PR NEO 0048 – Der Glanz des Imperiums
Hatte er den Assistenten überhaupt noch unter Kontrolle? Vielleicht hätte da Teffron auf Palor misstrauischer sein sollen. Im Nachhinein erkannte er die Zeichen von Bahroffs schwindender Loyalität.
Sie erreichten den Weg und gingen auf den Fluss zu. In der Mitte der reißenden Strömung ragten spitze Felsen auf. Blätter und Moosbrocken wirbelten an der Oberfläche.
»Dort!«, sagte der Regent und zeigte auf ein Nebenbecken des Flusses. Die kreisrunde Form verriet, dass es künstlich angelegt worden war. In seine Mitte führte ein steinerner Steg, an dessen Ende mehrere silberne Boote an grellbunten Leinen auf den Wellen dümpelten. Selbst im Nebenbecken sah man die Bewegungen des unruhigen Wassers.
»Sie wollen diesen Fluss befahren?« Da Teffron wünschte sich zurück in den rostigen Grubenlift. Er war kein Mann, der zur Angst neigte, aber auch keiner, der ein unkalkulierbares Risiko schätzte.
»Ja.« Der Regent schloss zu ihm auf. »Das, was wir suchen, ist das Wagnis wert.«
Perry Rhodan
»Da vorn!« Rhodan deutete auf das verlassene schwarze Fahrzeug, das vor einem Schachtzugang stand.
Atlan drosselte die Geschwindigkeit und senkte die Platte ab. Die Räder fuhren mechanisch ein. Mit einem Klacken kam die Rollplattform zum Liegen.
»Ein Grubenlift«, sagte Belinkhar. »So etwas habe ich in den Mediennetzen gesehen. Der gesamte Untergrund der Insel ist durch Jahrtausende dauernden Bergbau ausgehöhlt.«
Rhodan sprang von der Plattform und sah in den Schacht hinein.
Ein Abgrund von mehreren Hundert Metern verlor sich immer kleiner werdend in der Tiefe. Sein Ende lag im Schatten. Einen Augenblick fühlte Rhodan Schwindel. »Die Kabine ist fort. Wenn wir sie hochholen, wird der Regent darauf aufmerksam werden.«
»Oder auch nicht«, wandte Goratschin ein. »Möglicherweise hat er sich von der Kabine entfernt.« Er sah Matsu an. »Findest du ihn?«
»Ich weiß nicht. Ich muss aufpassen. Vielleicht schaffe ich es, ein kurzes Bild aufzurufen.«
»Tu, was du kannst«, sagte Rhodan. »Niemand macht dir einen Vorwurf, wenn es deine Möglichkeiten übersteigt.«
Matsu senkte den Kopf. Sie blieb auf der Plattform sitzen, streckte den Rücken durch und hob ihre Handflächen nach oben. Über der Haut flimmerte die Luft.
Rhodan bemühte sich, doch er konnte kaum etwas erkennen. Braun und Silber durchzogen einander wie ein gerütteltes Sandbild. Erst nach mehreren Minuten formten sich die Umrisse dreier Menschen am Ende eines Gangs, der dem glich, in dem sie standen, nur dass er wesentlich schmaler war. Ein weiter, undefinierbarer Raum öffnete sich vor den drei Gestalten. Die Szene blieb kurze Zeit stabil, ehe sie erlosch wie eine ausgeblasene Flamme.
Matsu senkte die Hände auf die Knie. Ein dünner Schweißfilm glänzte auf ihrem Gesicht. »Sie sind nah an der Kabine. Mehr möchte ich nicht riskieren. Ich werde sie unten vielleicht wiederfinden müssen.«
»In Ordnung.« Rhodan überlegte. »Wir müssen einen anderen Weg finden.«
Chabalh hob die Schnauze, stemmte sich mit durchgestreckten Hinterbeinen in einer Schräglage vor und schnüffelte geräuschvoll in den Schacht. Seine dunkle Nase flatterte. Rhodan beobachtete die hektischen Atemzüge.
»Was riechst du?«, fragte Belinkhar.
»Verletztes Metall.« Chabalh sprang zurück und sah sich um. »Es gibt noch mehr. Ich finde.«
»Noch mehr Rost?«, fragte Rhodan. Wie gut war überhaupt Chabalhs Geruchssinn? Die Geschwindigkeit, mit der der Purrer das Waschmittel aufgespürt hatte, beeindruckte Rhodan. Gleichzeitig blieb ein Rest Misstrauen in ihm. Chabalh war auf der ersten Etappe ihrer Mission zu ihnen gestoßen. Sie hatten ihn in einer Raumkapsel gefunden, in der sein Herr ihn vor Jahrtausenden ausgesetzt hatte, weil der Purrer die Schocks der Transitionen nicht ausgehalten hatte. Ein Zufall, der beinahe zu groß war, um ein Zufall zu sein. Doch welches Geheimnis Chabalh auch umgab, er wich Rhodan nicht von der Seite, sah sich als seinen Beschützer.
Der Purrer ließ Rhodans Frage unbeantwortet. Er entfernte sich den Tunnel hinunter, die Schnauze in die Luft gereckt, den Schwanz steil wie eine Antenne angehoben.
»Lassen Sie ihn!«, sagte Atlan. »Vielleicht gibt es wirklich noch eine zweite Kabine, die Chabalh finden kann. Wenn ich mich recht erinnere, existierten mehrere solcher Schächte.«
»Sie waren schon einmal an diesem Ort?«
Atlan gab keine Antwort.
»Meinen Sie nicht, wir sind über das Stadium hinaus, in dem wir
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