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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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eigenen Aufenthaltsort.
    Was trieb er dort?
     
    Bevor sie zurück nach Nantes und Paris gereist waren, hatte Caroline die zuständige Gendarmeriedienststelle aufgesucht, ihre Autorisierung vorgezeigt und sich die Berichte über den tödlichen Unfall des Ehepaars Noir kopieren lassen. Sie war auf keinerlei Ungereimtheiten gestoßen. Man hatte die verbrannten Leichen eindeutig identifiziert, nicht bloß mithilfe des Sohnes, sondern auch aufgrund von Zahnarztaufzeichnungen und DNS-Proben. Die französischen Kollegen waren äußerst gewissenhaft vorgegangen.
    Warum eigentlich?
    Falls sie einen Verdacht gegen André gehegt hatten, war dieser nicht bestätigt worden. Die Rekonstruktion des Unfallhergangs entbehrte keines Details. Nasser Asphalt, leicht überhöhte Geschwindigkeit, Aquaplaning, ein kleiner und doch fataler Fahrfehler ... Derlei kam jeden Tag Tausende Male vor.
    Trotzdem blieb ein seltsames Gefühl in Carolines Magengrube. Sie hatten sich gestritten. Und der Rosenstrauß lag im Kompost ...
    Endlich erkannte sie, was sie daran gestört hatte. Die Stängel waren mit Draht zusammengebunden gewesen. So lieblos stellte man kein derartiges Bukett in eine Vase, schon gar nicht in Frankreich. André Noirs Mutter hatte diese Rosen nicht entgegengenommen; sondern sie abgewiesen.
    Oder ...?
    »Pff. Ich kann nicht mehr«, raunte Lekoche. »Bei der Göttin Engai, die auf dem Gipfel des Ol Doinyo Lengai thront und meinem Volk alle Rinder dieser Erde vermacht hat – so gut und viel habe ich lang nicht mehr gegessen.« Er rülpste dermaßen deftig, dass sich etliche andere Gäste nach Caroline umdrehten.
    »Sorry«, flötete sie und klimperte mit den Wimpern.
     
    Beim Zahlen behauptete Savvas, die Registrierkasse wäre kaputt.
    Das kannte Caroline bereits. Der Patron wollte ihre Summe nicht gar zu genau ausrechen. Lieber betrog er, und zwar sich selbst. Der Betrag, den er schließlich nannte, ließ sich auch durch großzügiges Trinkgeld nicht auf jene Summe bringen, die eine Addition der in der Speisekarte ausgewiesenen Preise ergäben hätte.
    Darauf angesprochen, hob Savvas Iacovides die Schultern: »Was ist Geld? Was zählt wirklich? – Sei unbesorgt, ich komme auf meine Kosten. Möchtest du zum Abschied einen Schluck vom Xynisteri? Aufs Haus, versteht sich.«
    »Danke, aber ich muss fahren.«
    »Nimm wenigstens etwas Obst mit.« Er drückte ihr einen prallen Granatapfel in die Hand. »Wohin zieht es dich?«
    »Nach Lara. Steht das White Water Inn noch?«
    »Am selben Platz wie vor dreitausend Jahren das erste gottlose Hurenhaus auf dieser Insel. Hüte dich vor dem Pferd!«
    »Ist es immer noch dasselbe?«
    » Dieses Pferd«, sagte Savvas bestimmt und wischte sich die Finger an seiner fettglänzenden Schürze ab, »lebt ewig.«
     
    Frühling auf Zypern!
    Es grünte und blühte, dass sich das Auge nicht sattsehen konnte. Vor allem zwischen der Westküste und dem Troodos-Gebirge, dessen höchster Gipfel, der wenig originell Ólympos hieß und sich fast 2000 Meter hoch erhob. Dort fanden sogar alljährlich im Februar Skirennen statt, auf der 370 Meter langen, nach dem Göttervater Zeus benannten Piste mit immerhin 120 Metern Höhenunterschied. Etwa 1800 Pflanzenarten kannte man auf der Insel der Aphrodite, über 120 davon kamen in freier Natur nur hier vor, erinnerte sich Caroline. Inzwischen war auch wieder ein Viertel der Landfläche baumbestanden, weil die vor ziemlich genau einem Jahrhundert begonnene Aufforstung allmählich wirksam wurde.
    »So eine wunderschöne Frau und muss ganz allein speisen.«
    Nachträglich stieß ihr die freundlich-galant gemeinte Bemerkung des Tavernenwirts sauer auf. Hatte er andeuten wollen, dass sie ihr Leben vergeudete? Sie ging auf die dreißig zu. Sollte sie sich nicht besser einen leidlich brauchbaren Mann suchen und eine Familie gründen, anstatt einem Phantom hinterherzujagen?
    Die Straße schlängelte sich zurück hinunter zur Coral Bay und über Agios Georgios weiter Richtung Lara. Caroline hatte mehr als genug damit zu tun, den zahlreichen Schlaglöchern auszuweichen. Sie war nicht undankbar dafür, dass sie von ihren Selbstzweifeln abgelenkt wurde.
    »Was hat es mit diesem Pferd auf sich?«, fragte Lekoche.
    »Am Parkplatz des White Water Inn entspringt die Zufahrtsstraße zur Halbinsel Akamas, einem der letzten nahezu unberührten Naturparadiese Zyperns. An den Sandstränden legen Meeresschildkröten ihre Eier ab. Allerdings hat man es bis heute nicht geschafft, Akamas zum

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