PR NEO 0041 – Zu den Sternen
gewesen. Er spürte Neid, aber auch eine Spur von Anerkennung. Noch vor zwei Tagen hatte sie ihn einen Idioten genannt, und nun ...
»Aber das ist doch gefährlich!«, sagte Sid.
»Da kann nichts passieren. Und hast du dich nie gefragt, wie sich Sex in der Schwerelosigkeit anfühlt? Was du da alles machen kannst? Die Möglichkeiten sind ...«
»Ich meinte, dass es gefährlich sei, weil ihr erwischt werden könntet!«, unterbrach ihn Sid. »Dann hast nicht nur du Ärger am Hals, sondern auch ...«
Der Aufzug hielt an, und mit einem leisen Ding! öffnete sich die Tür. Vorsichtig blickte Sid in den Gang, der aber leer war.
»... sondern auch Anna.«
»Höre ich da etwa ein kleines bisschen Eifersucht heraus?«, fragte Hollander.
Sid sog tief die Luft ein. »Ich finde Anna zwar toll und hätte nichts dagegen, wenn sie mich auch toll fände. Aber sie hat sich offensichtlich für dich entschieden. Da kann ich nichts machen.«
»Da hast du recht«, sagte Hollander und trat in den Gang.
Sid ging ihm nach und hielt ihn am Arm zurück. »Aber das heißt nicht, dass es mir egal wäre, wenn sie Ärger bekäme«, ergänzte er. »Bitte überrede sie nicht, es zu tun!«
Hollander seufzte. Dann legte er seine rechte Hand auf die Brust und hob die andere Hand neben dem Kopf in die Höhe. »Ich schwöre es, o El Cid, mein Freund«, sagte er theatralisch.
Sid blickte ihn kritisch an. »Das ist das erste Mal, dass du mich einen Freund nennst.«
»Es wird auch nicht so schnell wieder vorkommen, wenn du weiterhin den Spaßverderber spielst.«
»Du wirst also Anna nicht dazu überreden, mit dir in den Antigravparcours einzubrechen?«, drängte Sid, um ganz sicher zu sein.
»Ich habe es dir versprochen, du kannst also ganz beruhigt sein«, sagte er. Dann zuckte er die Achseln. »Wir werden sicherlich später noch genügend Gelegenheiten dazu erhalten, wenn wir erst das Flugtraining mit den Leka-Disken begonnen haben.«
Sid wollte protestieren, aber bevor er etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür am Ende des Ganges.
»Hätten die Herren die Güte einzutreten, bevor sie zu spät sind und ich gezwungen bin, eine weitere disziplinarische Maßnahme auszusprechen?«
Sid sah, wie Hollander unbewusst die Hand zur Faust ballte.
»Verstanden, Major!«, sagte Sid schnell und eilte auf die Tür zu.
Hollander folgte ihm.
Sie traten in einen kreisrunden Raum von etwa vierzig Metern Durchmesser. In der Mitte glitzerte das Wasser im Tauchbecken. Mehrere Scheinwerfer waren darauf gerichtet. Luftblasen stiegen auf und zerplatzten an der Oberfläche; das Zeichen dafür, dass bereits ein Team im Wasser war.
Mehrere Mitarbeiter im grauen Overall und ein Arzt in Weiß standen vor Terminals und hantierten mit Instrumenten.
Es war deutlich wärmer als in den anderen Räumlichkeiten des Tereschkowa-Turms. Nach den Temperaturen um den Gefrierpunkt, die draußen herrschten, spürte Sid, wie sich auf seiner Stirn und auf der Brust Schweißperlen bildeten.
Der Ferrone schloss die Tür und baute sich vor den beiden Kadetten auf.
»Terranische Geschichte der Weltraumfahrt«, begann er. »Wie mir eure Daten zeigen, habt ihr Kapitel eins bis zehn des Standardwerks durchgearbeitet. Was könnt ihr mir über die ersten drei Weltraumausstiege erzählen?«
»Der erste Ausstieg fand am 18. März 1965 statt«, sagte Sid sofort. »Alexej Leonow verließ die Woschod-2 für vierundzwanzig Minuten.«
»Es gab eine Komplikation, die zu ernsthaften Schwierigkeiten führte. Welche war das? Hollander!«
Der Kadett streckte sich. »Sie hatten den Druckunterschied zwischen dem Raumschiff und dem Vakuum des Weltraums unterschätzt, Sir. Leonows Raumanzug blähte sich so weit auf, dass er nicht mehr durch die Luke passte. Er musste improvisieren und schaffte es schließlich, einen Teil der Luft aus dem Anzug abzulassen. Erst dann konnte er das Raumschiff wieder betreten.«
»Sehr gut«, lobte Rinkhel. »Der Raumfahrer musste improvisieren. Mit welchen Problemen hatte er sonst noch zu kämpfen? De Vivar!«
Sid schluckte. Er war sich nicht ganz sicher, was Wrinkle hören wollte. »Er kämpfte gegen die Sicherungsleine an und geriet dabei in Panik?«
»Korrekt – Panik aufgrund der ungewohnten Situation«, bestätigte der Ferrone. »Die Gravitation ist ein ziemlich verkanntes Ordnungsprinzip im Leben. Nur sie gibt den Dingen ein Oben und Unten, ihren Platz und ihre Richtung. Im Weltraum fehlt diese regelnde Kraft. Eine Bewegung setzt sich endlos fort, bis
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