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PR NEO 0044 – Countdown für Siron

PR NEO 0044 – Countdown für Siron

Titel: PR NEO 0044 – Countdown für Siron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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war neben dem Meratum Ascunea, dem Kreis der Schirmherren, die wichtigste geistliche Institution auf Siron. Fast eine Milliarde Planetenbewohner, also gut die Hälfte aller Sironer, schrieben dem Wrack nach wie vor übersinnliche Kräfte zu und gehörten einer der acht elementaren Glaubensgemeinschaften an.
    »Möchtet ihr sofort weiterreisen oder euch erst reinigen?«, fragte die Schwester. Der weiße, knöchellange Umhang umschloss ihren Körper vollständig. Lediglich an den Seiten ragten zwei zierliche Hände aus in den Stoff geschnittenen Schlitzen, mit denen sie jetzt die ihr von Angech übergebene Genehmigung sorgfältig prüfte.
    »Unsere Reinigung ist bereits erfolgt«, antwortete Angech. »Wenn es dir nichts ausmacht, würden wir unseren Weg gerne fortsetzen.«
    »Dann folgt mir!« Sie führte die Gruppe eine gewundene Steintreppe hinab in einen höhlenähnlichen Saal. In den Boden waren breite Becken eingelassen, in die permanent Wasser aus mit Metall eingefassten Löchern in den Wänden floss. Es gluckerte und plätscherte überall. Angech verspürte plötzlich einen starken Harndrang.
    Du bist lediglich nervös, beruhigte er sich selbst. Reiß dich zusammen. Alles läuft wie geplant.
    Über ein verwirrendes System aus Gängen und Fluren ging es tiefer in den Untergrund. Hier war Angech noch nie gewesen. Als Kind hatte er das Absolute mehrfach mit seinen Eltern aufgesucht, die glühende Anhänger der Traditionalisten gewesen waren, doch nach dem Studium war der Kontakt zu ihnen fast vollständig zum Erliegen gekommen. Man sah sich noch ab und zu auf den Festen der Meinigen, tauschte ein paar allgemeine Banalitäten aus. Bis heute war sich der Sironer nicht sicher, ob er diese Entwicklung begrüßen oder bedauern sollte.
    Fünf Minuten später erreichten sie eine Halle mit tiefer Decke. Mehrere Türen führten von dort weiter in die Anlage hinein. Die Tana Ascunea wandte sich an Angech und gab ihm die Genehmigung zurück.
    »Von hier an seid ihr auf euch allein gestellt«, verkündete sie. »Dort vorne beginnt der wissenschaftliche Bereich. Folgt den Hinweisschildern und achtet darauf, die anderen Pilger nicht zu stören. Solltet ihr Hilfe brauchen, könnt ihr die Koms benutzen. Ihr findet sie in den rot markierten Abschnitten.«
    Bevor sich Angech bedanken konnte, hatte sich die Frau schon umgedreht und war davongeeilt. Der Sironer atmete tief durch.
    »Dann los!«, sagte er knapp und steuerte eine der Türen an. Obwohl er diesen Ort zum ersten Mal besuchte, wusste er doch genau, wohin er sich zu wenden hatte.
    Das Absolute war über die Jahrtausende unmittelbar um das Wrack herum entstanden. Das Raumschiff hatte sich damals über hundert Meter tief in den sandigen Wüstenboden gebohrt. Die Glut des von der Atmosphäre erhitzten Rumpfs und die nachstrahlenden Triebwerke des Ringwulstes hatten das Gestein zum Schmelzen gebracht. Das Schiff selbst war dabei in Bezug auf seine Längsachse nur um wenige Grad schräg zum Liegen gekommen, was die Arbeit der Forscher erheblich erleichterte.
    Eine systematische wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Wrack fand erst seit gut fünfzig Jahren statt. Zuvor hatten die Macht der religiösen Kasten und die Differenzen der verschiedenen Interessengruppen ein koordiniertes Vorgehen verhindert, und immer noch war es alles andere als einfach, die Erlaubnis zu erhalten, sich dem Schiff nähern, geschweige denn es betreten zu dürfen.
    Angech hatte sich unter großen Mühen eine Reihe von Skizzen beschafft. Deshalb wusste er, dass man bislang an drei verschiedenen Stellen in den Raumer eingedrungen war. Das Wrack bestand aus drei Kugelschalen, von denen die äußere im Mittel hundert Meter durchmaß. Wesentlich weiter war man bislang nicht gekommen. Die streng geheimen und nicht für die Öffentlichkeit gedachten Berichte der Wissenschaftler sprachen von Schwierigkeiten , auf die man gestoßen war. Näheres hatten auch Angechs Quellen nicht in Erfahrung bringen können.
    »Dort entlang!« Stynn hatte die Umgebung als Erster erfasst. Selbstverständlich hatte Angech darauf bestanden, dass jedes Mitglied der Gruppe sich die Skizzen einprägte. Vielleicht wurden sie ja getrennt.
    »Nicht so schnell«, warnte Yoel. »Ich bin ziemlich sicher, dass es Kameras gibt. Wir müssen uns so verhalten, als ob wir hierher gehören.«
    Sie folgten einem Gang, der eine geringe Krümmung aufwies. Es war nicht mehr weit. Wenn sie den Einstieg erst einmal passiert hatten, konnte sie niemand

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