PR NEO 0045 – Mutanten in Not
Danach waren auf einmal die schwarzsilbern Gestreiften im Vormarsch. Mit einem mächtigen Antritt und einem geschickten Pass-Fake trug der Dreizehner den Ball bis zur Mittellinie. Ein ob seiner Größe schlank wirkender, strohblonder Südafrikaner übernahm, wurde zu Boden gerissen, brachte das Ei aber noch los ...
Und der auf den Linksaußen gezielte Pass wurde abgefangen.
Aber nicht von einem Naat, sondern vom milchkaffeebraunen Mann mit der Nummer neun, der von hinten kam, mit seiner Geschwindigkeit Freund und Feind überrumpelte, die vom Gegner nachlässig abgesicherte linke Flanke gnadenlos durchstieß und das Ei in den Boden rammte, eine halbe Sekunde, bevor ihn der Fullback der Naats in den Rasen pflügte.
Der Satz, der dem BBC-Kommentator daraufhin entfleuchte, würde noch Jahrhunderte später zitiert werden: »Wenn der großartigste Schreiber der literarischen Welt so etwas geschrieben hätte, niemand hätte es für möglich gehalten.«
Caroline Frank patrouillierte an der Coaching-Zone. Die Menschheitsauswahl holte auf, so viel bekam sie mit.
Wo war Noir? Was hatte er vor?
Das Match endete, wie es die Verschwörungstheoretiker im Netz prophezeit hatten: unentschieden. Haggard und McGrady fielen sich in die Arme. »Du hast es getan, alter Mann!«, schrie der australische Nobelpreisträger, den dürren Greis von den Füßen hebend. »Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber Rohrböcks Versuch in der letzten Minute ...« Seine Stimme erstarb. Alle Körperspannung fiel von ihm ab.
Langsam ließ er den Leichnam zu Boden gleiten. »Ach. Na klar. Ruhe in Frieden, Coach. Du bist abgetreten, wie du es wolltest. Mit einem Sieg für die Menschheit, ihre Verbündeten und die gute Sache.« Er heulte hemmungslos.
Auf dem Spielfeld, das von den Fans überflutet wurde, herrschte pures Chaos. Menschen und Naats gratulierten einander. Ein Spieler im Rollstuhl, dessen linkes Bein eingegipst worden war, versicherte dem Außerirdischen, der ihm den Unterschenkel durchgetreten hatte, dass sein Tackling vollkommen regelgerecht erfolgt war, und tauschte mit ihm Adressen aus. Autogrammjäger wuselten von einem zum anderen.
Und André Noir schlenderte elegant, als ginge ihn das alles nichts an, auf Haggard und Caroline zu.
»Halt!«, rief sie, die Waffe mit beiden Händen im Anschlag, wie sie es gelernt hatte. »Bleiben Sie stehen, Noir! Eine verdächtige Bewegung, und ich schieße.«
»Sie verstehen nichts«, sagte André Noir ruhig, die Arme lässig erhoben.
»Ich verstehe sehr gut. Sie sind ein Mörder.«
»Nein. Ganz im Gegenteil.«
»Sparen Sie sich die Beteuerungen. Leichen pflastern Ihren Weg.«
»Guter Film übrigens. Kinski in Hochform. Aber es ist nicht so, wie Sie denken. Ich habe diejenigen gerettet, die mir lieb und wert sind. Die Erde, diese Erde, wird zu einem wahrhaft ungemütlichen Ort werden. Die Anzeichen sind leider eindeutig. Schon bald. Die Anzeichen sind leider deutlich. Was ich tue, ist nur, auf meine Seite zu holen, wen ich für unersetzlich halte.«
»Und warum sind Sie gerade hier?«
»Weil ich mit Doktor Haggard sprechen will. Ich habe ihm eine Botschaft zu überbringen.« Verführerisch lächelnd griff Noir in die Tasche seines Tweedsakkos.
Schwarze Ränder bildeten sich um ihn und wurden zu Wolken, die Caroline zu ersticken drohten.
Sie schoss.
Noir zuckte zusammen. Seine Hand kam frei, ein Umschlag entglitt seinen Fingern. Als hätte sich die ganze Welt schlagartig verdüstert, verschwamm Carolines Wahrnehmung in wallenden Nebeln.
Sie schoss und schoss, bis ihr Magazin leer war.
»Autsch«, sagte André Noir.
Und starb. Mit einem Lächeln auf den Lippen und mehreren runden, schwarzsilbernen Löchern in der Stirn brach er zusammen.
Caroline bückte sich, zittrig durch und durch, nach dem Briefkuvert.
Darauf stand in der bekannten Schrift mit den markanten Unterlängen: »Für Doktor Haggard. Von Doktor Haggard.«
ENDE
Das Rätsel um die Mutanten wird größer. Während sich bei Ariane Colas ein ganz anderes Talent offenbart, verliert die Findermutantin Caroline Frank ihre Psi-Fähigkeit. Trotzdem gelang es ihr noch, die Bedrohung durch André Noir auszuschalten.
Im nächsten PERRY RHODAN NEO blenden wir um zur abgelegenen Welt Palor. Dort lässt Sergh da Teffron ehemalige Angehörige der TOSOMA verhören, um die Position der Erde herauszufinden. Perry Rhodan und seine Gefährten stoßen derweil zum Sonnenleuchtfeuer Hela Ariela vor, dem Tor zum
Weitere Kostenlose Bücher