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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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und als Jugendlicher so ziemlich alles besessen hatte, von dem Sid nur träumen konnte, unter dem Strich doch nicht eine so glückliche Jugend gehabt hatte.
    Offenbar hatte er sehr unter dem dominanten Vater gelitten. Sid nahm an, dass die Teilnahme an der Akademie für Hollander eine Art Befreiungsschlag von seinem Elternhaus war. Jedenfalls hatte der Kalifornier in den vergangenen Wochen kein einziges Mal eine Podverbindung nach Hause geöffnet. Adham Hammadi rief seine Eltern jeden zweiten Abend kurz an und erzählte, wie es ihm ergangen war.
    Aber sosehr Sid auch drängte, Hollander ließ sich nicht dazu ein, mehr von seinem Elternhaus zu erzählen. Sid musste es akzeptieren. Andererseits war er selbst nicht unfroh, wenn das Thema »Eltern« nicht allzu häufig von den Kadetten diskutiert wurde.
    Er fühlte sich jeweils wie ein Verräter, wenn er seinen Freunden die erfundene Geschichte von seinen Eltern aus Managua erzählte, die nie existiert hatten und angeblich bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren.
    Sid wusste zwar, dass er aus gutem Grund log. Aber mit jeder Unwahrheit verstärkte sich das Gefühl, dass sich zwischen ihnen ein Abgrund öffnete, der vielleicht nicht einmal mit der Wahrheit wieder geschlossen werden konnte.
    Sie zogen sich die Rucksäcke an und verließen ihr Quartier. Anschließend joggten sie zum Tereschkowa-Turm, in dem sich sowohl die Wassertanks befanden als auch der Antigrav-Hindernisparcours eingerichtet war.
    Beim Eingang erwartete sie ein älterer Mann mit Glatze und Brille, der am Eingangsterminal saß und ihre Erkennungsmarken einscannte.
    »Kadetten Hollander und de Vivar«, las er von seinem Monitor ab. »Wassertanktraining um fünfzehn Uhr. Alles in Ordnung. Ich erteile euch die Zutrittsberechtigung. Mit eurer Marke könnt ihr ab jetzt bis um siebzehn Uhr die Wassertank-Etage betreten ... und auch wieder verlassen.«
    Sid lächelte. Das russische Väterchen schien seine Aufgabe äußerst gewissenhaft zu erledigen.
    »Weshalb dieses ganze Prozedere?«, fragte Hollander. »Sollten wir als Kadetten nicht einen generellen Zutritt zum Tereschkowa-Turm erhalten?«
    Der Pförtner blickte ihn mit einer Mischung aus Belustigung und väterlicher Milde an. »Nachdem sich Kadetten von der ersten Ausbildungseinheit mehrfach unerlaubt im Antigravparcours aufgehalten haben, sahen wir uns gezwungen, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen.«
    »Das ist schade«, meinte Hollander. »Ich hätte gerne einen Blick hineingeworfen.«
    Der alte Mann nahm die Brille ab und begann sie mit einem Hemdzipfel zu reinigen. »Du wirst noch früh genug deinen Auftritt im Kotzotel haben«, sagte er lächelnd.
    »Kotzotel?«, echote Sid.
    »Das ist der inoffizielle Ausdruck«, erklärte der Alte. »Aber ihr werdet schon davon gehört haben, dass empfindlichere Mägen mit der Schwerelosigkeit nicht sonderlich gut zurechtkommen.«
    »Ich war schon zweimal mit Virgin Galactic im Weltraum«, erzählte Hollander. »Mein Magen hatte mit der Schwerelosigkeit keine Probleme.«
    »Na, dann darfst du dich ja auf den Parcours freuen. Und nun solltet ihr zusehen, dass ihr hochkommt. Major Rinkhel ist schon vor fünf Minuten zum Wassertank hochgefahren.«
    Sid zuckte zusammen. »Wrinkle persönlich leitet das Training?«, platzte es aus ihm heraus.
    Der alte Pförtner sah ihn tadelnd an. »Du sprichst seinen Namen falsch aus: Er heißt Rinkhel, und du sprichst ihn besser mitsamt seinem Rang an, also Major Rinkhel! Sprich es mir nach!«
    »Major Rinkhel«, sagte Sid ergeben.
    »Das ist gut so. Und nun geht!«
    Die beiden nickten dem Pförtner zu und traten in den Fahrstuhl, der bereitstand. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte und sie in die Höhe fuhren, fragte Sid: »Weshalb hast du dich so auffällig nach dem Zutritt zum Antigravparcours erkundigt? Da war doch was faul dran.«
    Hollander lächelte entwaffnend. »Anna und ich«, sagte er mit verschwörerischer Stimme. »Wir waren gestern nach dem freiwilligen Lauftraining die Einzigen in der Dusche ...«
    Einen Moment lang sah Sid ihn verständnislos an, dann erst fiel bei ihm der Groschen. »Ihr habt es getan«, hauchte er. »Ihr habt euch geliebt!«
    »Gepoppt«, korrigierte ihn der Kalifornier. »Hollander und Dahlin, das passt doch bestens. Wenn du es wissen willst: Es war echt toll. Und ich weiß genau, wo wir es das nächste Mal tun werden: in der Schwerelosigkeit!«
    Sid schüttelte den Kopf. Das waren zu viele verwirrende Informationen auf einmal

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