Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
verloren?« Sid ging auf die Zwillinge und die Japanerin zu, mit geballten Händen. »Wir müssen das Antivirus bekommen! Sonst sind wir binnen vierundzwanzig Stunden tot, vergehen in den Entladungen unserer eigenen Parakräfte!«
    »Wir sind tot, wenn wir diesem Mörder Mercant vertrauen!« Clément löste sich von seinem Bruder und Takita und trat Sid entgegen. Sid war in den letzten Monaten zu einem Erwachsenen herangereift, aber gegen den zwei Meter großen Zwillings-Mutanten wirkte er wie ein Zwerg.
    Sid, blind vor Zorn, kümmerte es nicht. »Dir zeig ich's!«
    Sue wollte ihm hinterherrennen, Sid zurückhalten, da hallte eine Stimme durch den Saal.
    »Was geht hier vor?«
    Selbstsicher, mit Autorität. Die Stimme versetzte Sue augenblicklich an einen anderen Ort, eine andere Zeit ...
    ... der Pain Shelter in Houston. Ihre Zuflucht. Die Zuflucht für über dreißig Straßenkinder, darunter Sid. Kinder und Jugendliche, die sich immer wieder stritten, aufeinander losgingen. Die düsteren Zwillinge, Damon und Tyler. Mit Messern in den Händen, bereit, einander umzubringen. Die übrigen Kinder, die einen Kreis um die beiden gebildet hatten. Niemand hatte sich getraut, dazwischenzugehen ...
    ... bis auf einen. Derselbe Mann, der auch jetzt wieder dazwischenging: John Marshall.
    Die Köpfe flogen herum.
    Tatjana Michalowna, die verschollene Telepathin, stützte sich auf Marshall. Ihre Hose war zerfetzt. Aus den Löchern lugte großflächig abgeriebene Haut hervor. Sie musste verschüttet gewesen sein. Zwei der Mutanten, Heidi, die von den Färöer-Inseln kam, und Nirina von Madagaskar, erwachten aus ihrer Starre, nahmen John die Frau ab, die sich kaum auf den Beinen halten konnte.
    John war zurück! Die Erleichterung fühlte sich an wie eine Woge, die Sue mit sich trug, ihr neue Kraft verlieh. Sie musste sich beherrschen, um nicht loszurennen und sich an ihn zu klammern.
    »Noch einmal: Was geht hier vor?«
    Sid fasste sich als Erster. »Die Hershell-Zwillinge haben den Verstand verloren! Ihre Phantasien vom Übermenschen werden uns alle umbringen!«
    Takita schob sich vor Clément und Liam, streckte die Brust heraus. »Ist das etwa eine Phantasie? Ich bin kein Krüppel mehr!«
    Clément fügte hinzu: »John, etwas geschieht mit uns! Eine Genesis. Wir werden zu etwas Neuem. Wie Raupen, die sich verpuppen und zu Schmetterlingen werden. Wir dürfen den Prozess nicht unterbrechen. Sonst werden wir von innen verbrennen!«
    John Marshall sagte nichts. Er kam langsam näher. Wie alle Mutanten hatte er Gewicht verloren, waren ihm die Strapazen der letzten Tage anzusehen. Doch Marshall stand aufrecht.
    »John«, bat Sid, »glaub ihnen nicht!« John Marshall war für ihn wie ein Vater – wie für sie selbst.
    »Nein, nicht blindlings. Aber ich glaube auch nicht Allan Mercant ohne Weiteres.«
    »John, wir ...« Sid brach ab, als brauche er einen Moment, um wahrzuhaben, dass John sich nicht bedingungslos auf seine Seite stellte. »Aber was sollen wir dann tun? Uns weiter hier unten verkriechen und darauf warten, bis wir endgültig durchdrehen und einander umbringen?«
    Marshall legte den Kopf leicht zur Seite, überlegte. »Nein, nicht durchdrehen. Aber warten. Wir sind alle erschöpft, Sid. Am Ende unserer Kräfte, eigentlich darüber hinaus. Das ist kein guter Moment, um Entscheidungen zu treffen. Wir müssen schlafen, uns regenerieren.«
    »Aber das geht nicht! Das Virus schläft nicht! Wir ...«
    »Wenn es es gibt, scheint sich die Entwicklung verlangsamt zu haben, vielleicht ist sie sogar zu einem Halt gekommen. Bis auf einen kurzen Ausbruch hat es in den dreißig Stunden keine Paraentladungen gegeben.«
    »Das muss nichts bedeuten! Es kann jederzeit wieder losgehen!«
    »Möglich. Aber selbst wenn das geschähe, könnten wir sofort Kontakt zu Mercant aufnehmen. Er wartet nur darauf. Innerhalb von Minuten wären wir alle betäubt, innerhalb von Stunden hätte man uns das Antivirus injiziert.«
    Sid bebte. Ihm ging gegen den Strich, was Marshall sagte. Und Sid hatte sich noch nie beherrschen können. Er würde ...
    »Ja«, sagte Sid leise. »Du hast recht, John. Warten wir ab.«
    Sue traute ihren Ohren nicht. Sid vernünftig? Und wieso sagte er nichts über Monk? Das war der Moment! John würde verstehen, was sie getan hatten – und was es bedeutete. Sie saßen auf einem Vulkan, der jeden Augenblick ausbrechen konnte, ausbrechen würde . Sie mussten handeln, bevor es geschah!
    Sie zog an Sids Hand, warf ihm einen fragenden

Weitere Kostenlose Bücher