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PR NEO 0050 – Rhodans Weg

PR NEO 0050 – Rhodans Weg

Titel: PR NEO 0050 – Rhodans Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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geschlagen hatte. Es funktionierte. Ihn begleiteten deutlich mehr mitfühlende als abschätzige Blicke.
    Eine Ordnerin nickte ihm zu, als er in die Kühle unter der Tribüne eintauchte. Rhodan stieß die Tür zu einer der Toiletten auf. Der Raum war verlassen. Er hob die Robe an, die er für den großen Tag geliehen hatte, und fummelte den Pod aus der Hosentasche. Das Display bestätigte, was er längst vermutet hatte: Seine Mutter hatte versucht, ihn zu erreichen. Er rief sie zurück.
    Sie ging sofort dran. »Perry«, sagte sie, bevor er sie begrüßen konnte. »Ich bin stolz auf dich. Und dein Vater wäre es auch, hätte ihn der liebe Gott noch länger unter uns gelassen.«
    Rhodan stand im Waschraum, der den eigentlichen Toiletten vorgelagert war. Ein wandbreiter Spiegel war über den Waschbecken angebracht. Einen Augenblick lang musterte er sich selbst verwundert. Das Stipendium der NASA, das er sich erträumt hatte, war ausgeblieben. Er hatte das Bionik-Studium gegen den Willen seiner Eltern begonnen, die es vorgezogen hätten, dass er wie sein Vater von der ehrlichen Arbeit seiner Hände zu leben lernte. Das hatte Rhodan getan, oft in mehreren Jobs gleichzeitig, um durch das Studium zu kommen. Er hatte sich diese Robe verdient – und doch mutete sie ihn wie ein Kostüm an. Ein Kostüm, das nicht zu ihm passen wollte.
    »Perry?«, fragte seine Mutter. »Hörst du mich? Bist du noch dran?«
    »Ja ... ja, Mom. Danke!«
    »Ist Deb zur Feier gekommen?«
    »Natürlich.« Die Lüge kam ihm, ohne zu zögern, über die Lippen. Rhodan hatte Routine darin, seine Schwester zu decken.
    »Nichts ist natürlich bei Deb«, korrigierte ihn seine Mutter. »Das weißt du so gut wie ich.« Glaubte sie ihm? Oder war sie einfach so gut darin, sich nichts anmerken zu lassen, wie er darin, zu lügen? »Ich habe ihr gesimst, dass deine Feier ansteht. Sie hat nicht geantwortet.«
    »Deb ist hier, Mom. Ich soll dich von ihr grüßen. Sie sieht gut aus. Ich ... ich glaube, sie hat einen Job.«
    »Schön. Richte ihr Grüße von ihrer Mutter aus. Sag ihr, dass ich sie liebe.«
    »Das werde ich.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann fragte seine Mutter: »Was ist mit dir?«
    Die Frage klang unverfänglich, aber beiden war klar, dass sie der eigentliche Grund des Gesprächs darstellte. Sie bedeutete: Kommst du nach Hause, Sohn?
    »Mom, ich ... ich habe jetzt einen Abschluss. Ich ...«
    »Genau. Ich habe mich umgehört. In Hartford gibt es ein Institut, das zu dir passt. Das ist keine halbe Stunde Fahrt. Erinnerst du dich noch an Danny, den Sohn der Calwells? Er ...«
    »Mom?«, unterbrach er sie. »Mom? Bist du noch dran? Ich kann dich nicht mehr hören. Ich glaube, das Netz hier ist überlastet. Zu viele Gespräche mit Eltern. Ich ruf dich später an, okay?«
    Rhodan unterbrach die Verbindung und steckte den Pod ein. Er beugte sich über eines der Waschbecken, öffnete den Hahn und spritzte kaltes Wasser über das Gesicht. Er trocknete sich mit einem Papierhandtuch ab, strich die Robe glatt und rückte die Kappe zurecht.
    Er musterte sich erneut im Spiegel, fand, dass er der Welt wieder entgegentreten konnte, und verließ die Toilette.
    Er kam keine drei Schritte weit. Taylor erwartete ihn mit in die Hüfte gestemmten Händen. »Langsam, junger Mann! Wohin des Weges?«
    »Was machst du hier?«
    »Oh, das Übliche: mir das holen, was ich will.« Sie nahm seine Hand, packte sie fest und zog ihn in Richtung Stadionausgang.
    »He, die Feier ist noch lange nicht vorbei!«, protestierte er.
    »Wenn schert das schon?« Mit der anderen Hand fegte sie ihm die Kappe vom Kopf. »Wir sind jetzt frei!«
     
    Taylor führte ihn hinaus auf den Parkplatz vor dem Stadion. Er war bis auf den letzten Platz belegt – und menschenleer.
    Vor einem zitronengelben Cabriolet blieb sie stehen. Es glänzte im Licht der Frühsommersonne, die nur noch knapp über dem Horizont stand, als hätte es eben den Showroom des Händlers verlassen.
    »Audi TT Evolution. Gibt es eigentlich noch gar nicht. Verkaufsstart ist der erste Juli. Schick, nicht?«
    Taylor fuhr ein altes Käfer-Cabriolet, liebevoll gepflegt. Alles andere als billig, weil eine gesuchte Antiquität. Taylors Familie hatte Geld, das war augenscheinlich. Aber Genaues wusste keiner, auch Rhodan nicht. Konnte es sein ...?
    »Nicht übel«, entgegnete er. Rhodan machte sich nichts aus Autos. Sie waren für ihn ein Transportmittel, das ihn von A nach B brachte.
    »Wie sich das Teil wohl fährt?«

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