PR NEO 0043 – Das Ende der Schläfer

Kleingeistigkeit« (so auch Rolaks Ratschlag bei einer Besprechung) überprüfen.
     
    Logbuch der NOCHANIA, Ritab Firote, 03-34-312043
    Meine Skepsis war angebracht. Wir haben den Totalverlust aller Sonden zu verzeichnen, außerdem schwerste Schäden an der WELTENSANG und der NOCHANIA. Wir sind nicht in der Lage, es zu erklären, aber der Erfolg des Angriffs basierte wesentlich auf dem Eingreifen unseres robotgesteuerten Beiboots. Die flankierenden Angriffe aus der Schachtanomalie mittels gebündelter Gravitationsimpulse und einer seltsamen, metaorganischen Waffe allein hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit abgewendet werden können, wenn nicht über das Beiboot ein unbekanntes Virus in unsere Bordsysteme eingespeist worden wäre.
    Die Emitter der WELTENSANG wurden ausnahmslos zerstört, ein Teil ihrer Hülle so stark beschädigt, dass an eine Reparatur oder an einen Interstellarflug nicht mehr zu denken ist. Unsere strategische Auswertung hat eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür ausgewiesen, dass die Beschädigung der WELTENSANG ein primäres Ziel des unbekannten Gegners war. Wir gehen davon aus, dass er nicht bloß die mächtigere Einheit ausschalten wollte, sondern dass ihm auch daran gelegen ist, sie in Besitz zu nehmen. Kommandant Troh hat den Transfer an Bord der NOCHANIA befohlen, er hält sich bereit, den Ringraumer in die Anomalie zu steuern und dort den an Bord verbliebenen Lazan einen finalen Befehl zu erteilen.
     
    Logbuch der NOCHANIA, Ritab Firote, 22-34-312043
    Es ist unfassbar: Unser Gegner ist eine Pflanze. Die Riofe Rohn ist trotz ihres harmlosen Äußeren ein wildes Geschöpf, das beachtliche Intelligenz und Bösartigkeit an den Tag legt. Wie wir herausgefunden haben, geht die Schachtanomalie ursächlich auf sie zurück und verfolgte offenbar den Plan, Neugierige anzulocken und für sich zu vereinnahmen.
    Die von uns bereits früh festgestellte Dschungelwelt – die Riofe Rohn nennt sie Saantiora, wie wir nun wissen – ist die Heimstatt des Ungeheuers, das wir zu uns gelockt haben. Sie liegt unseren Messungen zufolge in einem alten, sterbenden Universum, das seiner neuerlichen Kontraktion entgegenschleicht.
    Wir sind nicht sicher, ob es sich bei der Riofe Rohn um einen einzigen, gigantischen Organismus handelt oder um ein Volk, da alle autonom handelnden Teile der Pflanze mit den anderen mental vernetzt zu sein scheinen – nicht anders lässt sich die erbarmungslose Effizienz ihrer Kriegführung erklären.
    Ich bin mir bewusst, dass es weder Sinn und Zweck der NOCHANIA noch der WELTENSANG war und ist, Krieg herbeizuführen und auszutragen, und werde der unausweichlichen Strafe entgegensehen. Jedoch blieb mir kaum Zeit für eine Alternativplanung: Als die Riofe Rohn die WELTENSANG zu übernehmen drohte, musste ich handeln, um diese Gefahr abzuwenden. Mithilfe der Kodes, die mir Kommandant Troh vor seinem Tod durch Wurzeln und Sporen der Riofe Rohn hat zukommen lassen, ist es mir gelungen, das Ringschiff in das Innere der Anomalie zu steuern und dort den finalen Befehl zu erteilen.
    Die Anomalie ist vernichtet, und jener Teil der Riofe Rohn, der in Form von Sporen an Bord des Beiboots gelangt und dort durch rasche Assimilation zu beträchtlicher Größe herangewachsen war, ist nun zumindest fürs Erste von sämtlichen anderen Riofe Rohn abgeschnitten, sei es nun Spezies, Mutterpflanze oder Restorganismus. Es ist uns weiterhin gelungen, die Riofe Rohn durch starke Fesselfelder, ein Antigravitationsfeld, das sie jedes materiellen Kontakts beraubt, und Wärmeentzug vorläufig außer Gefecht zu setzen. Zu Recht wies Tajun darauf hin, dass die Riofe Rohn einem Universum mit höherer kosmischer Hintergrundstrahlung entstammt und womöglich auf dieses insgesamt höhere Temperaturniveau angepasst ist, sodass ihr Kälte verhältnismäßig mehr schadet als Geschöpfen unseres Universums.
    Basis Kantru hat angekündigt, Hilfe zu schicken. Wir warten nun ab und beschäftigen uns in der Zwischenzeit mit der Erforschung der Riofe Rohn.
     
    Die Riofe Rohn: wissenschaftlicher Abschlussbericht, vorgelegt von den Dres. Tajun, Urlan und Feflersch
     
    ad 1) Phänotyp
    Bei der Riofe Rohn handelt es sich um eine Pflanze, die wir zur Gattung der Bedecktsamer zählen und die partiell zur Ordnung der Lilienartigen, partiell aber auch zu den Palmenartigen gehört. Zugleich muss sie als intelligente Lebensform anerkannt werden, was unsere Taxonomie erschwert. Eine Erweiterung der Taxonomie ist nicht sinnvoll, da es sich um