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PR NEO 0044 – Countdown für Siron

PR NEO 0044 – Countdown für Siron

Titel: PR NEO 0044 – Countdown für Siron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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letzte Trockenobst. Keiner sprach es offen aus, doch jeder wusste, dass dies vermutlich die letzte Mahlzeit in ihrem Leben sein würde. Hatte das Schiff Iessa noch unmittelbar und möglicherweise als Warnung für den Rest der Gruppe getötet, beschränkte es sich nun schlicht darauf, ihnen den Rückweg zu verbauen. Das Ergebnis würde dasselbe sein.
    Die Durchsage jener kalten, emotionslosen Maschinenstimme, in der Angech den Computer des Schiffes vermutete, hatte sie schwer getroffen. Die nachfolgende Suche nach einem Weg ins Zentrum des Wracks und die damit verbundene Hoffnung, die Selbstzerstörung eventuell noch aufzuhalten, war ein schwacher Trost gewesen, aber immerhin etwas, an das man sich klammern konnte. Nun war sogar diese letzte Chance vertan.
    Das mitgebrachte Funkgerät funktionierte zwar, aber auf ihre Hilferufe erhielten sie keine Antwort. Angech vermutete irgendeine Art von Störfeld. Letztlich spielte es keine Rolle.
    »Es war den Versuch wert; findet ihr nicht?« Yoel spielte gedankenverloren mit der Kordel, die den Pilgermantel zusammenhielt. »Ich meine: Hättet ihr ernsthaft gedacht, dass wir so weit kommen? Vielleicht stehen unsere Namen eines Tages auf einer Ehrentafel im Ornomeon. Unsere Nachfahren werden sicher von unseren Taten berichten. Schade, dass wir keine Abschiedsbotschaft hinterlassen können.«
    »Tolle Idee«, erwiderte Eineo. »Und was würdest du sagen? Hallo zusammen, wir sind die Idioten, die rein-, aber nicht mehr rausgefunden haben. Tut uns leid, dass sich das Heiligtum deshalb in die Luft gejagt und dabei die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt hat, aber es wäre trotzdem nett, wenn ihr uns in die Linie der großen sironischen Persönlichkeiten aufnehmen und eine Parade nach uns benennen könntet.«
    »Warum habt ihr mitgemacht?«, fragte Angech leise. »Na los, ich will ehrliche Antworten. Lügen haben in dieser Runde keinen Platz mehr. Wir haben das Ende unseres Weges erreicht. Da sagt man sich nur noch die Wahrheit.«
    »Neugier«, stieß Yoel hervor. »Du kannst mich für verrückt halten, aber ich wollte schon immer wissen, was hier drin vor sich geht. Ich meine, ihr kennt doch alle die bizarren Geschichten, die man sich erzählt. Im Vergleich dazu ist die Realität ...«, er machte eine unbestimmte Geste, die die ganze Umgebung einschließen sollte, »... ziemlich bescheiden, oder?«
    Eineo kicherte albern. »Allerdings«, stimmte er dann zu. »Bei mir war es ganz ähnlich. Ihr wisst ja, was ich den ganzen Tag mache. Die Arbeit in der Registratur ist nicht schlecht ... vor allem nicht schlecht bezahlt, aber irgendwann habe ich mich gefragt, ob das denn wirklich schon alles gewesen ist. Wahrscheinlich fragt sich das jeder mal, wenn er ein bestimmtes Alter erreicht hat, aber bei mir hat's richtig wehgetan, versteht ihr? Hier ...«, er berührte seine Stirn, »... und hier ...« Er klopfte sich auf die Brust. »Das macht einen auf Dauer wahnsinnig.«
    »Was ist mit dir, Ghard?«, fragte Angech.
    Der Angesprochene hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Jetzt öffnete er sie wieder, und die Tränen rannen ihm die Wangen hinab.
    »Ihr könnt mich gerne auslachen«, sagte er heiser, »aber ich bin wegen Iessa mitgekommen. Sie ist ... sie war ...« Seine Stimme versagte.
    »... eine tolle Frau«, beendete Angech den Satz. »Ihr hättet einander verdient gehabt.«
    »Wenn die Kleriker recht haben, werde ich sie bald wiedersehen.« Ghard wischte sich trotzig übers Gesicht und zog die Nase hoch. »Die verzapfen zwar jede Menge Blödsinn, aber vielleicht haben sie sich ja wenigstens in der Sache nicht geirrt.«
    Eine Weile sagte niemand etwas.
    »Du bist dran, Ang«, sagte Eineo schließlich. »Erzähl uns deine Geschichte.«
    »Na schön«, gab Angech zurück. »Lasst es mich so formulieren: Der Rat von Keless ist nicht ganz so neutral, wie ihr vielleicht glaubt.«
    »Was?« Eineo sah ihn mit großen Augen an. »Willst du etwa behaupten, dass ...? Nein, das ist nicht möglich!«
    »Denkt ihr wirklich, man hätte uns einfach mitten ins Heiligtum hineinspazieren lassen, wenn die entsprechenden Stellen nicht Anweisung bekommen hätten, im richtigen Moment wegzuschauen? Es gibt einige Räte, die brennend daran interessiert sind zu erfahren, ob im Innern des Wracks Technologien verborgen sind, die die Dinge auf Siron in Bewegung bringen könnten.«
    »Und das glaubst du ihnen?«, fragte Ghard. »Wie kannst du sicher sein, dass es diesen Räten nicht nur um

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