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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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zurückkehren würde.
    »Was ist mit Tako?«, rief er der Menge entgegen. Es interessierte ihn wirklich. Und es brachte einige Sekunden – möglicherweise ein paar Menschen mehr, die die kritische Zone verließen.
    Denn notfalls, darüber war er sich im Klaren, musste er nun jeden Moment den Schutzschirm aktivieren und damit die letzten Nichtmutanten mit einschließen. Während des Flugs durch das Gelände hatte Mercant den Kodegeber, der das verschlüsselte und mit seinem Autorisierungskode unterlegte Signal zur Errichtung der energetischen Kuppel schicken würde, auf Spracherkennung gestellt. Es kostete nur einen akustischen Befehl, und der Schirm baute sich auf. Als er vorwärtsging, schufen ihm die Mutanten freiwillig eine Bahn. Sie sahen ihn nicht als ihren Feind an.
    Noch nicht.
    Gerade als Mercant den Kreis um Tako Kakuta und Sue Mirafiore erreichte, schlug der Japaner die Augen auf und schien die Ohnmacht völlig problemlos abzuschütteln. Er schaute kurz Sue an und stand mit sicheren, festen Bewegungen auf. Ein Blutstropfen rann ihm vom unteren Augenlid auf den Nasenflügel. Das Mädchen erhob sich ebenfalls. Es sah bleich aus, kaute auf seiner Unterlippe und schlang für einen Augenblick die Arme wie schützend um den eigenen Oberkörper.
    »Geht es Ihnen gut, Tako?«, fragte Mercant gegen das allgegenwärtige Stimmengetöse an. »Und ist sonst jemand bei der Zerstörung des Hauses zu Schaden gekommen oder noch in den Trümmern?«
    »Was geht hier vor sich, Allan?«, rief Kakuta statt einer Antwort, und die Worte sorgten schlagartig für Ruhe. Sie klangen so aggressiv, als wolle sich der Japaner gleich auf den Neuankömmling stürzen.
    Unwillkürlich erinnerte sich Mercant an die Zeit, als Kakuta ein Mutant Monternys gewesen war und für diesen Verbrecher gekämpft hatte. Zwar hatte sich der Teleporter in der Zwischenzeit über alle Maßen rehabilitiert, doch die Assoziation konnte Mercant nicht verhindern. Er stand mitten in der Menge der Mutanten und wusste, dass er keine Ausflüchte mehr nutzen durfte. Die Zeit lief endgültig ab, die letzte Frist verstrich. Er setzte zu einer Erklärung an, als ein Zischen und Knallen alle Blicke in den Himmel lenkte. In zehn, vielleicht zwanzig Metern Höhe loderte ein Feuerball, und glühende Tropfen regneten in die Tiefe, als sei ein gigantischer Feuerwerkskörper gezündet worden. Die Flammen verpufften, ehe sie in die Menschenmenge stürzten.
    »Ja, ich schulde Ihnen eine Antwort«, sagte Mercant. Es war zwecklos, nach Ausflüchten zu suchen, solange sich eine ganze Reihe Telepathen in der Nähe befanden, vor denen auch die ausgeklügeltste Lüge keine Sekunde bestehen würde. Als sie schliefen, war das problemlos gewesen; nun, da sie gezielt nach Erklärungen suchten, konnten sie in seinen Gedanken ohnehin fündig werden; es gab keine Möglichkeit, es zu verhindern. Er musste den Mutanten etwas bieten, ehe die Gedankenleser ihn des Verrates bezichtigten. Das hieß, es blieben nur noch wenige Sekunden. Wenn überhaupt. »Wir müssen das Gelände weitgehend evakuieren.«
    »Weitgehend?«, fragte Kakuta, den offenbar alle als Sprecher akzeptierten; die ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich nun auf die beiden Männer. Die entscheidenden Sekunden brachen an, die über Wohl und Wehe entschieden. Auch Sue Mirafiore trat zur Seite. Ihre Hände zitterten.
    In diesem Moment sendete das Pod das erlösende Signal, früher als geglaubt. Mercant handelte automatisch, ohne noch einen einzigen Atemzug zu verschwenden. Er sprach das Kodewort und aktivierte damit den Schirm. Rundum flirrte übergangslos der Himmel, und der erste Teil des Plans war vollendet.
    Die Mutanten waren isoliert.
    »Lakeside steht ab sofort unter Quarantäne«, erklärte Mercant. »Genauer gesagt stehen ...«
    ... Sie, hatte er zuerst sagen wollen, stockte jedoch und setzte neu an.
    »Genauer gesagt stehen wir unter Quarantäne.«
     
    Sue Mirafiore fühlte sich übel. Der saure Geschmack von Aufgestoßenem brannte in ihrer Kehle. Irgendetwas schien außerdem in ihren Kopf eingedrungen zu sein und dort zu wüten, etwas, für das sie keine Worte fand. Schmerzen quälten sie, aber noch weitaus schlimmer war das Gefühl, dass all ihre Gedanken zerbrachen, sich auflösten und davontrieben. Und mit ihnen auch ihre Parafähigkeit.
    Sie heilte andere Menschen, indem sie in deren Zell- und Körperstruktur eingriff. Doch während des Versuchs bei dem ohnmächtigen Tako Kakuta hatte sie nichts empfunden.
    Keinen

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