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PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise

Titel: PR NEO 0047 – Die Genesis-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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gefischten Stein und drehte ihn zwischen den Fingern. Er versuchte zu einer möglichst neutralen, emotionslosen Beurteilung zu kommen. »Die Dinge haben sich geändert. Als Mutanten sind wir nun ...« – er zögerte – »... vogelfrei.«
    »Und ihr wundert euch tatsächlich, warum ich misstrauisch war?«, fragte Ailin.
    Was sollten sie darauf erwidern? »Es ... war nicht ...«, stotterte Tschubai. »Niemand konnte wissen, dass ...«
    »Sei still!«, unterbrach Stagge barsch. »Jedenfalls ist es gut, dass wir dich noch rechtzeitig gefunden haben, Ailin. Besser wir als ... die.«
    »Aber warum?«, fragte der Sudanese verzweifelt.
    »Die normalen Menschen fürchten sich vor uns«, sagte Ailin kalt. »Das wusste ich schon immer. Im Bordell duldeten mich alle, weil ich eine willkommene Einnahmequelle darstellte, doch sie hatten auch Angst. Keines der anderen Mädchen kam mir zu nahe. Mir war von vorneherein klar, dass es nicht ewig gut gehen kann.«
    »Perry Rhodan ist nicht ...«, begann Tschubai, wurde aber erneut von Stagge unterbrochen.
    »Rhodan ist nicht hier, oder täusche ich mich da? Er ist im All unterwegs und interessiert sich nicht den feuchten Kehricht für uns! Es schert niemanden von den Mächtigen, was wir denken. Eine Mutantenkrankheit? Lächerlich!«
    »Sie fürchten uns«, betonte die Chinesin wieder. »Und wir sollten ihnen zeigen, dass sie sich zu Recht fürchten.«
    »Was willst du tun?«, fragte Stagge.
    »Wir gehen dorthin.« Ailin schloss die Augen. »Zusammen mit allen anderen, die noch frei sind. Du kannst sie doch hören, oder?« Sie tippte sich ans Ohr. »Sie empfangen mit deinem Implantat? Wir müssen uns vereinen!«
    Stagges Blick wurde abwesend; er konzentrierte sich wieder auf den Nachrichtenstream.
    »Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst«, sagte Ras Tschubai.
    »Wer spricht von einfach?« Die Chinesin lächelte unergründlich. »Es ist vielmehr notwendig. Ich verstehe inzwischen die innere Unruhe, die mich schon seit Tagen quält. Es zieht mich zu diesem Institut. Ich wusste nicht, dass es diesen Ort gibt, aber ich wollte trotzdem dorthin. Wo die anderen sind. Unsere Geschwister.«
    »Warum hast du uns dann angegriffen, wenn du so denkst?«, fragte Tschubai verständnislos.
    »Ich wollte euch nur ... ein bisschen drohen, aber es ist außer Kontrolle geraten. Ich ...«
    »Deine Gabe spielte verrückt«, stellte der Sudanese fest. »Ich hingegen habe meine Parafähigkeit verloren, und Olfs Gabe wiederum hat sich verändert. Das klingt mir schon nach einer Krankheit. Einer Seuche.«
    »Oder nach Entwicklung!«, sagte Stagge. »Nach genau dem, wovor sie sich in Terrania fürchten und uns deswegen einsperren wollen. Kommt dir das nicht bekannt vor? Das, was man nicht kennt, fürchtet man. Und was man fürchtet ...«
    »... tötet man«, beendete Ailin den Satz.
    »Von einer Krankheit zu reden ist lächerlich«, behauptete Stagge. »Dutzende Wissenschaftler und Ärzte erforschen in Lakeside die Paragaben, aber keiner von diesen superklugen Köpfen hat einen gemeinsamen Nenner gefunden, der unsere Begabungen erklären könnte. Doch jetzt, ganz plötzlich, weil es ihnen gut in den Kram passt, soll es also eine Krankheit geben, die nur Mutanten befallen kann? Wie soll das funktionieren, wenn es nichts Körperliches gibt, was uns verbindet und was uns von Nichtmutanten unterscheidet? Außerdem: Was soll das Gerede von Genen? Die können sich nicht einfach verändern! Man hat, was man hat! Ich sage dir, wir entwickeln uns weiter! Es ist der nächste Schritt unserer Evolution!«
    »Ich fühle mich aber krank«, warf Tschubai ein. »Und das nicht nur wegen dieser Erkältung.«
    Niemand erwiderte etwas.
    Nach einigen Sekunden sagte Olf Stagge: »Ich bin kein Verbrecher, den irgendwelche Machthaber einsperren können, weil sie Angst vor mir haben. Das lasse ich nicht mit mir machen! Wenn du das anders siehst, Ras, bitte.«
    Tschubai schloss die Augen, stützte die Stirn auf die Faust. Er war so verwirrt, dass er keine einzige klare Überlegung anstellen konnte. Seine Gedanken jagten einander. Er wollte es nicht glauben, aber es ließ sich nicht leugnen. Als Mutanten waren sie anders. Auch er hatte schon Ablehnung erfahren, Unverständnis ... und Furcht in den Blicken seiner Gegenüber.
    Und was man fürchtet, tötet man.
    Dieser Satz bohrte sich in seinen Verstand. Eine Reaktion auf Angst bestand in Aggression, darin, die Quelle der möglichen Gefahr zu beseitigen. Man kämpfte, um zu

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