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PR NEO 0045 – Mutanten in Not

PR NEO 0045 – Mutanten in Not

Titel: PR NEO 0045 – Mutanten in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Welten von Les Machines«, sagte die Fremdenführerin, »greifen Ideen Leonardo da Vincis, eines historischen Universalgelehrten, sowie des phantastischen Schriftstellers Jules Verne auf. Dieser große Sohn unserer Stadt beschrieb übrigens schon vor eineinhalb Jahrhunderten Raumflüge und viele andere ›Außergewöhnliche Reisen‹, als kaum ein Zeitgenosse davon zu träumen wagte.«
    »Dann muss er sich immenser Verehrung als Prophet erfreut haben«, sagte einer der Ferronen in akzentfreiem Französisch.
    »Nun ja ... Verne wurde zwar ein reicher Mann, aber die künstlerische Anerkennung blieb ihm zeitlebens verwehrt. Er bewarb sich vergebens um Aufnahme in die Académie française; man akzeptierte seine Romane nicht als seriöse Literatur. Vielleicht neidete ihm mancher Kollege ja auch den weltweiten Publikumserfolg. – Wenn Sie mir bitte weiterfolgen ...«
    Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung, stockend und mit jener Trägheit, wie sie jeder Herde von mehr als drei Touristen im gesamten bekannten Universum zu eigen war. Nach wie vor erregten die Blauhäutigen nicht mehr Aufsehen, als es anderen einheitlich Gekleideten widerfahren wäre, etwa einer Trachtengruppe oder einem Rudel Fußballfans. Wenige Blicke blieben an ihnen hängen, kaum jemand tuschelte mit dem Nachbarn, keiner zeigte mit dem Finger auf sie. Unter den stählernen Ästen des Reiherbaums herrschten Toleranz, friedvolle Koexistenz, Freude an der Vielfalt.
    In Nantes, der Stadt, die sich binnen weniger Jahrhunderte von einer Drehscheibe des Sklavenhandels zum Mekka der Träumer und Utopisten gewandelt hatte, wurden alle Gäste ungeachtet ihrer Herkunft willkommen geheißen, Menschen wie Außerirdische. An diesem Ort, so schien es, war Perry Rhodans Vision einer geeinten Menschheit, die sich den Herausforderungen des Kosmos öffnete, Wirklichkeit geworden.
    So schien es.
     
    Der Mann am Bistrotisch horchte auf. Sein Blick klärte sich. Er neigte leicht den Kopf und lauschte.
    Nun bemerkten auch andere den Misston, der sich in den Lärm aus Musik, Stimmengewirr, Begleitgeräuschen der mechanischen Attraktionen, Marktgeschrei und Kinderlachen mischte. Martialisches Stampfen näherte sich, hervorgerufen von Hunderten beschlagenen, im Gleichschritt marschierenden Stiefeln.
    Um die Ecke eines Palais bog ein Demonstrationszug auf den Platz ein: fast ausschließlich Männer, viele in Tarnanzügen, mit Glatzen oder millimeterkurz geschorenen Haaren. Fahnen mit dem rotblauen Flammensymbol der Nationalen Front wurden geschwenkt. Auf Transparenten stand: »Keine Macht den Aliens!«, »Heimat muss Heimat bleiben!«, »Fort mit Orks, Schlümpfen und anderem fremden Gezücht!«, »Die Erde den Menschen!« und dergleichen mehr. Außerdem wurden Schilder mit Karikaturen getragen, die Naats zu bluttriefenden Mittelerde-Monstern entstellten und Ferronen als bekannte, franko-belgische Comicfiguren mit charakteristischen, an phrygische Mützen erinnernden Kopfdeckungen verhöhnten.
    Es mochten etwas weniger als zweihundert Demonstranten sein. Sie verschafften sich rücksichtslos Raum. Etliche hatten Baseballschläger geschultert. Auf ein gebelltes Kommando hielten sie an. Ein letztes Mal stampften sie donnernd auf, die Fäuste hochgereckt. Wie es der Zufall wollte, stand ihnen die Gruppe der Ferronen direkt gegenüber; wenige Meter trennten sie von der ersten Reihe der grimmig, ja hasserfüllt Dreinschauenden.
    Schlagartig senkte sich der Geräuschpegel. Die Musik verstummte. Nur noch das Knirschen mechanischer Gelenke, das Pfeifen von Hydrauliken und einzelne, verängstigte Kinderstimmen waren zu hören.
    Der Rädelsführer plärrte in ein Megafon. Seine Parolen wurden von der grölenden Meute wiederholt: »Wehret der Knechtschaft durch Außerirdische! – Tod und Verderben den Verrätern der Menschheit! – Jagt die Fremdlinge zurück hinter den Mond! – Hier regiert ...«
    Ein erschrockenes Aufseufzen ging über den Place de l'Arbre aux Hérons, als der Jongleur auf seinem Hochrad mitten in die Gasse zwischen den Ferronen und der Phalanx der Demonstranten fuhr, in einer Hand die brennenden Fackeln, in der anderen die laufende Motorsäge. »Mein Name ist Mister Marcus«, rief er herunter, verstärkt durch ein Wangenmikro und einen Minilautsprecher am Gürtel. »Ich werde nicht dulden, dass die wunderbare Stimmung an diesem wunderbaren Ort zerstört wird. Sie haben Ihre Position bereits zum Ausdruck gebracht. Sagen Sie, was Sie glauben, das darüber hinaus noch

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