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PR NEO 0041 – Zu den Sternen

PR NEO 0041 – Zu den Sternen

Titel: PR NEO 0041 – Zu den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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haben in der bisherigen Analyse der Stationspositronik einen Faktor zu wenig hoch priorisiert. Ausgehend von der angenommenen versteckten Agenda in ihrer Neuprogrammierung, dachten wir, dass sie eine direkte Gefahr für die Lebewesen in der Station und unten auf Terra darstellt.«
    »Und dies ist nicht der Fall?«, fragte Bull.
    »Nein«, antwortete Whistler ernst. »Tatsächlich haben wir herausgefunden, dass die Station nach wie vor der grundlegenden Programmierung folgt, die ihr vor zehntausend Jahren eingeimpft worden war: Sie will das Leben der ihr anvertrauten Personen schützen. Ob dies nun Arkoniden, Naats, Terraner oder Ferronen sind – sie macht hierbei keine Unterscheidungen.«
    »Wie mir Kollege Whistler erklärt hat, kommt bei der Station die Maschinen-Entscheidungsmatrix zum Tragen, die bei den Menschen von einem gewissen Isaac Asimov unter der Bezeichnung ›Robotergesetze‹ definiert wurde.«
    Whistler hob die Hand und zählte dann an den Fingern ab: »Erstens: Ein Roboter darf kein menschliches Wesen wissentlich verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen wissentlich Schaden zugefügt wird. Zweitens: Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren. Und drittens: Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.«
    »Danke!«, sagte Bull. »Die kannte ich bereits.«
    »Wie auch immer die schwelende Bedrohung aussehen mag, die von der Station ausgeht«, fuhr der Naat unbeirrt fort, »sie richtet sich nicht direkt gegen die Besatzung und alle weiteren Lebewesen, die sich gerade in ihrem Innern aufhalten.«
    Whistler nickte. »Denn nach der Logik der Station darf sie nur von autorisierten Personen betreten werden. Wen sie hineinlässt, wird sie auch beschützen.«
    Bull nickte verstehend. »Das leuchtet mir ein. Weiter!«
    Whistler und Jeethar wechselten einen Blick. »Diese grundlegende Programmierung geht so weit«, erklärte der Naat seelenruhig, »dass die Station alle benötigten Ressourcen aufbringen wird, um ihr zu folgen.«
    »Selbst wenn sie dabei ihre eigene Sicherheit vernachlässigt«, fügte Whistler mit einem jungenhaften Grinsen hinzu. »Gemäß dem dritten Asimov'schen Gesetz.«
    »Das bedeutet«, sagte Bull langsam, »dass wir sie mit einer Krisensituation konfrontieren müssen, die sie in genau diese Lage versetzt.«
    »Genau!«, sagte Whistler. »Das angekündigte Feuerwerk. Kaboom!«
    Bull atmete tief ein. »Und wie stellen sich die Herrschaften dieses Feuerwerk genau vor?«
    Whistler blickte zu Jeethar hinauf. »Das ist der Teil, an dem du deine Bildershow startest, Großer.«
    Der Naat stieß ein raues Lachen aus. Dann rotierte die Silberkugel schneller um seinen Kopf, und vor Jeethars Gesicht manifestierte sich das Holobild.
    Whistler deutete mit dem Daumen darauf. »Seit meinem kleinen Eingriff kann das Kügelchen nun auch normale Filme abspielen. Toll, was?«
    Bull seufzte, während er sich die Bilder ansah, die sie vorbereitet hatten. Zehn Sekunden später spürte er, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. So sorglos, wie die beiden ihren Plan präsentiert hatten, so unverfroren und gefährlich stellte er sich heraus.
    »Das werde ich niemals autorisieren«, sagte Bull mit Nachdruck. »Das ist ein Spiel mit dem Feuer!«
    »So ist es«, sagte Whistler. Plötzlich war aus seinen wasserhellen Augen jede Spur von Schalk verschwunden. »Aber haben Sie einen besseren Vorschlag?«

19.
    26. April 2037
     
    Als der Supercopter in der Nähe auf dem Landefeld der Klinik Terrania Central des Stardust Tower landete und die Kadetten ausstiegen, hatte Sid immer noch ein furchtbar schlechtes Gewissen.
    Oberst Kowaltschuk hatte sie kurz vor dem Abflug erneut in die Mangel genommen. Die Worte des Mannes, der in seinen Ansprachen häufig von Einsatzwillen, Disziplin und Hingabe sprach, hatten Sid bis ins Innerste hinein wehgetan.
    Der höchste Verantwortliche von Baikonur hatte Hollanders Streich mit deutlichen Worten verurteilt und von einer »Schandtat« gesprochen. Nachdem er »den Übeltätern« direkt nach dem Vorfall die Gelegenheit gegeben hatte, sich freiwillig bei ihm zu melden, und Hollander dies Sid gegenüber kategorisch ausgeschlagen hatte, war der Oberst in einer Zwickmühle gewesen.
    Bei seiner gemeinsamen Ansprache mit Major Rinkhel hatten sie dann den Kadetten erklärt, dass sie darauf

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