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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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deine Schwester?« Mit der ausgewaschenen Jeans, dem karierten Flanellhemd und dem zu groß geratenen Hut wirkte Karl Rhodan wie die Karikatur eines Cowboys. Der Anhänger, den er an einer Kette um den Hals trug, glänzte in der Sonne. Er zeigte den heiligen Georg, den Drachentöter.
    »Deb wollte nicht mitkommen«, antwortete Perry.
    »Wieder ein Junge im Spiel?«
    »Schätze ja.«
    »Tin Can?«
    »Nein. Den hast du vertrieben. Tin Can wechselt die Straßenseite, wenn er einen von uns nur aus der Ferne sieht.«
    »Gut so.« Karl Rhodan hob eine Hand und strich sich mit den von Altöl geschwärzten Fingern über das Kinn. »Aber das mit deiner Schwester gefällt mir nicht. Sie wird kein gutes Ende nehmen, wenn sie so weitermacht.«
    »Ich versuche ...«
    »Ich weiß, du tust, was du kannst«, unterbrach ihn Karl. »Aber kein Mensch kann einen anderen Menschen vor sich selbst schützen.« Er drehte sich zu Marcus, der unsicher von einem Bein auf das andere wippte. »Und wer bist du, Wonneproppen?«
    Marcus zuckte zusammen. »Marcus Everson, Sir. Ein Schulkamerad.«
    »Was willst du hier? Siehst nicht nach einem Jungen aus, der es länger als eine Stunde auf einer Farm aushält.«
    Marcus lief knallrot an. »Ich, Sir ... ich ...«
    »Ich habe ihn eingeladen«, eilte ihm Perry zu Hilfe. »Ich habe ihm von der Farm und dir erzählt. Marcus ist neugierig.«
    »Ach ja?« Karl bedachte den Jungen mit einem abschätzigen Blick. »Also gut, ich habe eine Schwäche für neugierige Jungs. Rein mit euch!«
    Die beiden Jungen wuchteten ihre Rucksäcke auf die Ladefläche und stiegen ein. Der Pick-up war breit genug, damit sie alle drei nebeneinandersitzen konnten. Karl brauste los. Er war der einzige Erwachsene, den Rhodan kannte, der ein Auto ohne Automatik fuhr – und der einzige, der seinen Wagen so rücksichtslos rannahm.
    »Ein schöner Farmer«, sagte Perrys Vater immer, »der seine Werkzeuge so misshandelt.«
    Perry konnte ihm nicht widersprechen. Trotzdem war es nur ein Teil der Wahrheit. Karl konnte Tage damit verbringen, einen Motor komplett auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. Und er fand dabei die innere Ruhe, die Perrys Vater sein Leben lang vergeblich suchte.
    Nach einem Kilometer zwang Karl den Pick-up von der Hauptstraße, ohne abzubremsen. Marcus japste überrascht, wurde gegen die Tür geworfen. Perry, der das Manöver hatte kommen sehen, gelang es, sich an der Kante der Sitzbank festzuklammern. Karl beachtete die beiden Jungen nicht und gab wieder Gas. Der Pick-up rumpelte mit beinahe fünfzig über den unbefestigten Feldweg.
    »Bist wieder gewachsen, Junge, was?«
    »Ja.«
    »Wie groß?«
    »Einsneunundfünzig.«
    »Aus dir wird noch was, Junge.« Karl grinste. »Wie geht es deiner Mutter?«
    »In Ordnung. Die Verkäufe laufen gut, seit sie sich auf Schuhe verlegt hat. Ich soll dich von ihr grüßen.«
    »Dein Vater?«
    »Nicht so gut.« Perry zögerte nicht. Vor Karl musste er nicht verbergen, was er fühlte.
    »Er trinkt wieder?«
    Perry nickte.
    Karl Rhodan trat scharf auf die Bremse, bog auf einen noch engeren, noch holprigeren Feldweg ein. Perry stützte sich mit beiden Armen auf dem Armaturenbrett ab. Seine Jacke verrutschte, gab den Blick auf den Button frei, den er auf der Brust trug.
    »OBAMA 2012«, stand in Blau auf weißem Grund. »Yes, we can ... AGAIN!«
    »Ihr streitet euch über Politik?« Karl schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Dad streitet mit mir! Er ist total verbohrt! Wenn Romney Präsident wird, dann ...«
    »Dann was? Stürzt der Himmel über uns alle nieder?«
    »Nein ... aber der amerikanische Präsident ist der mächtigste Mann der Welt!«
    »Wahrscheinlich.« Karl nickte. »Aber was bedeutet das schon?«
    »Das ist doch ...« Perry verstummte, als er versuchte, in Worte zu fassen, was so offensichtlich war. Doch bevor es ihm gelang, hatten sie die Farm seines Onkels erreicht: ein abgehalftertes Mobile Home auf einer Waldlichtung, das sich nie wieder vom Fleck rühren würde, daneben ein Stall und ein windschiefer Schuppen.
    » Das ist die Farm ...?« Marcus klappte der Kiefer herunter.
    Karl Rhodan grinste diebisch. »Willkommen im Abenteuer, meine Herren!«
     
    Karl tat, was Perry am meisten an seinem Onkel schätzte: Er ließ ihn und Marcus in Ruhe.
    Perry führte seinen Schulkameraden in das Zimmer an der Rückseite des Mobile Homes, in dem er immer schlief, wenn er seinen Onkel besuchte. Der einzige Einrichtungsgegenstand war eine große alte Matratze. Das

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