PR NEO 0049 – Artekhs vergessene Kinder
Gesicht war über ihm erschienen. »Hör auf mit deinem Gejammer und benimmt dich wie ein Mann!«, hatte er ihn angebrüllt. »Es ist ja nicht zu ertragen!« Wenn er es nicht zuvor schon getan hatte, dann hatte Stiqs Bahroff in diesem Augenblick angefangen, seinen Herrn zu hassen.
Seit dem Verhör zuckte er bei jedem Geräusch zusammen, das vor der Tür erklang. Bisher war es stets blinder Alarm gewesen, doch als diesmal erst ein Klacken, dann ein Scheppern und das Rasseln einer Kette ertönte, wusste er, dass die Tortur weiterging.
Die Tür schwang auf, und da stand er. Der Thas-Nethor mit der rötlichen Kammfrisur. Thalyan. Als Bahroff ihn sah, rasten die Bilder seit ihrer Gefangennahme an seinem inneren Auge vorbei. Er merkte, wie er zitterte.
Bahroff blickte zu da Teffron, hoffte auf seine Hilfe, doch der hatte nur ein höhnisches Grinsen für ihn übrig. Er erinnerte sich daran, wie er nach der Prügelattacke mit geplatzten und geschwollenen Lippen gekrächzt hatte: »Warum haben Sie mir nicht geholfen? Wieso haben Sie nichts gesagt?«
»Weil sie dich gefragt haben«, hatte die lapidare Antwort gelautet. »Wenn ich eine Gelegenheit sehe, die Lage zu unseren Gunsten zu verändern, werde ich sie ergreifen. Nicht vorher. Und nun gib mir den Zellaktivator!«
Es war zu einem Streit gekommen, während dem sich Bahroff sogar erniedrigt hatte, da Teffron anzuflehen, ihm den Aktivator noch nicht abzunehmen. Zuerst hatte die Hand des Regenten gezögert, doch dann hatte er – er! Stiqs Bahroff, der Feigling! – gedroht: »Wenn Sie ihn mir abnehmen, sage ich den Nethor, was es mit dem angeblich so wertlosen Schmuckstück auf sich hat. Dann werden auch Sie nicht lange Ihre Freude daran haben.«
Da Teffrons fassungsloses Gesicht war der einzige Lichtblick in den Stunden des Schmerzes gewesen. Doch er hatte sich rasch in den Griff bekommen. »Was deine Respektlosigkeit angeht, ist das letzte Wort nicht gesprochen, mein Freund. Aber du hast recht. So kann ich prüfen, ob der Aktivator deine Wunden schneller heilen lässt.«
Wie sich herausstellte, hatte der genau das getan. Bahroff war zwar längst nicht auf dem Damm, aber im Vergleich zu der schmerzvollen Zeit nach dem Verhör fühlte er sich wie neugeboren. Bis zu dem Augenblick, als sich die Tür öffnete und Thalyan mit einem Gefolge von vier Nethor eintrat.
»Haben Sie es sich anders überlegt?«, fragte der Hochvater. »Konnte ein Dunkelzyklus, ohne zu essen und zu trinken, Sie umstimmen? Sagen Sie mir nun endlich die Wahrheit? In wessen Auftrag sind Sie zu uns gekommen?«
»Wir können Ihnen nur das Gleiche sagen wie ...«, begann Bahroff.
Ein Nethor stieß ihm die stumpfe Seite des Speers in die Kniekehle, und er ging zu Boden.
»Du schweigst!«, fuhr Thalyan ihn an. Stattdessen wandte er sich an da Teffron. »Diesmal beantworten Sie meine Fragen.«
Der Angesprochene zuckte merklich zusammen. Vermutlich ohne sich dessen bewusst zu werden, fasste er an den Ring, den er trug. Das Zeichen seiner Macht. Er drehte ihn ein paarmal hin und her und ließ ihn wieder los.
Thalyan baute sich vor ihm auf. »In wessen Auftrag sind Sie hier?«
Da Teffron schwieg. Sein durch den Raum huschender Blick zeigte, dass er angestrengt nachdachte. Nach einem Ausweg suchte.
»Noch einmal: In wessen Auftrag sind Sie hier?«
Als da Teffron erneut die Antwort verweigerte, sagte Thalyan: »Wie Sie wollen.« Er ballte die Hand zur Faust und drosch sie seinem Gefangenen ins Gesicht.
Da Teffron stöhnte und sank auf die Knie.
»In wessen Auftrag sind Sie hier? Warum vergiften Sie unsere Welt?«
Wieder keine Antwort. Stattdessen folgte der nächste Fausthieb.
Blut schoss da Teffron aus der Nase, rann ihm über Lippen und Kinn. Ein Blutstropfen fiel zu Boden. Die Hand des Regenten griff zur Tasche, was Thalyan widerspruchslos geschehen ließ.
Für einen Augenblick rechnete Bahroff damit, sein Herr – traf diese Bezeichnung überhaupt noch zu, oder sollte er ihn besser seinen Mitgefangenen nennen? – ziehe die Lösung aller Probleme hervor. Eine Waffe, die die Nethor beim Abtasten übersehen hatten. Oder ein Wunderding, mit dem er sich und ihn auflösen und in Sicherheit rematerialisieren lassen konnte. Wenn da Teffron ihn denn mitgenommen hätte. Obwohl, er trug immer noch den Zellaktivator!
Umso größer war seine Enttäuschung, als der Arkonide nur ein rosafarbenes Halstuch hervorzog. Das Tuch, das der Regent ihm gegeben hatte, um vom Wächterroboter Chergost Zutritt zu
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