so fest, dass ich glaube, du würdest ihn tatsächlich überwältigen. Dann teleportierst du, stürzt zurück, liegst da mit schmerzverzerrtem Gesicht, und nur Sekunden später lässt du ihn frei, lachst blöd und unterhältst dich mit ihm, als wäre nichts geschehen. Als wäre er dein bester Freund ...«
    »Ich habe mich niemals mit Noir unterhalten!«
    »... ihr tuschelt, du schreibst einige Worte auf diesen

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