PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne
doch ein blinder Arkonide mit Gehhilfe, dass das Schiff etwas Besonderes ist.«
»Und wennschon!« Liszog schnaubte verächtlich durch den Rüssel. »Was ist er dann? Ein Gegner des Regenten? Die Streitereien der Arkoniden gehen uns nichts an, wir haben nichts davon.«
»Mag sein, aber dieser Mann trägt ein Geheimnis mit sich herum. Ein großes. Ich bin sicher.« Wieso waren die beiden so verbohrt? Es war zum Aus-der-Haut-Fahren.
»Gut. Wenn das so ist ...« Zerft stand auf und schickte sich an, die Zentrale zu verlassen.
»Wo willst du hin?«, fragte Golath.
»Zu dem Arkoniden«, antwortete Zerft. Er presste die Fäuste vor seiner Brust zusammen. »In spätestens einer halben Stunde wird er reden.«
»Ja, aber er wird nur noch Unsinn plappern, wenn du mit ihm fertig bist.« Liszog sprach aus, was Golath dachte.
»Das werden wir sehen«, sagte Zerft. Er würde sich nicht umstimmen lassen, und Golath wusste, dass er gegen den bulligen Unither nicht die leiseste Chance hatte.
»Untersteh dich!«, rief Golath ihm nach.
Mit einem leisen Zischen öffnete sich das Schott der Kantine. Zerft streckte die Arme seitlich weg und machte eine obszöne Geste, ohne sich umzudrehen.
Golath konnte für den Arkoniden nur hoffen, dass er möglichst bald redete.
5.
»Eintritt nur nach Aufruf!«
Mürrisch starret En'Imh auf die Anzeige. Bestimmt hatte er die Sondereinladung seinem Zwillingsbruder Che'Den zu verdanken. Seit ihre Eltern zusammen mit dem Schiff, das sie geführt hatten, im Abgrund zwischen der Galaxis und Thantur-Lok verschollen waren, glaubte Che'Den, ihn erziehen zu müssen. Dabei war der Großkotz nur um fünf Minuten früher auf die Welt gekommen – und nahm sich durch diesen lächerlichen Zeitunterschied Dinge heraus, für die man anderswo bestimmt getötet wurde.
En'Imh stampfte mit dem Fuß auf. Er hasste die ständigen Bevormundungen durch seinen Bruder! En'Imh, tu das! En'Imh, tu jenes! Das macht ein Lotse nicht!
Es nervte. Che'Den sollte lieber vor seinem eigenen Holoschirm putzen. Der feine Herr Lotsenanwärter hielt sich auch nicht immer an die Regeln, aber regte En'Imh sich deswegen auf? Nein. Machte er deswegen seinem Bruder vor versammelter Verwandtschaft eine Szene? Nein. Schickte er ihn zur Vorsorgeuntersuchung ins größte Medo-Center von Hela Ariela? Nein.
Aber Che'Den erlaubte sich das bei ihm. »Ich sorge mich um deine Gesundheit«, hatte er gesagt. »Sieh nur, wie fett du von den ganzen Fiktivspielen geworden bist.«
En'Imh schob die Kapuze der typischen Lotsenkluft in den Nacken. Mochten die anderen Lotsen doch glotzen und sich vor Ekel wegdrehen, wenn sie seinen kahl rasierten Schädel sahen. Das war ihr Problem, nicht seines. Er wusste nur, dass es unter dem schwarzen Stoff viel zu heiß war.
Angeblich sollten in das Material winzige Kunststoffringe eingearbeitet sein, die den Schweiß von der Haut wegtransportierten, sodass man in der schwarzen Tracht überhaupt nicht schwitzen konnte. Aber entweder war das ein arkonidisches Märchen, oder jemand hatte bei den Anzügen, die er bekam, dieses Wunderding entfernt. Und dann noch diese Farbe oder besser gesagt Nicht-Farbe: Schwarz.
»Schwarz macht schlank.«
Wieder so ein alberner Satz seines Zwillingsbruders, der kein Quäntchen Wahrheit enthielt. In Wirklichkeit gab es bei der Lotsenkluft nur zwei Größen: »zu weit« oder »zu eng«. Während Erstere schlabbrig an ihm herunterhing und wirkte, als hätte er sie von einem Naat geerbt, drückte die zweite und kniff an den unmöglichsten Stellen.
Da hatten es gewöhnliche Arkoniden weitaus leichter. Sie warfen sich einfach einen Umhang über und fertig. Aber nein, er musste dieses schwarze Ungetüm ertragen, wenn er nur den Fuß vor seine Kabine stellte.
»Man muss uns sofort als Khe'Mha'Thir erkennen. Das fördert den Respekt.«
Noch so ein Gerede von Che'Den. Die schwarze Lotsenkleidung mochte auf Arkoniden und andere Passagiere auf dem Weg nach Arkon Eindruck schinden. Die anderen gleichaltrigen Lotsen sahen in ihm aber nur den Positronikbesessenen, der zwar einen wichtigen Bruder hatte, aber ansonsten zu nichts zu gebrauchen war.
Ein Gong erklang und hallte durch die Gänge. Die Anzeige über der gegenüberliegenden Tür begann hektisch zu blinken. »En'Imh«, stand dort, gefolgt von seiner 28-stelligen Identifikationsnummer.
Gleichzeitig vibrierte sein Armbandkom. Auf dem Display standen die gleichen Zeichen, gefolgt von einem Satz Raumkoordinaten.
En'Imh kannte alle
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