Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne

Titel: PR NEO 0051 – Lotsen der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly
Vom Netzwerk:
Bauwerke von Tinios, der Heimat der Khe'Mha'Thir, deshalb verzichtete er auf die integrierte Navigation des Armbandes. Er wusste auch so, dass sie zu dem Therapiezimmer vis-à-vis gehörten.
    Langsam stand er auf und richtete die Kapuze zurecht. Noch bevor er die Tür erreicht hatte, ging diese auf, und ein Ara-Mediziner, erkennbar an seinem typischen Eierkopf, winkte ihm zu. »Sie müssen En'Imh sein.«
    »Ja, wer sollte es sonst sein?«, grummelte der Lotse. Es überraschte ihn, dass der dürre Mann seinen Innennamen kannte. Woher nur? Es war unverzeihlich. Nur anderen Lotsen stand es zu.
    Der Ara ließ sich nicht beirren. »Ich bin Doktor Shafar, Ihr Verhaltensratgeber. Kommen Sie herein und nehmen Sie in unserer Runde Platz!«
    En'Imh betrat den Raum, in dem bereits fünf weitere Lotsen im Kreis saßen. Er spürte einen Druck an seinen Kniekehlen und drehte sich um. Der Ara hatte einen Magnetschwebestuhl hinter ihn bugsiert.
    »Setzen ... Sie ... sich ... doch!«, sagte der Mediziner mit besonderem Nachdruck.
    »Wenn Sie meinen.« En'Imh ließ sich fallen, sodass der Stuhl wild schaukelte. Ein einfacher Sicherheitsgurt legte sich automatisch um sein Becken.
    »Sind Sie heute ein wenig aufgebracht?«, fragte der Ara.
    »Ein wenig?«, entgegnete er. »Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie von Ihrem Zwillingsbruder verraten worden wären?«
    »Ich bin sicher ...«
    »Geschenkt«, unterbrach ihn En'Imh. »Bringen wir es hinter uns!«
    »Gut, wie Sie wollen.« Shafar setzte sich in den freien Stuhl. Er hantierte an einer altertümlich wirkenden Fernbedienung. Immerhin funktionierte sie, denn En'Imhs Stuhl reihte sich in den Halbkreis ein.
    »Das ist En'Imh«, fuhr er fort. »Wie Sie alle hat er ein Problem mit der Allgegenwart des Netzes, aber das wird er Ihnen gleich selbst erzählen. Zuvor ist Ka'Tin an der Reihe, um uns von ihren Fortschritten der vergangenen Woche zu berichten.«
    Der Stuhl der Angesprochenen rollte aus der Formation in den Mittelpunkt des Halbkreises und drehte sich, sodass En'Imh sie ansehen konnte. Mehr als ihre Augen und ein paar Sommersprossen ließ das Lotsengewand nicht frei, sodass ihr Alter nur schwer zu schätzen war. Er vermutete, dass sie nur unwesentlich älter war als er.
    »Ich ... ich habe mich wirklich bemüht«, sagte Ka'Tin. »Aber es klappt einfach nicht.«
    »Was klappt nicht?« Shafar runzelte die Stirn.
    »Diese sinnlose Beschränkung! Wie soll ich erfahren, was meine Freunde so machen? Sie fragen mich die ganze Zeit, ob ich keine Zeit mehr für sie habe.«
    »Wir hatten ausgemacht, dass Sie als ersten Schritt Ihre Aktivitäten in den Netzen auf zwei Stunden pro Tag reduzieren.« Der Ara blickte in die Runde der anderen Delinquenten.
    En'Imh presste den Rücken an die Lehne des Stuhls. Wo war er hier gelandet?
    Tränen traten in Ka'Tins Augen. »Aber ich ... ich habe im Netz einen Freund. Ich vermisse ihn, wenn ich ihn nicht über Vid sehe und mit ihm reden kann.«
    »Einen Freund im Chat ....« Shafar zog eine Schreibfolie aus seinem weißen Arztkittel und notierte etwas. »Ihr Verhalten wird zu einer ausgeprägten Sucht. Ich fürchte, ohne gravierendere Einschränkungen Ihres Konsums werden Sie davon nicht loskommen.«
    »Aber ich tue alles, wenn ...«
    Shafar schüttelte den Kopf. »Sie haben Ihre Chance gehabt – und nicht genutzt. Die Daten Ihres Kommunikators beweisen, dass Sie in dieser Woche noch mehr Zeit mit Ihren Chatpartnern verbracht haben. Ich muss eine Konsequenz ziehen.« Er sah sie starr an. »Sie bleiben am Ende der heutigen Sitzung da. Dann werde ich alles Entsprechende einleiten.«
    Ka'Tins Sitz ruckte herum und fuhr in seine Ausgangsposition. Ihre Schultern zuckten.
    Der Ara blickte sich um. »Und nun zu Ihnen.« En'Imh fühlte sich samt seinem Stuhl angehoben. Nun wusste er auch, wozu der Gurt gut war. »Erzählen Sie uns von Ihren Problemen!«, befahl Shafar.
    En'Imh schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Probleme.«
    »Oh, Sie haben keine Probleme.« Der Ara lachte leise. »Dann werde ich sie aufzählen.« Shafar fixierte En'Imh. »Sie sind nach Fiktivspielen süchtig. Ohne eine wöchentlich steigende Dosis können Sie nicht mehr leben. Ihr Bruder Che'Den ...«
    En'Imh stöhnte. Er hatte gewusst, dass sein vermaledeiter Zwillingsbruder seine Hand im Spiel hatte.
    »... bemerkte, dass Sie langsam die Kontrolle verlieren. Sie flüchten aus der realen Welt in die Scheinwelt der Fiktivspiele.«
    En'Imh hob die Fäuste. »Che'Den hat keine Vorstellung,

Weitere Kostenlose Bücher