PR NEO 0039 – Der König von Chittagong
Pflanzenwelt verschluckt worden und kaum mehr zu erkennen.
Endlich erreichten sie das andere Ende des Decks. Ein verglaster Bereich ließ sich durch eine mannsgroße Tür betreten. Dahinter zeigte sich etwas, das früher mal ein Kaffeehaus gewesen sein mochte.
»Setzen Sie sich, Miss Colas, Mister Kakuta. Genießen Sie ein Heißgetränk, während ich Ihren Freund hierher bringen lasse.«
Man stellte zwei dampfende Tassen vor ihnen ab. Der Kaffee roch wieder betörend gut, in die aufgeschäumte Milch war mit Zucker eine Spur gegossen worden, die einen Smiley darstellte.
»Das Zeichen des Free State of Chittagong«, erklärte André Noir, der sich ihnen gegenüber auf eine Couch fläzte. »Mir und meinen Leuten gefällt die dahinterstehende Symbolik.«
»Ist das alles, worauf Sie stolz sein können? Einige Zeichen und ein Biotop, das ja doch künstlich erhalten werden muss?«
»Vergessen Sie bitte schön nicht den Ort, an dem wir uns derzeit aufhalten. Ein ehemaliges Starbucks Café . Ein weiteres Symbol des amerikanischen Konsum-Imperialismus.«
Kakuta ließ das Heißgetränk unberührt. Er beugte sich weit über den Tisch, der zwischen ihnen stand. »Also schön. Ich bewundere, was Sie hier geschaffen haben. Aber nun sagen Sie mir bitte schön, was dieses Versteckspiel für einen Sinn macht? Was Sie von uns wollen? Wie und warum Sie Wuriu Sengu gefangen gesetzt haben?«
»Sie sind ein ungeduldiger und zorniger Mann, Tako Kakuta. Ich hätte mir von Ihnen angesichts Ihrer Vorgeschichte mehr Demut erwartet. Ich bin mir sicher, dass weder John Marshall noch Allan D. Mercant sonderlich glücklich über Ihre bisherige ... Performance wären.«
Woher wusste der Kerl so viel über die Vorgänge in Terrania? Insbesondere die Angelegenheiten des Lakeside Institute wurden von der Öffentlichkeit ferngehalten. Doch es schien eine lecke Stelle zu geben, von der aus Informationen zu Noir gelangten.
Kakuta schwieg. Er nippte nun doch am Kaffee und wartete. Womöglich würde dieser selbstgefällige und von sich so sehr eingenommene Mensch weiterreden, wenn sie selbst es nicht taten.
»Ah, da kommt ja unser gemeinsamer Freund!« Noir klatschte in die Hände und stand auf.
Zwischen mehreren Polstermöbeln kam ein seltsames Gefährt herangerollt, einem Golfwagen nicht unähnlich. Neben dem Fahrer, einem Chittagonger mit breitem Smiley-Symbol auf dem Shirt, lag oder saß Sengu. Sobald er im Raum war, flammte ein weiterer Energieschirm auf.
Kakuta hatte Gnao, Andreas oder André Noir, wie auch immer er sich nannte, ein weiteres Mal unterschätzt. Er verfügte über ungewöhnlich viele technische Hilfsmittel – und er wusste sie einzusetzen.
»Wuriu!« Ariane wollte aufspringen und zu ihrem Freund laufen, Kakuta hielt sie zurück.
»Keine Sorge, es geht ihm den Umständen entsprechend gut.« Noir befahl dem Fahrer, in einer Entfernung von etwa zehn Metern stehen zu bleiben und dann das Gefährt zu verlassen. »Er ist bloß etwas benommen vom Cocabetta.«
»Sie haben ihn mit Rauschgift betäubt?« Ariane Colas wollte sich auf den Franzosen stürzen, Kakuta konnte sie nur mit Mühe von einer unbedachten Tat zurückhalten.
»Die Dosis war seinem Verhalten angemessen. Mister Sengu verhielt sich nicht sonderlich kooperativ, und ich musste ihm eine Lektion erteilen. – Möchten Sie ein Glas Wasser zum Kaffee?«
»Wo ist der Junge? Wo ist Sandhya?«, fragte Kakuta.
»Sie erfahren es zu gegebener Zeit. Aber keine Sorge: Es geht ihm gut.«
Kakuta konzentrierte sich. Es war alles eine Sache der Koordination und der Kräfteeinteilung. Ein Sprung hin zu Wuriu, mit Ariane im Schlepptau. Dann der Versuch, mit beiden nach unten zu teleportieren. In den Sumpf. Er musste es darauf ankommen lassen. Der Energieschirm wirkte schwach. Immer wieder waberten Entladungen über die müde leuchtende Blase hinweg, als gäbe es Probleme, die notwendige Spannung aufrechtzuerhalten.
Energieschirme können tödlich sein!, ermahnte er sich. Du riskierst dein Leben und das deiner Freunde, wenn du gemeinsam mit ihnen die Flucht versuchst.
»Ich würde es nicht versuchen«, sagte André Noir. Scheinbar gedankenverloren rührte er in seiner Tasse um. »Sie können sich wohl denken, dass ich mich gründlich auf Ihr Kommen vorbereitet habe. Noir schnippte mit einem Finger. Zwei bärbeißige Gestalten traten hinter Palmen hervor. Sie trugen Schutzanzüge, waren in Individualschirme gehüllt und hielten Waffen in der Hand, die zweifelsfrei aus
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