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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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brachen, Muskeln verschwanden, Knochen lösten sich auf, und die Energie dieser Zellen verpuffte.
    Kakutas Fähigkeit kämpfte sich voran, getrieben vom entfesselten Ehrgeiz des Mutanten, in wilder, gesichtsloser Wut. Der Schirm vor ihm beulte sich aus. Und riss.
    Sie stürzten zu viert hindurch, Kakuta vorneweg, aber nur sein Körper wurde dabei zerrissen. Er fing die ganze Energie ab. Haut und Fleisch dehnten sich, platzten genauso wie die Kuppel an dieser Stelle. Nur dass die Kuppel sich sofort selbstständig wieder schloss.
    Der Teleporter war tatsächlich durchgebrochen, doch zu einem unvorstellbar hohen Preis. Sie materialisierten in Freiheit, zuerst Tako Kakuta, hinter ihm die drei anderen. Sie alle verloren das Gleichgewicht, taumelten vorwärts und stürzten, als wären sie von einem Katapult geschleudert worden.
    Der Japaner gab einen gurgelnden Laut von sich und blieb reglos liegen. Seine untere Körperhälfte war eine einzige Wunde, blutig und roh und bizarr verformt.
    Sue drehte es den Magen um. Sie musste etwas tun. Sie musste. Ihre Gabe! Sie konnte ihn heilen! Die Parafähigkeit pulste mit neuer Macht und Intensität in ihr. Sie wandte sich zur Seite. Ein zerquetschter Käfer kam unter ihr zum Vorschein. Der Chitinpanzer war geborsten, der Leib nur noch eine schleimige, formlose Masse.
    Ich kann es, dachte Sue, und was sie danach tat, geschah automatisch, ohne dass sie auch nur einen bewussten Gedanken dafür aufbringen musste. Sie berührte mit den Fingern das tote Tier, sah in das Etwas hinein, das von ihrem Körper zermalmt worden war. Sie schaute in die Zellstrukturen, in die genetischen Stränge dieses leblosen Etwas, griff zu und formte alles neu.
    Ein Funken blitzte, den nur sie zu sehen vermochte: Leben zündete.
    Die Körpermasse formte sich zurück in ihre ursprüngliche Gestalt, der geborstene Panzer fügte sich zu einer Einheit zusammen. Und der Käfer krabbelte davon. Sues Atem ging unkontrolliert, hektisch und stoßweise. Sie hatte dieses Tier wieder zum Leben erweckt! Es war tot gewesen, und nun ...
    »Sue«, hörte sie Sids Stimme, nur ein erstickter Hauch. Er starrte sie an, starrte den Käfer an. Seine Pupillen waren geweitet. Er hatte es gesehen.
    Ohne etwas zu erwidern, kroch Sue auf allen vieren zu Tako Kakuta, der in diesem Moment die Augen aufschlug. Ein Wunder, dass er noch lebte. Seine Beine waren kaum mehr als solche zu erkennen, der Bauchraum ein blutiges, bloßes Ding.
    Sue packte Kakutas Kopf, hielt ihn fest, damit er nicht nach unten schauen konnte. Er durfte es nicht sehen. Keinem Menschen, egal, was er getan hatte, sollte dieser Anblick seines eigenen Körpers zugemutet werden.
    Hinter Kakuta kam gerade Allan D. Mercant auf die Beine. Sein Gesicht war eine bleiche Maske.
    »S... Sue, was hast du ... was ...«, stammelte Sid.
    Sie unterbrach ihn, und ihre Stimme überschlug sich: »Ich bin kein Gott, Sid! Ich kann es nicht tun!« Und das stimmte. Sie konnte Tako Kakuta nicht heilen, egal, was soeben mit diesem Käfer geschehen war. Das Tier war ins Leben zurückgekehrt, aber es war kein ... echtes Leben. Nur eine biologische Funktion. Ohne Seele. Ohne Bewusstsein. Dieses Insekt war kaum mehr als ein kopfloses Huhn, dessen Reflexe es noch viele Schritte weit davonrennen ließen. Ein ... Zombie. Denn nichts und niemand auf dieser Welt vermochte einen Toten wieder zum Leben zu erwecken, und Tako Kakuta starb genau jetzt.
    Sie hielt das Gesicht des Japaners fest, und eine Träne rollte über ihre Wange.
    Der Käfer breitete die Flügel aus und hob ab.
    Sue sah es, und sie ängstigte sich vor sich selbst. »Ich bin kein Gott!«, schrie sie ein weiteres Mal. Sie konnte kein echtes Leben schenken. Keine tote Seele zurückholen.
    Sie warf sich herum und wollte davonrennen, stolperte, stürzte und schlug auf. Den Schmerz nahm sie kaum wahr. Dafür sah sie etwas: Dort vorne, so weit entfernt, dass sie es gerade noch erkannte, flüchtete jemand vor zwei Menschen, die ihn jagten. Es war Wuriu Sengu, der Spähermutant; er war wohl aus Lakeside entkommen, ehe sich der Schirm aufgebaut hatte. Seine Jäger feuerten einen Paralysestrahl auf ihn, und Sengu brach zusammen.
    Sue fühlte nichts außer einer tiefen Kälte, die ihren ganzen Körper umklammerte und in ihr Fleisch biss.
    Plötzlich war Sid bei ihr, hob sie hoch, hielt sie fest. Der tote Tako Kakuta lag in einer immer noch größer werdenden Blutlache.
    Mercant stand daneben und starrte auf die Leiche.
    »Ist es das, was Sie

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