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PR NEO 0044 – Countdown für Siron

PR NEO 0044 – Countdown für Siron

Titel: PR NEO 0044 – Countdown für Siron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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die eigene Macht geht?«
    »Das kann ich nicht«, antwortete Angech. »Und das war ich auch nie. Allerdings hätte es keinen Unterschied gemacht.«
    »Keinen Unter...« Yoel stockte; dann zeichnete sich Verstehen in seiner Miene ab. »Du ... du verdammter Sandteufel hast niemals vorgehabt, die Hochtechnologie unserer Vorfahren an den Rat auszuliefern.«
    »Ich hätte es natürlich von dem abhängig gemacht, was wir finden«, gab Angech zu. »Nehmen wir an, wir hätten eine furchterregende Waffe entdeckt, eine Waffe, die allen anderen Waffen auf diesem Planeten grenzenlos überlegen gewesen wäre. Ein solches Machtpotenzial in der Hand des Rates? In der Hand einiger weniger Sironer? Nein. Das wäre das Sandkorn gewesen, das den Garten zur Wüste gemacht hätte.«
    »Aber was wolltest du dann tun?«
    »Wie ich schon sagte: Das hätte ich entschieden, wenn wir wirklich etwas gefunden hätten. Ihr wisst selbst, wie nah Siron am Abgrund steht. Irgendwann wird jemand bereit sein, den nächsten Schritt zu machen und alle anderen mit in die Tiefe reißen.«
    »Und dir ist nie in den Sinn gekommen, dass du dir da ein bisschen zu viel vorgenommen hast?«, wollte Ghard wissen.
    »Ich will euch nicht mit philosophischen Theorien langweilen«, sagte Angech, »aber laut Hetarim Lomatagama, dem großen Denker des Achten Millenniums, ist Macht das einzige Mittel, um Gutes zu bewirken. Gleichzeitig bedarf es jedoch stets des Schlechten, um Macht zu erringen.«
    »Ich kann dir nicht ganz folgen«, gab Eineo zu.
    »Du willst sagen, dass der Zweck die Mittel heiligt, wenn man dadurch Gutes tut?«, fragte Eineo.
    »Ganz und gar nicht.« Angech schüttelte energisch den Kopf. »Aber Macht darf nie um ihrer selbst willen ausgeübt werden. Sie darf die allgemeine Freiheit nicht beschränken. Macht allein ist immer zerstörerisch. Erst gepaart mit der Vernunft gewinnt sie ihre Legitimität.«
    »Und du glaubst, diese Vernunft zu besitzen?«
    »Jeder von uns besitzt sie«, sagte Angech. »Sie ist es, die uns von den Tieren unterscheidet. Ich weiß nicht, ob ich die Sironer hätte retten können, aber zumindest hätte ich den Niedergang nicht beschleunigt.«
    »Ich hätte dir ... uns den Erfolg gewünscht.« Eineo grinste. »Dann hätte Yoel auch seine Ehrentafel gekriegt.«
    Angech reichte die letzte Wasserflasche weiter. Sie war beinahe leer. Dann begann das Warten auf den Tod.

14.
     
    Tat er das Richtige?
    Es gab keine Antwort auf diese Frage – zumindest keine, die Stiqs Bahroffs nagende Zweifel beseitigen konnte. Selbst wenn es ihm mit Santeks Hilfe gelang, das Orbitalgeflecht zu verlassen, wurde er dadurch endgültig zu einem Geächteten. Sergh da Teffron würde es nicht einfach so hinnehmen, dass er ihn hintergangen hatte. Er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihn, den Verräter, in seine Finger zu bekommen – und das Imperium war nahezu allmächtig. Bahroff würde sich nicht ewig verstecken können. Genau das aber würde er tun müssen, wenn er den Zellaktivator auch weiterhin trug.
    Was erwartete ihn auf Aralon? Es gab keine Gelegenheit mehr, Santek auf die Einzelheiten seines Fluchtplans anzusprechen, und wenn er sich erst auf dem Weg ins Kesnar-System befand, war es für eine Umkehr zu spät.
    Durfte er Santek vertrauen? Die Antwort auf diese Frage kannte er immerhin. Nein, natürlich durfte er das nicht. Allein die Tatsache, dass er so gut wie nichts über den Mediziner wusste, war Grund genug, äußerste Vorsicht walten zu lassen. Vielleicht war das alles auch nur ein von Sergh da Teffron initiierter Test. Vielleicht wollte die Hand des Regenten lediglich herausfinden, ob sein Assistent die Chance ergriff, sich dem Einfluss seines Herrn zu entziehen. Womöglich war sich Santek längst sicher, dass der Zellaktivator genau das tat, was er tun sollte, und hatte da Teffron seine Erkenntnis mitgeteilt. Es hätte dem Charakter des Arkoniden entsprochen, die Situation zu nutzen, um Bahroffs Loyalität einer Prüfung zu unterziehen.
    Stiqs Bahroff war sich nicht einmal mehr sicher, ob er die Unsterblichkeit überhaupt wollte. Die Zeit anhalten! Ewig leben! Die Jahrhunderte überdauern! Was zu Beginn ebenso unglaublich wie verheißungsvoll geklungen hatte, besaß inzwischen einen bitteren Beigeschmack. Wenn der Aktivator wirklich funktionierte – und mit jedem verstreichenden Tag war sich Bahroff dessen gewisser –, dann hatte er bereits für dessen Wirkung bezahlt. Die Worte Santeks gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf.

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