PR NEO 0048 – Der Glanz des Imperiums
ein Bild aufzubauen und zu halten. Es entglitt ihr wie eine hauchdünne, rutschige Folie. Ein weißer Schemen tauchte stattdessen auf, der ihr zuzuwinken schien. Matsu kannte ihn. Er hatte an dem Tisch gesessen, in Hashima. Der Geist, der dort umging, hatte sie gefunden.
Oder?
»Wer ist das wirklich?«, murmelte sie mit halb gesenkten Lidern.
»Was meinst du?«, fragte Rhodan.
»Nichts. Bloß eine Ermüdungserscheinung. Marshall hat mich davor gewarnt.« Matsu schloss die Augen. »Ich brauche eine Pause.«
»Bitte, versuchen Sie es weiter!« Atlan zeigte zum Fluss. »Hat der Regent vielleicht ein Boot genommen? Können Sie das prüfen?«
Matsu sah Iwans auffordernden Blick. Das war ihre Aufgabe und ihre Chance. Sie hatte sich gewünscht, ihre Fähigkeiten in den Dienst der Menschheit zu stellen. Sie durfte nicht aufgeben, bloß weil es unbequem wurde. Noch hielt ihr Kreislauf stand.
Erneut begann Matsu mit der Suche. Unvermittelt tauchte sie in einen Hochofen ein. Ihr Körper glühte. Mit jeder verstreichenden Sekunde wurde das Gefühl quälender. Iwan trat hinter sie und stützte ihren Rücken. Seine Hände waren die einzige Kühlung in einer Welt aus Hitze. Aber der Erfolg half ihr durchzuhalten. Nach einigem Zögern entstand das vertraute Flimmern. Matsu blinzelte. »Ich sehe ein Boot.«
War es die Gegenwart, die sie sah? Schon beim letzten Versuch hatte Matsu sich gefragt, was eigentlich geschah, wenn ihre Energie versiegte und sie lange brauchte, um eine optische Verbindung herzustellen. Kam es zu einer Zeitverzögerung, da die Television verlangsamt auf ein Geschehen zugriff, das inzwischen nicht mehr aktuell war?
Die anderen starrten auf das Bild zwischen ihren Händen. Es verschwamm, formte sich neu und verwischte wieder zu schmutzigen Schlieren. Die Übertragung blieb fehlerhaft. Wahrscheinlich erkannten die anderen wenig, aber Matsu wusste, was dort vor sich ging, auch wenn sie nicht alles deutlich visualisieren konnte.
Der Regent saß in einem Boot. Bahroff und da Teffron waren bei ihm. Matsu bündelte ihre Kraft, stellte sich einen Zoom vor und betrachtete die Luft in dem Abstand, in dem zuletzt der Schutzschirm des Regenten gewesen war.
Rhodan berührte ihre Schulter. »Erkennst du die Richtung, in die sie fahren?«
»Flussabwärts.« Das Boot zwischen Matsus Fingern verschwand vollständig. »Ich habe die Strömung gesehen. Sie bewegen sich mit ihr. Sie müssen ein gutes Stück vor uns sein. Mehrere Kilometer.«
»Da führt ein Weg hinunter«, sagte Belinkhar. Sie zeigte auf einen Pfad, der hinter niedrigen Felsbrocken begann.
Matsu war dankbar, dass die Hitze nachließ. Sie fühlte sich schwach. »Geht ruhig schon vor und schaut nach einem Boot, mit dem wir ihnen folgen können. Iwan stützt mich.«
Sie sah Rhodans Zögern. Merkte er, dass sie mit Iwan allein sein wollte? Wenn Rhodan ihr misstraute, dann zu Recht. Was würde er mit Iwan und ihr machen, wenn es ihnen gelang, den Regenten zu töten? »Wir kommen klar.«
Ich will ihn nicht hintergehen. Ich respektiere ihn. Ohne ihn hätte sich die Menschheit beim Kampf um die AETRON zerfleischt. Aber es muss sein. Die Gelegenheit ist zu gut. Wir können den Regenten erledigen – und Sergh da Teffron und seinen Diener.
Matsu machte mit der Hand eine Geste nach vorn. Atlan, Chabalh und Belinkhar hatten inzwischen einen Vorsprung von knapp fünf Metern. Sie stiegen den gewundenen Pfad zum Fluss hinab. Das bläuliche Licht hüllte sie ein und verfremdete ihre Konturen. Rhodan wandte sich mit einem letzten, prüfenden Blick von Matsu ab und folgte ihnen.
Matsu drehte sich zu Iwan um, sodass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Sie hatten wenig Zeit für sich, deswegen sprach sie schnell und abgehackt. »Es gibt keinen Schutzschirm mehr, der uns aufhält. Das Boot ist eng, und sie sind zu dritt darin. Sicher hat der Regent ihn ausgeschaltet, und warum sollte er den Schirm wieder aktivieren? Er weiß nicht, dass wir ihm folgen. Wenn wir etwas unternehmen wollen, dann sofort. Er ist noch ganz in der Nähe. Zusammen schaffen wir es, die Distanz zu überwinden. Ich öffne das Bild, und du schickst dein Feuer. Ich weiß, dass es klappen kann.«
»Ishy, ich werde es nicht tun.«
»Wir können es beenden!«
»Aber nicht so.«
»Denk an die Erde! Der Regent wird keinen Moment zögern, sie zu vernichten, sobald er ihre Position erfährt!«
»Daran zweifle ich nicht. Aber ich sage dir etwas: Das ist hypothetisch. Im Moment sind das drei Männer in
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