Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
Vom Netzwerk:
Lage korrigieren. Es war sehr wohl jemand zu Schaden gekommen, auf brutale Weise. Sie sah eine Frauengestalt wie eine Fackel davonrennen, ohne einen Laut von sich zu geben. Es musste Joanna sein, die stumme Telepathin. Ihr Körper brannte, die langen Haare waren ein lodernder, wehender Kranz, und einer der Arme fehlte. Die Gestalt taumelte, stürzte, blieb reglos liegen.
    Sids Hand umklammerte Sues Oberarm. »Wir müssen hier weg, Sue. Sofort! Los! Ich kann nicht teleportieren, sonst wäre ich schon mit dir weggesprungen. Los!«
    Die meisten Mutanten setzten seinen Gedanken bereits in die Tat um. Die spontane Versammlung löste sich auf. Ein heilloses Durcheinander entstand, alle rannten weg. Im Haus hinter ihnen krachte und knackte es, und donnernd brach ein weiteres Wandstück ein. Ein Funkenmeer rauschte in die Höhe. Zu einer anderen Zeit wäre der glühende Tanz gespenstisch schön gewesen.
    Kakutas Gestalt flimmerte plötzlich. Stand er im nächsten Augenblick nicht einen halben Meter von seinem ursprünglichen Ort entfernt? Aber warum sollte er über eine so geringe Strecke teleportieren? »Mercant, öffnen Sie den Schirm!«, verlangte der Japaner, packte den kleinen Mann, schüttelte ihn durch. »Hören Sie, ich ... ich springe sonst! Mit Ihnen!« Seine Hände krallten sich fester um die Schultern seines Gegenübers vor ihm.
    »Das ist Wahnsinn, Tako«, ereiferte sich Mercant. »Sie bringen uns beide um!«
    Sue blieb wie angewurzelt stehen, während Sid sie wegzuziehen versuchte. »Das dürfen wir nicht zulassen! Ich habe ...« In dieser Sekunde explodierte erneut etwas, doch diesmal in ihr. Zumindest fühlte es sich so an. Wie eine Lichtkaskade, die in ihrem Verstand zündete, ohne dass sie es erst mit den Augen sehen musste. Ein glühender Pfeil bohrte sich durch ihr Gehirn, und ein blutiger Schleier tanzte ihr vor dem Gesicht. Blitzartig trocknete ihr Mund aus, die Zunge lag wie ein dürrer Lappen am Gaumen.
    Sie begriff sofort, was in ihr vorging. Ihre Gabe war nicht etwa verschwunden, sie wandelte sich.
    Verstärkte sich.
    Kam perfekter und ausgefeilter als je zuvor zu ihr zurück.
    Sue konnte wieder auf ihre spezielle Fähigkeit zugreifen, aber mächtiger und gewaltiger.
    »Hören Sie, ich springe nach draußen, wenn es sein muss!«, kreischte Kakuta, als habe er den Verstand verloren. Vielleicht hatte er das auch.
    Tollwut, dachte Sue erneut. Das war wohl gar kein so unpassender Vergleich. Falls es noch lange so weiterging, würde sie selbst genauso innerlich kollabieren.
    »Tako, Sie dürfen nicht springen«, sagte Mercant mühsam beherrscht. »Der Energieschirm wird Sie töten und mich mit Ihnen, wenn Sie mich mitnehmen! Sie können ihn nicht passieren, das wissen Sie doch. Es ist sinnlos!« Ein Energieschirm war für einen Mutanten lebensgefährlich, wenn er seine Gaben darauf ausrichtete. Sid González war beinahe gestorben, als er aus einem geschützten Fantanschiff hatte teleportieren wollen, und Ernst Ellert war durch die Berührung mit einem Energieschirm zu einem Wesen geworden, das offenbar keinen Körper mehr benötigte ...
    »Dann soll es so sein! Dieser Schirm wird gelöscht, oder Sie tragen die Schuld an unserem Tod!«
    Sue riss sich von Sid los, rannte zu Kakuta, zerrte energisch an seinen Armen, die Allan D. Mercant umklammerten. »Lass ihn los, Tako! Wir müssen vernünftig sein!«
    Der Teleporter wandte den Blick, starrte sie an. Etwas lag in seinen Augen, was ihr Angst machte. »Hände weg!«, herrschte er sie an.
    Sid war bei ihr, nahm ihre Hand. »Sue, hör auf!«
    »Merken Sie es denn nicht?«, sagte Mercant erstickt. »Sie sind krank ... Ihr Verstand ... Sie stehen nur einen Schritt davon entfernt, Amok zu laufen – oder es hat längst begonnen!«
    In diesem Moment teleportierte Tako Kakuta, und er nahm alle mit, mit denen er in direktem Körperkontakt stand.
    Allan D. Mercant.
    Sue Mirafiore.
    Und Sid González.
    Ein Flimmern, ein Schmerz, und ohne dass Zeit verging, fühlte Sue, wie sie übergangslos in der energetischen Schutzkuppel festhingen, wie höherdimensionale Energien sich entluden.
    Keiner Paragabe gelang es, einen Schirm wie diesen zu durchdringen.
    Kein Teleporter konnte ihn passieren.
    Und Tako Kakuta schrie, eine ganze Ewigkeit lang. Es gellte nicht in Sues Ohren, sondern in ihrem Bewusstsein. Sie fühlte seinen Schmerz, weil sie mit ihrer Gabe in seinen Körper hineinsehen und verfolgen musste, wie er zerriss. Atome lösten sich aus ihrem Verbund, Zellstrukturen

Weitere Kostenlose Bücher