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PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds

Titel: PR NEO 0046 – Am Rand des Abgrunds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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war die einzige, die sie sprachen, und die einzige, die sie verstanden. Erst spätere Generationen, die nicht mehr unter ihren Gewalttaten zu leiden hatten, stilisierten sie zu Freiheitskämpfern oder stellten sie als amüsante Gesellen dar, die edel fechtend durch die Welt tanzten und schönen Damen die Hand küssten. Was die wirklichen Piraten ihren Opfern antaten, ist etwas, das ich gerne aus meiner Erinnerung verdrängen würde.
    Doch es ist da wie auch unzählige andere Dinge aus meinem langen Leben, von Crysalgira bis Mandy, von Arkon bis Terra und Topsid.
    Warum also fehlen mir mehrere Monate meiner nahen Vergangenheit?
    Wer hat sie mir gestohlen?
    Und wer bin ich in dieser Zeit gewesen?
     
     
    Übernommen wie besehen
     
    Das innere Schott der Schleuse glitt auf. In einer unbewussten Bewegung strich Anra'Thir'Nom noch einmal seinen Körperfilm glatt, bevor er an der Spitze der achtköpfigen Lotsengruppe in einen verwinkelten Laderaum nahe der oberen Spitze des Raumschiffes trat. Vor dem einzigen Durchgang ins Innere standen breitbeinig und mit verschränkten Armen ein Arkonide und ein arkonoider Mann, dessen Herkunftskolonie nicht direkt auszumachen war. Hinter ihnen konnte der Lotse noch einen schwarzen Vierbeiner sehen, dessen Schultern bis zur Brusthöhe der Männer reichten. Mit gesenktem Kopf funkelte das Tier ihn zwischen den Beinen der beiden Gha'essold hindurch an und knurrte leise.
    Anra'Thir'Nom, den seine Gegenüber nur unter seinem Außennamen »Khe'Rhil« kannten und auch nie anders kennen würden, wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Arkoniden zu. Ein Reinblütiger mit selbstsicherer und befehlsgewohnter Haltung. Er musste der Anführer dieser Gruppe von skrupellosen Abenteurern sein.
    »Geramor da Findur?«
    Der Arkonide nickte knapp und ohne seine ablehnende Haltung zu verändern. »Der bin ich. Willkommen an Bord, Khe'Rhil!«
    »Lassen wir die unglaubwürdigen Höflichkeiten beiseite«, antwortete Anra'Thir'Nom. »Meine Begleiter werden unbeschränkten Zugang zu allen Räumen dieses Schiffes erhalten. Mir zeigen Sie die Zentrale. Ich will sehen, was für Kontrollen sie aufweist und ob Waffen damit gesteuert werden können.«
    »Ihre Sensoren sollten Ihnen gezeigt haben, dass dieses Schiff unbewaffnet ist. Es ist ein antikes Sportschiff, mehr nicht.«
    »Ich überzeuge mich lieber mit eigenen Augen.« Anra'Thir' Nom blickte zu dem Vierbeiner, einem Purrer, wie die Dokumente ausgewiesen hatten. Anra'Thir'Nom hatte von diesen Wesen und ihrer unverbrüchlichen Loyalität zu ihren Herren gehört, aber noch nie einen in Lebensgröße gesehen. Nur der Tod konnte einen Purrer von seinem Herrn trennen. Sie waren daher in bestimmten Kreisen als Leibwächter beliebt. Es war allerdings eher ungewöhnlich, einen bei einem Haufen Gha'essold anzutreffen. »Wie sind Sie zu dem Purrer gekommen?«
    »Er ist uns auf einem der Planeten zugelaufen, die wir besucht haben«, erklärte der Arkonide. »Er hat dort seinen Herrn verloren und sich bei uns einen neuen gesucht.«
    Der Lotse musterte das Tier. Seine tiefschwarze Fellfarbe war in dieser Umgebung eine Wohltat für das Auge. »Haben Sie ihn als Gabe für Tinios mitgebracht?«
    »Nein. Er bleibt bei uns.« Die Antwort kam unerwarteterweise nicht von dem Arkoniden, sondern von dem Mann neben ihm.
    Anra'Thir'Nom wandte ihm seine Aufmerksamkeit zu. »Und Sie sind?«
    »Sirran Taleh. Vom Planeten Sand.«
    »Ah ja. Sand ... ein seltsamer Name. Ich vermute, dass Sie von einer ehemals verlorenen Kolonie stammen, deren Bewohner zeitweise kulturell so weit zurückgefallen sind, dass sie den ursprünglichen Namen ihrer Welt vergessen haben. Ein Wüstenplanet?«
    Taleh nickte.
    Anra'Thir'Nom musterte den Mann. Die braun gebrannte Haut passte zu seiner Herkunft. Dennoch warf die Antwort neue Fragen auf. Die ruhige Bestimmtheit, mit der Taleh das Gespräch an sich gezogen hatte, der selbstsichere Blick der graublauen Augen – kein Kolonialarkonide von einem rückständigen Planeten benahm sich in Gegenwart eines Reinblütigen so, auch nicht, wenn er ein Gha'essold war. Instinkt und Logik gleichermaßen rieten dem Lotsen, den Sander unauffällig im Auge zu behalten.
    »Lassen wir das für den Moment«, sagte er und wandte sich wieder dem Arkoniden zu. »Wir möchten mit der Durchsuchung beginnen. Haben Sie die Schiffspläne parat?«
    »Wir haben keine solchen Pläne«, antwortete da Findur. »Ich fürchte, Ihnen wird nicht erspart bleiben, sich ebenso selbst zu

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