PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren

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vorsichtig zu sich. An der Stirn klaffte eine stark blutende Wunde. Er flehte das Schicksal an, dass die Kadettin keine Brüche und inneren Blutungen erlitten hatte.
    »Wie geht es ihr?«, kam Hollanders Stimme von oben.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Sid. »Sie ist ...«
    In diesem Moment schlug sie die Augen auf, lächelte Sid an. »Haben ... haben wir es geschafft?«
    Vor Erleichterung schossen ihm Tränen in die Augen. »Fast«, sagte er mit bebenden Lippen. »Wir haben es fast geschafft. Wie geht es dir?«
    Anna Dahlin blinzelte verwirrt, dann befühlte sie die Wunde an ihrem Kopf. »Muss mich wohl irgendwo gestoßen haben«, sagte sie.
    »Du bist in eine Felsspalte gestürzt, als du das Zelt aufstellen wolltest«, erzählte Sid. »Kannst du dich daran erinnern?«
    Die Schwedin verzog das Gesicht. »Das Zelt ... Jetzt erinnere ich mich. Plötzlich gab der Boden nach.«
    Sid atmete aus. »Du bist etwa drei Meter in die Tiefe gefallen. Hast du sonst noch Schmerzen? Kannst du die Beine bewegen?«
    Sie bewegte abwechselnd alle Gliedmaßen, dann lächelte sie Sid erneut an. »Scheint alles noch dran zu sein.«
    Sid leuchtete nach oben. »Es geht ihr gut!«, rief er. »Eine Platzwunde an der Stirn müssen wir versorgen, aber sonst ist ihr nichts geschehen. Könnt ihr uns raufhelfen?«
    Maurice S. Hollander streckte den Kopf in die Öffnung. »Raufhelfen?«, fragte er belustigt. »Runterkommen werden wir! Die Höhle gehört euch nicht allein!«

    Sie erreichten ihr Quartier in Baikonur am späten Abend des 21. März.
    Adham Hammadi hatte sich noch während der Nacht in der Höhle dank der erhitzten Nahrungskonzentrate größtenteils von seinem Kälteschock erholt. Der Erste-Hilfe-Koffer hatte zudem alle Utensilien enthalten, die sie zur Behandlung von Dahlins Verletzung benötigten. Außer leichten Kopfschmerzen litt die Schwedin an keinen Nachwirkungen ihres Sturzes. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, die letzten zwanzig Kilometer zu Fuß zurückzulegen, obwohl die drei Kadetten ihr versichert hatten, dass sie Dahlin ohne Weiteres auch noch den Rest des Weges im Boot hinter sich herziehen konnten.
    Schlussendlich war es ausgerechnet Juri gewesen, der sie als Erster ihrer Kompanie entdeckt hatte, wie sie abgekämpft bei ihrem Wohngebäude ankamen.
    Freudestrahlend kam er ihnen entgegengelaufen. In den Händen trug er eine große Thermoskanne und fünf Becher.
    »Wie viele Gruppen fehlen noch?«, fragte Maurice S. Hollander als Erstes.
    »Ihr seid die Letzten«, erklärte Juri. »Ich habe mir schon große Sorgen gemacht. Aber Wrinkle hat uns gesagt, dass ihr auf dem Weg seid.«
    Das Gesicht des Amerikaners verfinsterte sich. »Er hat uns also die ganze Zeit überwacht?«
    Juri zuckte mit den Schultern. »Ich nehme es an. Er wollte ja sehen, wie ihr euch schlagt.«
    Hollander presste die Lippen aufeinander und schwieg.
    Sid nahm dankbar einen Becher mit dampfender Brühe entgegen und nippte daran. »Wann bist du mit deiner Gruppe eingetroffen, Juri?«
    Der junge Kasache lächelte stolz. »Wir waren die Ersten, die ankamen. Ich habe das Gelände sofort erkannt, in dem sie uns abgesetzt haben. Von dort aus gingen wir zu einem kleinen Dorf, das ich kannte. Ein Schafhirte hat uns im Tausch gegen die Thermodecken, das Heizaggregat und das Nylonseil mit Braten und Schafmilch verköstigt. Dann hat er uns im Anhänger seines Traktors nach Baikonur gebracht und schön sauber am Eingang der Akademie abgesetzt.«
    Caster Brubaker war der Erste von ihnen fünf, der die Sprache wiederfand. »Und das ... das war erlaubt?«
    »Sicher war es erlaubt«, erklärte Juri mit einem treuherzigen Augenaufschlag. »Der Auftrag lautete ›überleben‹ und ›zurückfinden‹. Genau das haben wir gemacht.«
    »Ich glaub, mich knutscht ein Kamel«, hauchte Adham Hammadi erschüttert.

8.
    24. März 2037

    Drei Tage später hatten sie sich größtenteils von den Strapazen der Steppe erholt. Bei Anna Dahlin war eine leichte Gehirnerschütterung diagnostiziert worden, die sie aber dank der modernen Medizin innerhalb von zwei Tagen komplett auskuriert hatte.
    Einzig bei Maurice S. Hollander schien der Ausgang ihrer Überlebensübung noch nachzuwirken. Sid erkannte, dass es ihn in seinem Stolz verletzt hatte, dass ausgerechnet ihre die letzte aller acht Gruppen gewesen war, die das Ziel erreicht hatte.
    »Ich habe mich bei den anderen Gruppen erkundigt«, flüsterte er, während sie gemeinsam im Lerninstitut saßen. »Keine von ihnen wurde