PR NEO 0042 – Welt aus Seide
reichte ihr Anblick, endgültig Panik unter den Trebolanern ausbrechen zu lassen. Wahrscheinlich hatten sie in der Vergangenheit bereits Erfahrungen mit arkonidischen Sicherheitskräften gesammelt.
»Was meinen Sie?«, rief er Atlan zu, als der Arkonide sich auf der Galerie kurz orientierte. »Wir hätten die Einladung des Fürsorgers wohl besser annehmen sollen!«
Atlan lächelte grimmig. »Schon möglich. Das arkonidische Protokoll kann sehr mitleidlos sein. Da lang!«
Sie rannten von der Galerie durch einen Flur zu einem weiteren Torbogen, jenseits dessen eine flache, geschwungene Rampe aufs Dach führte. Wie erwartet, spannten sich mehrere dünne Bögen von dort auf die Nachbargebäude. Die warme Sonne stand schon tief und schimmerte tiefblau auf den Dächern.
Sie erkannten ihren Fehler, als sie gerade auf den breitesten der Wege fliehen wollten.
Mehrere Energieblitze trafen neben ihnen das Dach. Sie zerplatzten zu funkelnden Entladungen auf dem glatten, halbtransparenten Material, brannten aber keine Löcher hinein.
Paralysestrahlen, dachte Rhodan, noch während sie in Deckung sprangen. Immerhin möchten sie noch mit uns reden. Oder sie wollen einfach nur nicht das Dach zum Einsturz bringen ...
»Da auch!«, fauchte Chabalh mit angelegten Ohren und blickte zum nächstgelegenen Dach. Überall huschten geduckte Gestalten von Deckung zu Deckung und sicherten die Brücken.
»Sie machen keine halben Sachen«, murmelte Atlan zerknirscht. Wer immer den Zugriff koordinierte, er hatte mindestens fünfzig Mann im Einsatz.
»Iwan«, sagte Rhodan und packte den Zünder, der mit Matsu hinter einem Vorsprung lag, am Arm. »Wir brauchen jetzt deine Hilfe.«
11.
Crest da Zoltral
Als Crest wieder zu sich kam, war er gefesselt.
Es war ein merkwürdiges Gefühl: einerseits die Leichtigkeit, die ihn schon bei seinen ersten Schritten nach der Ankunft an eine andere Welt erinnert hatte – jene Welt, die sein Leben verändert hatte. Wanderer, die Welt der Ewigkeit. Waren wirklich erst einige Monate vergangen seither?
Gleichzeitig war er ebenso hilflos wie damals, als er noch ins Gefängnis seines alternden, zerfallenden Körpers gesperrt gewesen war. Ehe ES ihm sein Geschenk vermacht hatte.
Nicht ES, mahnte ihn sein Extrasinn, ohne dass er darum gebeten hätte. Rhodan.
Wie auch immer, dachte er mit einem Anflug von Ärger. Sein Kopf tat weh, und seine Lage war eine deutliche Warnung, dass ein Zellaktivator keine Garantie dafür war, dass er den nächsten Tag, die nächste Stunde überleben würde. Das Gerät schützte seinen Träger nur davor, von allein zu sterben, so wie alle Lebewesen der Galaxis. Die Unabänderlichkeit dieser Tatsache war ihm immer wie ein grausamer Witz erschienen: Sollte das Leben nicht auch ohne die Gnade eines allmächtigen Wesens weitergehen? War es dazu nicht da? Es war, wie einen Fisch vor dem Ertrinken schützen zu müssen.
Crest verzehrte sich nach diesem Schutz. Und dennoch hatte ihn jemand – oder etwas – geangelt.
Er lauschte kurz in sich hinein, dann schlug er die Augen auf. Zuerst bemerkte er den Aktivator auf seiner Brust. Wer immer ihn gefangen genommen hatte, wusste offenbar nicht um dessen Bedeutung, oder er hatte seine Gründe, den Aktivator nicht an sich zu nehmen.
Schließlich fielen ihm die Spinnweben auf.
Mit Ausnahme des Aktivators und dem Bereich um seine Schlüsselbeine war sein gesamter Oberkörper in seidene Stränge gewickelt. Sie saßen straff wie starke Pflanzenfasern, waren dabei aber klebrig wie Zucker und passten sich jeder Bewegung seiner Muskeln an, ohne ihm auch nur einen Millimeter Freiraum zu lassen. Es war, wie in festen Schaumstoff gepackt zu sein, und das Gefühl verstärkte seine Orientierungslosigkeit noch.
Seine Arme waren nach oben gebunden und bis zu den Handgelenken ebenfalls gefesselt. Er konnte sie nicht einmal weit genug bewegen, um den hinter seinem Ohr versteckten Kommunikator zu aktivieren. Seine Beine waren vergleichsweise frei, aber seine Hüfte war unverrückbar an die Wand in seinem Rücken gebunden; von daher nützte ihm das Strampeln nicht viel.
Nach einigen fruchtlosen Momenten, in denen er sich vom sorgfältigen Sitz seiner Fesseln überzeugt hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf seine Umgebung.
Er befand sich in einer Art Labor. Es gab keine Fenster und damit keinen sicheren Weg, um festzustellen, ob er noch auf Trebola weilte, auch wenn er es annahm. Dein Kopf würde sich anders anfühlen, wenn du länger
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