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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Fenster hatte sich noch nie richtig schließen lassen, aber das machte nichts. Durch den Spalt drang das Rauschen des Flusses, der unterhalb des Homes seinen Lauf zog.
    Marcus stand einen Moment lang da – sein Vater war ein erfolgreicher Unternehmer, seine Familie lebte in einer Villa mit gepflegtem Garten –, dann gab er sich innerlich einen Ruck und ließ sich auf das Abenteuer ein.
    Die beiden Jungen warfen die Rucksäcke in eine Ecke und machten sich daran, das zu erforschen, was Karl seine »Farm« nannte.
    »Schrottplatz« war das Wort, mit dem die meisten anderen Menschen den Ort bezeichnet hätten. Onkel Karl sammelte alte Autos, heruntergekommen und von ihren Eignern aufgegeben, oder Unfallwagen und richtete sie wieder her. Von einem kleinen Wäldchen von der Sicht abgeschirmt, warteten drei Dutzend Fahrzeuge darauf, dass Karl sie wieder instand setzte oder ihre Teile in andere Wagen transplantierte.
    Perry und Marcus verbrachten den Rest des Samstags auf der Lichtung. Sie rissen an Lenkrädern, traten auf Pedale und hämmerten gegen Hupen, die keinen Laut mehr von sich gaben, kletterten durch geborstene Scheiben und in muffige Kofferräume und jagten einander, während sie von Dach zu Dach sprangen.
    Marcus vergaß sogar seinen Frust über die Entdeckung, dass die Farm in einem Funkloch lag und damit sein nagelneues Nexus, das ihm sein Vater zum Geburtstag geschenkt hatte, nutzlos war.
    Am Nachmittag trieben Hunger und Durst die beiden zurück zum Mobile Home. Onkel Karl war in der Scheune, hantierte an einem alten Ford Ranger, begleitet diesmal von einer Musik, die Perry, der seinen Onkel kannte, seinem verblüfften Schulkameraden als gregorianische Choräle erklärte.
    Die Jungen plünderten den bis zum Bersten mit Fertiggerichten gefüllten Kühlschrank und zogen weiter. An einem der Bäche, die in den Fluss mündeten, legten sie einen Staudamm an. Sie holten Angeln, und Perry zeigte Marcus, was Onkel Karl ihm gezeigt hatte: wie man einen Fisch aus dem Fluss zog. Schließlich rannten sie zu der Weide, auf dem das Dutzend Kühe graste, die der Farm die Berechtigung auf den Namen »Farm« gaben, und versuchten sie zu ärgern. Die Kühe ließen sich von ihren Bemühungen nicht beeindrucken.
    Mit dem letzten Licht kehrten die Jungen zum Mobile Home zurück. Onkel Karl hatte auf dem Platz vor dem Wohnwagen ein Feuer entzündet und briet die Fische, die die beiden Jungen gefangen hatten. Sie aßen die Fische, und hinterher gingen sie in das Mobile Home in das Zimmer Karls. Es glich demjenigen, in dem sie schliefen: ein Fenster, das nicht dicht schloss, eine Matratze – dazu ein Stuhl und ein Tisch, auf dem ein Laptop stand.
    Karl schaltete es ein und zeigte den Jungen seine Spiele. Sie stammten aus der digitalen Steinzeit, aus den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts. Karl führte sie ihnen vor, als wären es kleine Weltwunder. Seine Murmelaugen glänzten, schienen beinahe aus den Höhlen zu treten, als »Pacman«, »Space Invaders« und »Asteroids« um den Platz auf dem Display wetteiferten. Es handelte sich um Kunstwerke, hatte er Perry einmal erklärt, gerade wegen ihrer Primitivität. Die Spiele zeigten, was den Menschen ausmachte.
    Die Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg, die seinen Onkel mindestens ebenso faszinierten, ließ Karl an diesem Abend aus, wohl um Marcus nicht zu verschrecken. Perry war froh. Sein Onkel schien nicht genug davon bekommen zu können. Für ihn, hatte er dem Jungen erklärt, gewährte das, was in diesen dunklen Jahren auf der Erde geschehen war, einen tiefen Blick in die Seele des Menschen.
    Weit nach Mitternacht gingen die Jungen schlafen. Freiwillig, Karl hielt nichts von Bettzeiten.
    Sie rollten ihre Schlafsäcke aus und legten sich auf die Matratze. Sie roch angeschimmelt; ein Geruch, den Perry längst lieb gewonnen hatte. Er schmeckte nach Freiheit und Abenteuer.
    »Du hast recht«, sagte Marcus, das Gesicht leicht verzogen wegen des Geruchs. »Dein Onkel ist cool. Er hat keinen Schiss, dass wir Mist bauen. Nicht wie die ganzen anderen Erwachsenen.«
    »Hab ich doch gesagt.« Ein warmes Gefühl breitete sich im Magen Perrys aus. Er bekam nicht oft recht.
    »Hast du ... Aber dein Onkel hat kein Wort von den UFOs gesagt.«
    Sein Magen zog sich abrupt zusammen. »Ja, schon.«
    »Du hast gesagt, dein Onkel weiß was über Aliens.«
    »Tut er auch!«
    »Ja? Wieso erzählt er dann nichts davon?«
    »Onkel Karl erzählt, was er will.«
    »Das habe ich schon bemerkt.

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