PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder
Arbeitern hatte man es vollbracht.
Man hatte einen Weg erschaffen, der einen sicher von thal nach khas brachte.
Die Neth'or nannten ihn den Brudersteg.
5.
Die Stunde des Flackermanns
Die Stimmen rissen Ernst Ellert aus dem Schlaf.
Er öffnete die Augen, versuchte die Umgebung wiederzuerkennen, diesen engen Raum, das kabelvergitterte Fenster, die Wände aus Schrottteilen. Langsam kehrte die Erinnerung zurück, dennoch fühlte er sich desorientiert. Die Anstrengungen der letzten Zeit waren fürchterlich gewesen. Der Kampf, seinen Körper zu stabilisieren. Der Kampf gegen die Fluten. Und offenbar alles umsonst. Der Regent war tot! Das hätte nicht geschehen dürfen.
Statt diesen Arkoniden daran zu hindern, den Regenten zu erschießen, steckte er mitsamt der Gruppe um Perry Rhodan fest in diesem ... diesem ... Er war zu benommen, um einen Kraftausdruck zu finden, der die Situation nur halbwegs beschrieb.
Es dauerte einen Augenblick, bis er bemerkte, dass er nackt war. Seine Kleidung lag neben ihm.
»Die Khal wollen Rache für das, was man ihnen antut. Sie sind die Einzigen, an denen sie sie nehmen können.«
»Das würde überhaupt nichts ändern!«
»Erklären Sie das einem zornigen Volk.«
Stimmen, die auf ihn einprasselten. Worte, die sich zu inhaltsleeren Sätzen vereinten.
»Was ist denn passiert?«, fragte er. Er setzte sich auf, blinzelte. Wo war Rhodan? Ah ja, dort bei dem Wesen mit den riesigen Augen.
»Was passiert ist?« Die Stimme von Ishy Matsu. Oder? »Das kann ich Ihnen sagen. Wir stecken bis zum Hals im Schlamassel. Das ist passiert!«
Er wollte etwas ergänzen, brachte aber kein weiteres Wort hervor. Stattdessen setzte das Stimmengewirr wieder ein. Diskussionen über Gift, Rache und weiße Flauschtiere. Wenn es doch nur einen Sinn ergäbe! Dann jedoch schnappte er ein paar Brocken auf, die er verstand.
»Also bleibt nur eines, was wir tun können.«
»Fliehen. Aber wohin? Wenn jemand eine gute Idee hat, wäre jetzt ein geeigneter Augenblick, sie vorzutragen.«
Fliehen!
Als hätte dieses eine Wort etwas in ihm ausgelöst, griff eine unsichtbare Kraft nach ihm. Sie zerrte an ihm, riss ihn weg von der Matte, weg aus der Hütte, weg aus der Körperlichkeit.
Die Welt um ihn herum zog sich zu Erbsengröße zusammen. Wände, Länder, ganze Planeten stürzten auf ihn ein, nur um sich Sekunden später aufzublähen, bis er selbst nicht mehr war als ein Staubkorn im Universum. Die Kraft schleuderte ihn umher und ...
... mit einem Mal steht er auf einer Wiese. Zottelige Tiere mit sechs kurzen Beinen glotzen ihn an. Ein Gestank nach Moschus und Exkrementen bohrt sich ihm in die Nase. Eine Nase? Besitzt er so etwas überhaupt? Er hebt den Arm, um sich zu vergewissern, hält aber inne, als er bemerkt, dass dieser in einem Ärmel steckt. Was auch immer mit ihm passiert, unbewusst hat er die Kleidung mitgenommen. Vielleicht, weil Menschen sich in ihren Gedanken meist angezogen sehen? Aber davon abgesehen: Spielt es wirklich eine Rolle?
Die Zottelviecher senken die Köpfe. Wollen weitergrasen.
Doch nein, das ist ein Irrtum.
Er erkennt einen Kranz von fingerlangen spitzen Dornen hinter den Ohren.
Die Tiere wollen angreifen! Ihm die Dornen ins Fleisch stoßen, weil er ihr Revier betreten und sie beim Grasen gestört hat, oder weil sie endlich einmal etwas anderes auf dem Speiseplan stehen haben und ihn deshalb verzehren möchten.
Er dreht sich um, will davonlaufen, doch auch von dort nähert sich ein Zottelvieh. Sie sind schnell, beängstigend schnell für die kurzen Beine!
Da sind sie heran, stoßen ein aggressives Blöken aus, senken den Kopf ein bisschen tiefer – und rennen durch ihn hindurch, als wäre er gar nicht da.
Weil er tatsächlich nicht da ist. Sein Körper existiert nicht mehr, schwebt irgendwo zwischen den Zeiten und ...
... das Universum kollabierte um ihn, expandierte, pumpte. Kräfte erfassten Ellert, bliesen ihn durch Äonen von Zeit und Raum, durch das Alles und das Nichts zugleich.
Geschah dies wirklich, oder spielte ihm sein Geist einen Streich? Bevor er über diese Frage nachdenken konnte ...
... sitzt er auf einem Felsvorsprung hoch über dem Land der Nethor. Er schaut über ein paradiesisches Gebiet, an dessen entgegengesetzter Seite sich der Khertak an einem Steinmassiv entlangschmiegt. Zu seinen Füßen liegt ein Nest aus Ästen, Blättern und den Knochen kleiner Tiere. Darin entdeckt er ein Ei, grau mit braunen Flecken.
Ein großer Vogel mit nacktem Hals und
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