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PR NEO 0044 – Countdown für Siron

PR NEO 0044 – Countdown für Siron

Titel: PR NEO 0044 – Countdown für Siron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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Erbinformation vervielfältigt werden. Sie enthält eine Art kodierten Bauplan und steuert den Ablauf des Teilungsprozesses. Die sogenannten Chromosomen sind die Träger dieser Erbinformation. Als Telomere bezeichnet man ihre Endstücke, also eine Anordnung bestimmter chemischer Bausteine, die signalisiert, dass das Chromosom an dieser Stelle endet und der Replikationsprozess abgebrochen werden muss. Geschieht das nicht, kommt es zu unkontrollierten Zellwucherungen.«
    »Das ist alles furchtbar interessant ...«, setzte Bahroff an, wurde aber sofort von dem Ara unterbrochen.
    »Halten Sie den Mund, und hören Sie zu! Das Problem mit den Telomeren ist, dass sie sich mit der Zeit abnutzen, genauer gesagt: verkürzen. Ihre molekulare Struktur – und damit ihre Stabilität – erodiert. Das führt schließlich dazu, dass eine fehlerfreie Replikation der Erbsubstanz nicht mehr möglich ist. Die Zellteilung ist gestört oder setzt ganz aus, und der Organismus stirbt. Und nun sehen Sie sich das hier an ...«
    Auf dem Holoschirm des Gewebescanners erschien ein Bild, das Bahroff an einen interstellaren Nebel erinnerte. Rote, grüne und blaue Flecken bewegten sich wie in Zeitlupe vor einem schwarzen Hintergrund, faserten aus und fügten sich wieder zusammen.
    »Das ist das positronisch vergrößerte Bild des Zellkerns eines Fibroblasten«, erläuterte der Arzt. »Fibroblasten sind spezialisierte Zellen im Bindegewebe. Ich habe die Probe vor zwei Wochen aus Ihrer Armbeuge entnommen. Die farblich hervorgehobenen Areale markieren die Bewegungsmuster zweier willkürlich ausgewählter Chromosomen. Normalerweise kommt die Chromosomendrift zum Stillstand, wenn man einzelne Zellen isoliert. Bei Ihren Zellen dagegen ...«
    »... ist das ganz offensichtlich nicht der Fall«, vervollständigte Bahroff den Satz.
    »Richtig. Ich habe die Zellen einer Reihe von Stressfaktoren ausgesetzt. Hitze, Kälte, schwach konzentrierte Säure und ähnliche Einflüsse. Die Chromosomen blieben in jedem einzelnen Fall nahezu vollständig replikationsfähig. Und das ist noch nicht alles ...«
    Santek berührte eine der Sensortasten auf seinem Pad, und das Holobild wechselte. Es zeigte nun ein Chromosom in Großaufnahme, das aussah wie zwei Würmer, die sich umeinander gewickelt hatten. Kopf- und Schwanzende der Würmer waren gelb eingefärbt. Darunter erkannte der Halbarkonide eine Tabelle mit Messwerten.
    »Das ist die Längenentwicklung der Telomere in Nanometern«, sagte der Ara. »Über den gesamten Beobachtungszeitraum hat sie sich nicht verändert. Ich habe inzwischen sechs weitere Chromosomen untersucht. Die Ergebnisse sind identisch.«
    »Man könnte also behaupten«, formulierte Stiqs Bahroff vorsichtig, »dass diese Zelle unsterblich ist?«
    »Zumindest theoretisch«, stimmte der Arzt zu. »Um sicher zu sein, brauche ich natürlich mehr Zeit. Doch selbst wenn es so wäre, ist es mehr als fraglich, ob sich das Verhalten einer einzelnen Zelle auf den Organismus übertragen lässt, dem sie angehört hat.«
    Santek schien darauf zu warten, dass Stiqs Bahroff etwas sagte, doch dieser zog es vor zu schweigen. Der Arzt wusste etwas. Vielleicht ahnte er es auch nur, aber wen mochte das verwundern? Der Ara hatte ihn wochenlang intensiv untersucht, hatte ihn praktisch beobachtet, seit er den Zellaktivator angelegt hatte.
    Seit Sergh da Teffron dir den Zellaktivator angelegt hat!, verbesserte ihn eine innere Stimme. Er hat dir nie eine Wahl gelassen!
    Wie auch immer: Ein erfahrener und kluger Mann wie Santek musste längst begriffen haben, warum die Hand des Regenten ihn mit einer derart intensiven und vollständigen medizinischen Überwachung Bahroffs beauftragt hatte.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass der Edle da Teffron das Artekh-System verlassen will«, sagte der Arzt, als die Stille unangenehm zu werden begann.
    »Sie sind bemerkenswert gut informiert«, sagte Bahroff.
    »Das gehört zu meinen Aufgaben. Meine Sorge gilt der Gesundheit aller Arkoniden im Geflecht. Dazu zählt auch die Hand des Regenten.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass der das anders sieht. Sind wir fertig für heute?«
    »Sie haben mir noch nicht verraten, wie Sie sich fühlen«, sagte Santek.
    »Ist das Ihr Ernst? Ihnen steht die modernste Medotechnik zur Verfügung, die das Imperium zu bieten hat, und Sie fragen mich, wie ich mich fühle?«
    »Die Praxis hat mir gezeigt, dass kein noch so genaues Messgerät die Selbsteinschätzung eines Patienten ersetzen kann. Also

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