PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer
schachtförmig durch mehrere parallele Universen fortsetzt und diese am betroffenen Punkt verbindet, mithin theoretisch Bewegung entlang einer universalen Achse ermöglicht, wenngleich uns bisher unbekannt ist, mit welchen Kosten diese Nutzung verbunden sein könnte. Unsere Chi'quan haben ein unbemanntes Beiboot präpariert, das wir später in diese Anomalie schicken werden.
Logbuch der NOCHANIA, Ritab Firote, 36-32-312043
Die WELTENSANG ist noch nicht eingetroffen.
Das Beiboot, das wir in die Anomalie entsandten, ist nach vier Phasen zurückgekehrt. Interessanterweise befindet sich, soweit beobachtbar, in jedem der miteinander verbundenen Universen ein Planet. Dies hat im Wissenschaftsbetrieb der NOCHANIA zu einem Dissens geführt hinsichtlich der Einstufung der Schachtverbindung. Womöglich handelt es sich nicht um Universen, sondern um Para- oder Pseudorealitäten, Realitätsvarianzen oder spekulative Zukünfte. Ich bin kein Wissenschaftler und werde diese Diskussion mit Freuden an die zuständigen Kreise weitergeben, sobald wir wieder Kantru erreichen.
An den Messprotokollen konnte Urlan keine über Standardbedingungen und Schutzwirkung hinausgehenden schädlichen Wirkungen des Strahlungscocktails auf organische Lebensformen feststellen, allerdings kam es zu technischen Aussetzern im Mikrosekundenbereich, innerhalb derer die Gravitationsimpulse durchschlagen könnten. Um Schäden an der Mannschaft zu vermeiden, werden wir das Beiboot entsprechend für den zweiten Durchgang durch die Anomalie präparieren.
Logbuch der NOCHANIA, Ritab Firote, 01-33-312043
Mich beschleicht immer stärker das Gefühl, einen furchtbaren Fehler begangen zu haben. Die WELTENSANG ist noch nicht eingetroffen.
Diesmal benötigte unser Beiboot drei Phasen länger, um die Anomalie wieder zu verlassen. Als wir es näher holten, bemerkten wir Beschädigungen des Rumpfs, allerdings keine Durchbrüche oder Löcher im Rumpf. Vorsichtshalber schleusten wir das Beiboot nicht ein, sondern hielten es in einer Distanz von 200 Millionen Kilometern, während wir seine Aufzeichnungen überspielten und prüften. Es war tatsächlich gelungen, entlang des Anomalieschachts vier Planeten anzufliegen, obwohl wesentlich mehr erreichbar sein dürften, wenn die Messdaten stimmen. Jeder dieser Planeten wies exakt die gleiche Gestalt, Masse, Schwerkraft, Achsneigung und Rotation auf wie die anderen, unterschied sich aber in anderen Faktoren mitunter beträchtlich. So verfügten beispielsweise zwei der vier Welten über Atmosphären, zwei über einen und eine über drei Monde und dergleichen mehr.
Zwei Umstände sind dabei besonders erwähnenswert: Erstens, die hyperenergetischen Impulse scheinen zumindest aus dem Schacht selbst zu stammen. Derzeit glauben die Wissenschaftler, sie entstünden nicht dort, sondern würden durch einen hyperphysikalischen Tunneleffekt in diesen Schacht geleitet und dort aufgrund der besonderen Raum-Zeit-Struktur verstärkt und zurückgeworfen. Wenn das stimmt, haben wir es eventuell mit einem theoretisch unbegrenzt lange fortdauernden dynamischen Phänomen zu tun. Zweitens, die Beschädigungen des Beiboots erfolgten während dessen Aufenthalts in der Atmosphäre des letzten angeflogenen Planeten, einer Dschungelwelt. Nähere Untersuchungen scheinen sinnvoll zu sein, allerdings werde ich dazu die Rückendeckung der WELTENSANG abwarten.
Logbuch der NOCHANIA, Ritab Firote, 02-33-312043
Die WELTENSANG unter Rolak Troh ist endlich eingetroffen. Erste Messungen der Spezialisten haben unsere Untersuchungsergebnisse bestätigt. Ein solches kosmisches Phänomen ist uns bislang nicht begegnet. Über die Transfermembran haben wir weitere Messeinheiten herbeigeholt, darunter auch einen Experten für hyperphysikalische Störeinflüsse. Tajuns Prognose zufolge handelt es sich um ein stabiles, allerdings hinsichtlich Stärke und Schwankungsbreite irreguläres Phänomen. Wir werden abwarten, ob es möglich ist, dies strategisch und/oder wissenschaftlich zu nutzen.
Vorerst haben wir Sonden rings um Urlanum stationiert sowie innerhalb des Schachts an unterschiedlichen Stellen und auf den betroffenen Parallelwelten, um möglichst viele Daten zu sammeln. Wenn es uns gelingt, das Schachtphänomen zu verstehen, zu nutzen und zu kopieren, stehen wir vor einer Sensation, die sich nur zu unserem Vorteil entwickeln kann – ökonomisch, politisch und strategisch. Scheinbar muss ich meine negative Grundeinstellung und »bedenkenträgerische
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