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PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder

PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder

Titel: PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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kalten Tonfall angenommen. »Später bringen wir Euch etwas zu essen und zu trinken. Nach dem nächsten Dunkelzyklus erwarte ich Ihre Antwort.«
    Rhodan verkniff sich den Satz, dass diese genauso aussehen würde wie die bisherige. Stattdessen sagte er: »Danke für das Angebot. Darf ich Ihnen eine letzte Frage stellen?«
    »Welche?«
    »Leben im Zweistromland Shonumoy?«
    »Was ist das?«
    »Kleine Tiere mit weißem Fell und flauschigen Tellerohren.«
    »Warum sollte das wichtig sein für die Rettung unserer Heimat?«
    Gute Frage.
    »Weil sie die Fähigkeit besitzen, Gift zu neutralisieren«, erklärte Atlan im Brustton der Überzeugung. »Wenn man aus ihren Sekreten ein Gegengift herstellt, das ...«
    »Nein«, unterbrach Thinche. »Solche Tiere gibt es nicht. Und nun denken Sie sorgfältig nach. Ich würde vorschlagen, Sie lassen sich eine bessere Lösung einfallen als Tiere mit Flauschtellern.«
    Er verließ den Raum. Im nächsten Augenblick erklang das Rasseln der Kette, mit der er die Hütte verriegelte.
    »Was nun?«, fragte Rhodan. »Können wir ihm glauben?«
    »Ich denke schon«, sagte Belinkhar. »Das Imperium rüstet auf. Vermutlich hat der Regent deshalb den Bergbau auf Artekh 17 wieder anlaufen lassen. Das ist mit Verschmutzung verbunden. Ich muss euch nicht daran erinnern, wie es an der Oberfläche von Ghewanal aussieht.«
    »Sie haben recht«, ergänzte Atlan. »Denken Sie nur an den Müll, der uns aus den Seitenarmen des Stroms begegnet ist.«
    Rhodan ging zum Fenster und schaute hinaus. Der Abschiedssteg lag wieder verlassen am Flussufer. »Aber was können wir tun, um den Nethor zu helfen?«
    »Nichts«, sagte Atlan. »Sie müssen sich selbst helfen.«
    »Vielleicht ist ihnen mit dem Tod des Regenten bereits geholfen«, meinte Iwan Goratschin. »Kein Regent, keine Aufrüstung, kein Bergbau.«
    Ishy Matsu schüttelte den Kopf. »Das mag sein. Aber das ist nichts, womit sich Thinche abspeisen lassen wird.«
    »Also bleibt nur eines, was wir tun können«, sagte Atlan.
    Rhodan nickte. »Fliehen. Aber wohin? Wenn jemand eine gute Idee hat, wäre jetzt ein geeigneter Augenblick, sie vorzutragen.«
    Doch niemand trug eine Idee vor. Weder eine gute noch eine schlechte.
    Chabalh stieß ein Knurren aus.
    Alle fuhren zu ihm herum. »Was ist?«
    »Wo ist der Flackermann?«, fragte der Purrer.
    »Wer?«
    »Ernstellert.«
    Rhodan sah zu der Matte, auf der Ellert mit verwirrtem Gesichtsausdruck gesessen hatte. Doch nun war die Matte leer.
    Aber nicht nur Ernst Ellert war verschwunden. Auch von der Kleidung, die danebengelegen hatte, fehlte jede Spur.

Aus den Unterweisungen der Geschichtswahrer
     
    Schon vor der Spaltung besiedelten die Neth'or beide Flussarme des Zweistromlands. Das Leben war hart und entbehrungsreich, aber die Brüder halfen sich, wo es nur möglich war.
    Wenn thas die Beeren der ersten Sträucher knapp wurden, gaben ihnen die Neth'or von khal, was sie erübrigen konnten – und manchmal mehr.
    Wenn khal zu wenig Fische im Fluss schwammen, überließen die Neth'or von thas den Hungernden die schönsten Exemplare aus ihren Vorräten.
    Ohne diese Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft wären aus den Neth'or niemals Nethor geworden.
    Und doch barg die gegenseitige Unterstützung Gefahren, denn es existierte keine Verbindung zwischen khal und thas. Der Khertak trug davon, was man ihm übergab. Ihn zu durchschwimmen war schier unmöglich. Nur mithilfe von zu Schnüren gedrehten Flechten versuchte man, die Boten abzusichern.
    Aber Schnüre konnten reißen.
    Oder die Strömung drückte den Boten unter Wasser, obwohl er festgebunden war.
    Oder der Khertak spülte in dem Augenblick, in dem der Bote gegen die Fluten kämpfte, ein hartes, scharfkantiges, tödliches Stück Treibgut an.
    Die Gefahren waren endlos. So beschloss man, eine Brücke zu bauen. Es dauerte Tausende von Zyklen, bis es gelang, den Plan zu verwirklichen. Man opferte jedes nicht überlebenswichtige Stück Schrott, das der Khertak mit den Flüchtlingen ans Ufer gespült hat. Trümmer der Boote, die Wandungen von Vorratskisten. Doch es reichte bei Weitem nicht aus. Also griff man wieder auf Flechtschnüre zurück – und wartete auf das, was der Fluss brachte. Treibgutfischer wachten am Ufer und versuchten mit einfachen Netzen aus Flechten abzufangen, was ankam.
    Die Brücke wuchs Stück um Stück, stürzte ein, wurde aufgebaut, gefestigt und doch erneut vom Strom davongetragen. Aber nach vielen Zyklen mit vielen Toten unter den

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