PR NEO 0050 – Rhodans Weg
Taylor trat an den Audi, fuhr mit ihren spitzen Nägeln über die Haube. Der Motor des Wagens erwachte mit einem leisen Brummen, als handele es sich bei ihm um ein lebendes Wesen. Summend fuhr das Verdeck ein.
»He, ich glaub, es mag mich!«
Taylor packte den Saum der Robe mit beiden Händen, zog sie über den Kopf und warf sie auf den Rücksitz. Sie trug Jeans und ein T-Shirt darunter. Das Shirt rutschte hoch, gab den Blick auf ihren Bauch frei. Muskulös und doch weich. Nicht von dieser Welt.
Taylor bemerkte seinen Blick. »Alles klar?«
»Klar. Wieso?«
»Du siehst mich so an ...«
»Nur so.« Er schüttelte seine Benommenheit ab und folgte ihrem Beispiel. Seine Robe und Kappe flogen auf den Rücksitz.
Er stieg ein, ließ sich auf den ledernen Beifahrersitz sinken. Er roch neu. »Woher kommt dieser Wagen?«
»Geschenk zum Abschluss von meinem Dad. Er lebt in der Hoffnung, dass ich ein braves Mädchen bin, solange er mich nur extravagant genug besticht.« Der Fahrersitz glitt nach vorne und nach oben, stellte sich automatisch auf Taylor ein.
»Du hast mir nie viel von deinem Dad erzählt«, sagte Rhodan.
»Und du mir nicht von deinem.« Sie zuckte die Achseln. »Was soll's? Wir haben alle unsere Leichen im Keller.« Sie streichelte mit der Hand das Lenkrad. »Was meinst du? Schaffen wir es bis Sonnenuntergang?«
»Wohin?« Rhodans Frage ging im Aufheulen des Motors unter.
Taylor steuerte den Audi vom Parkplatz. Innerhalb von wenigen Minuten hatten sie den Stadtrand erreicht. Taylor bog auf den Grizzly Peak Boulevard ein und gab Gas. Rhodan wurde in den Sitz gedrückt, als seine Freundin den Wagen die enge, sich windende Straße den Hang hinauftrieb.
Taylor war eine gute Fahrerin, aber der Audi überforderte sie. Ohne die softwaregesteuerte Fahrassistenz hätten sie es kaum über die ersten Kurven hinaus geschafft.
Die Straße wurde schließlich flacher, folgte der Kammlinie der Berkeley Hills.
»Sind nicht die Einzigen, die sich was Besseres vorstellen können als öde Abschlussfeiern«, kommentierte Taylor die überall auf Parkplätzen und breiteren Stellen abgestellten Wagen. Schließlich erspähte sie eine Lücke und brachte den Audi in einer Staubwolke zum Stehen.
Taylor öffnete den Kofferraum, reichte Rhodan einen Picknickkorb und eine Decke. »Komm, wir suchen uns einen lauschigeren Platz!«
Die beiden stiegen den Hang hinauf, bis sie eine leidlich flache Stelle fanden. »Perfekt!«, erklärte Taylor und drehte sich nach Osten, wo der Blick über Berkeley, die San Francisco Bay und schließlich zur Stadt selbst reichte.
Es wäre schwergefallen, ihr zu widersprechen. Büsche und Bäume rahmten ihren Picknickplatz nach drei Seiten ein, schützten sie vor neugierigen Blicken. Rhodan breitete die Decke aus, und einander an den Händen haltend, sahen sie zu, wie die Sonne unterging.
Sie schwiegen.
Irgendwann ließen sie sich auf den Rücken sinken und sahen in den wolkenlosen Himmel, an dem die ersten Sterne schimmerten.
Taylor lachte leise, dann flüsterte sie: »Na los, Astronaut, dein Einsatz!«
»Was meinst du?«
»Erzähl mir von den Sternen! Erklär mir die Sternbilder! Mal mir aus, was für wundersame fremde Wesen zwischen den Sternen leben, die Wunder, die wir dort entdecken können.« Sie kniff ihn in den Arm. »Gib's zu, auf die Gelegenheit hast du doch gewartet, seit wir uns kennen!«
Rhodan schwieg einen Augenblick, holte tief Luft. Er sog Taylors Duft ein. Sie roch nach Deo, vermischt mit einem Unterton von Schweiß. Er liebte diesen Duft.
»Vielleicht später«, sagte er.
»Später? Was meinst du damit?«
»Hinterher«, antwortete er. Rhodan zog Taylor an sich und küsste sie.
Hinterher zündete sich Taylor eine Zigarette an. Rhodan, der mit dem Kopf in ihrem Schoß lag, mutete es an, als flamme eine Sternschnuppe am Himmel auf, jedes Mal, wenn sie daran zog.
»Deine Mutter will, dass ihr Junge nach Hause kommt, nicht? Deshalb hat sie angerufen?«
»Ja.«
»Sie hat wirklich einen Narren an dir gefressen. Kann es nicht mal abwarten, bis die Feier rum ist.« Ihr Make-up glänzte. Für Rhodan war es das vielleicht größte Rätsel an ihr. Wenn er je eine Frau getroffen hatte, die nicht auf Schminke angewiesen war, dann Taylor.
»Sie braucht mich.«
»Wozu?« Taylor versteifte sich.
»Sie ist allein, seit mein Dad tot ist. Und ihr Geschäft läuft besser denn je.«
»Und du sollst ihr helfen, die ganzen Schuhe zur Post zu bringen, was?«
»So ähnlich.«
»Sie
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