PR NEO 0050 – Rhodans Weg
Ich ... ich wollte angeben.«
Karl richtete sich auf. Seine Murmelaugen fixierten Perry. Die Wut war aus ihnen verschwunden, stattdessen glaubte der Junge in ihnen Verwunderung zu lesen. Als sähe sein Onkel ihn unvermittelt in einem neuen Licht.
»Du musst noch viel lernen, Perry«, sagte Karl schließlich. »Aber du hast Mut, das muss ich dir lassen.« Er winkte dem Jungen unter dem Tisch zu. »Du kannst herauskommen. Ich tue dir nichts.«
Marcus warf Perry einen fragenden Blick zu. Erst als dieser nickte, traute er sich hervor.
»Du glaubst also an Aliens, Junge?«, fragte Karl.
»J... ja.«, brachte Marcus heraus.
»Wie kommst du darauf?«
»Es ...« Marcus straffte sich. »Statistik. Es gibt einhundert Milliarden Sterne in der Milchstraße. Mindestens! Dass sich nur auf der Erde intelligentes Leben entwickelt haben soll, wäre ein grotesker Zufall.«
»Und wieso sollten diese Aliens ausgerechnet zur Erde kommen?«
»Zufall. Früher oder später wird jede Zivilisation ins All vorstoßen – und früher oder später wird eine von ihnen uns finden.«
»Und dann?«, fragte Karl.
»Dann müssen wir sehen, dass wir die Ersten sind! Wenn die Chinesen oder die Russen die Technologie der Aliens in die Finger bekommen, dann gnade uns Gott! Wir ...«
»Gott?«, schnitt Karl dem Jungen das Wort ab. »Ich bezweifle, dass Gott sich für die Vereinigten Staaten von Amerika interessiert – angesichts von einhundert Milliarden Sternen in der Milchstraße. Von anderen Galaxien ganz zu schweigen.«
»Sir, ich ...« Marcus Everson brach ab. Ihm fehlten die Worte.
Karl wandte sich an Perry. »Aber was meinst du, Perry Rhodan? Was sollten wir tun, wenn die Aliens kommen?«
Der Blick des Onkels war durchdringend. Perry überlegte. Ihm brach der Schweiß aus. »Ich ... vielleicht ... ich weiß es nicht.«
Es arbeitete in Karls Zügen. Dann sagte er: »Das macht nichts, Junge. Du musst keine Antwort darauf wissen. Noch nicht.«
8.
14. Mai 2037, am Morgen
Lakeside
»John Marshall macht gemeinsame Sache mit dem Schatten!«
An der Stelle, von der die Stimme kam, begann die Luft zu flimmern. Das Flimmern verdichtete sich innerhalb von Sekunden zu einem Schemen, der Schemen schließlich zu einem Menschen. Es war ein junger Schwarzer. Lang und schlank – und versengt.
Sie brauchten eine Sekunde, um ihn zu erkennen.
»Lekoche!«, rief Sid. »Verdammt, was tust du hier?«
Lekoche Kuntata war ein junger Massai, der eine spezielle Paragabe besaß: die des Verschwindens. Sue kannte ihn nur flüchtig. Lekoche war vor einigen Wochen dem Tode nahe nach Terrania Central gebracht worden. Frank Haggard hatte die tödliche Variante des HI-Virus, der in ihm tobte, erfolgreich bekämpft. Kaum war Lekoche wieder zu Kräften gekommen, war der Massai verschwunden, allerdings auf andere Weise: Er hatte die Finder-Mutantin auf ihrer Suche nach André Noir begleitet.
Caroline Frank hatte Noir nach einer mehrwöchigen Suche, die sie durch ganz Europa geführt hatte, aufgespürt. Jetzt lag sie in einem Krankenbett in Terrania Central. Betäubt, damit ihre Paragabe neutralisiert war. Dort sollte eigentlich auch Lekoche sein. Stattdessen ...
»Was ist mit dir passiert?«
Kopfhaare und Augenbrauen des jungen Massai waren verbrannt.
»Ach das?« Lekoche strich sich beiläufig über den blanken Schädel. »Die wachsen wieder nach. Beim letzten Durchgang hat es mich beinahe erwischt.«
»Bei was?« Sue erinnerte sich, dass Lekoche sich selbst als Krieger betrachtete. Und ein Krieger kannte keinen Schmerz.
»Als ich durch den Schirm bin. Die Paraentladungen überlasten ihn stellenweise. Man muss nur den richtigen Moment abpassen, dann kann man durchschlüpfen.«
»Hast du sie eigentlich noch alle?« Sid sah den Massai an, als hätte er ihm eben erklärt, er spaziere in seiner Freizeit mit Vorliebe durch Minenfelder. »Denk an Tako!«
»Das mache ich. Und es tut mir sehr leid um ihn. Wir haben einmal miteinander gesprochen. Er war sehr gut zu mir. Aber Tako ist teleportiert, in Panik. Ich bin ein Krieger. Ich bleibe ruhig.«
Lekoche war schmächtig, sah bestenfalls wie sechzehn aus. Und ohne Behaarung wirkte er auf Sue wie ein übergroßes Baby – und überhaupt nicht wie ein Krieger.
»Du willst ein Krieger sein? Ein echter Krieger hat es im Kopf. Er geht keine unnötigen Risiken ein. Was soll dieser ...« Sue suchte nach einem passenden Begriff für die Dummheit, die der Massai begangen hatte. »... dieser Stunt?«
»Das ist
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