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PR NEO 0044 – Countdown für Siron

PR NEO 0044 – Countdown für Siron

Titel: PR NEO 0044 – Countdown für Siron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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drohte die Situation zu eskalieren.
    Erst vor wenigen Wochen hatten sich die sieben Patronate der Loma, die Bergnomaden des Manaugan-Massivs und die autarke Provinz Hevenshart unter großem Mediengetöse zu einem Verteidigungsbündnis zusammengeschlossen. Zweifellos nicht mehr als demonstratives Säbelrasseln, denn im Ernstfall eines Angriffs hatten die Nordländer keine realistische Chance gegen die hochgerüstete Allianz. Vermutlich würden die Heeloner die nördlichen Provinzen sogar als Erste angreifen, um die wichtigen Nachschublinien durch die Windschneise und über die Große Kraterplatte zu besetzen.
    Der Sironische Rat hatte daraufhin eine Krisensitzung im Ornomeon angekündigt, an der alle Vertreter der Südländer teilnehmen sollten. Bis auf das geistige Oberhaupt der Einweltler hatten sämtliche Würdenträger zugesagt.
    »Träumst du?«
    Iessa schlug ihm von hinten leicht gegen die Schulter. Angech war so in seine Gedanken versunken gewesen, dass er unwillkürlich stehen geblieben war.
    »Nein«, beeilte er sich hastig zu versichern. »Seid ihr alle so weit?«
    »Meinst du die Frage ernst?«, erwiderte Iessa.
    »Natürlich nicht.« Angech seufzte. Dann griff er in die Innentasche seines Pilgermantels und zog die beglaubigte Erlaubnis der Stadtverwaltung hervor, die unvorstellbare 10.150 Sir gekostet hatte – 150 Sir für das Dokument an sich und 10.000 Sir für die beteiligten Beamten des Genehmigungsausschusses. Das war auch der Grund, warum es fast ein Jahr lang gedauert hatte, bis sie ihre Expedition starten konnten. Eine Lizenz der Klasse 1 wurde nur sehr selten ausgestellt und war vor allen Dingen teuer. Viele Mitglieder der Freidenker hatten ihre gesamten Ersparnisse geopfert, um den Vorstoß der sechs Sironer möglich zu machen.
    »Tut so, als ob ihr betet«, sagte Angech leise. »Ich übernehme das Reden.«
    Vor der Gruppe tauchten die langen Reihen der Meldekammern auf. Die erste Hürde. Hier mussten sich die Pilger registrieren und zum ersten Mal ausweisen.
    Die Wachen trugen die üblichen typischen Uniformen; eng anliegende Hosen, Hemden und eine Art Weste mit zahlreichen aufgenähten Taschen. Schwarze Stiefel, schwarze Handschuhe und die spitzen schwarzen Helme der Geweihten Garde vervollständigten das kriegerische Äußere. In den Gürteln der Männer steckten großkalibrige Schusswaffen und Elektroschocker.
    Angech hielt seine Genehmigung gut sichtbar vor die Brust und marschierte auf die erstbeste Wache zu. Diese verzog keine Miene und musterte die Gruppe mit stoischem Blick. Der Sironer räusperte sich.
    »Angech Anatarawan aus dem Meinigen Alaswar ersucht um Einlass ins Absolute für sich selbst und fünf gläubige Pilger.«
    Die Wache nahm die gereichte Genehmigung entgegen und studierte sie gewissenhaft. Nach über einer Minute, die Angech wie eine Stunde vorkam, gab der Uniformierte das Dokument zurück und trat zur Seite. »Das Absolute heißt euch willkommen!«, sagte er mit tiefer Bassstimme.
    Angech atmete auf. Bis zuletzt hatte er damit gerechnet, dass etwas schiefgehen könnte. Nun musste er an sich halten, um vor Erleichterung nicht laut aufzustöhnen. Die Wache ließ sie anstandslos passieren. Sie inspizierte nicht einmal die beiden mächtigen Rucksäcke, Gepäckstücke, die für Pilger alles andere als üblich waren.
    10.000 Sir sind mehr, als ich in zehn Jahren verdiene, dachte Angech, aber das war es wert!
    Sein Blick fiel auf Stynn, der nun neben ihm ging. Er hatte die Kapuze ein wenig zurückgeschoben und sah sich verstohlen um. Zu entdecken gab es freilich nicht viel, denn hinter den Meldekammern lag ein weiterer freier Platz, auf dem sich die Pilger noch einmal sammeln konnten, bevor sie das eigentliche Absolute durch die Lichtpforte betraten.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Angech.
    »Alles bestens«, antwortete Stynn. Es klang unsicher, doch Angech hatte nicht die Zeit, weiter darüber nachzudenken.
    Aus Richtung der Rampen, die in sanfter Steigung zur Pforte führten, näherte sich eine Gestalt. Das Lächeln auf ihrem Gesicht wirkte wie festgeklebt, und die langen schwarzen Haare fielen ihr ungebändigt über Schultern und Rücken.
    Eine Tana Ascunea, schoss es durch Angechs Kopf. Eine Schwester des Absoluten.
    »Seid gegrüßt, Pilger«, sagte die Frau und legte die Hände in Brusthöhe kreuzförmig übereinander. Angech und seine Begleiter taten es ihr nach.
    Der Orden der Tana Ascunea, so lernte es jeder Sironer bereits in den Prätenzen seiner Meinigen,

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