PR NEO 0052 – Eine Handvoll Ewigkeit
Rhodans Gruppe führte den Aktivator somit zwangsläufig mit sich.
Sosehr er sich auch gegen die bittere Wahrheit sperrte: Alles deutete darauf hin, dass er am Ende seiner Flucht angekommen war. Sergh da Teffron hatte gewonnen. Das Einzige, was Rhodan nun noch tun konnte, war, dafür zu sorgen, dass Shy halbwegs unbeschadet aus dieser Sache herauskam.
Hinter einem Stapel von Fässern fanden sie vorübergehend Deckung. Es war merklich heller geworden, auch wenn die Sonne wie üblich von einer dichten Wolkendecke verhüllt wurde.
Rhodan rieb sich das schmerzende Knie. »Pass gut auf, Shy«, sagte er. »Was ich dir jetzt auftrage, wird dir nicht gefallen, aber du musst es trotzdem tun. Versprichst du mir, dass du mir gehorchst? Ich will, dass du es schwörst – bei unserer Freundschaft!«
»Ich ... ich ... schwöre«, gab der Missk zögernd zurück.
»Gut«, zeigte sich Rhodan zufrieden. »Dann verschwinde!«
»Was?«
»Mach, dass du wegkommst! Lauf, so schnell du kannst!«
»Aber ... aber, Freund Perry ...« Shys schmächtiger Körper zitterte. Seine großen leuchtenden Augen füllten sich mit Tränen. »Ich kann doch nicht ...«, flüsterte er mit brechender Stimme.
Rhodan packte ihn hart bei den Schultern. »Du kannst nicht nur, du musst!«, sagte er rau. »Ich habe dir nicht zweimal das Leben gerettet, damit dich da Teffrons Henker jetzt einfach umbringen. Kehr zu deiner Familie zurück! Lebe dein Leben! Um mich musst du dir keine Sorgen machen. Die Soldaten werden mir nichts tun.«
Shy sah ihn an. Vielleicht versuchte er zu ergründen, ob sein Freund Perry ihm die Wahrheit sagte und ihn die Jäger wirklich verschonen würden. Im Gesicht des kleinen Missk vermischten sich Trauer und Trotz, Unverständnis und grenzenlose Enttäuschung. Schließlich trat er an Rhodan heran und umschlang ihn mit allen sechs Armen.
Rhodan erwiderte die Umarmung. Aus der Ferne drangen die Rufe der anrückenden Soldaten an seine Ohren. Vorsichtig schob er das Kind von sich weg.
»Beeil dich, Freund Shy!«, sagte er leise und lächelte. »Und vor allem: Versuch nie wieder mit dem Regenten zu sprechen!«
Wortlos drehte sich der Missk um und rannte davon. Rhodan sah ihm nach, bis er hinter der Lagerhalle verschwunden war. Dann zog er den Strahler aus dem Gürtel und überprüfte die Ladeanzeige. Das Energiemagazin war noch fast halb voll. Das würde mehr als ausreichen, um Shy ein wenig Zeit zu erkaufen.
Vorsichtig spähte er über den Rand des vorderen Fasses hinweg – das im gleichen Augenblick explodierte!
Rhodans Brust schien plötzlich in Flammen zu stehen. Er wurde mit elementarer Wucht nach hinten geschleudert, kam hart auf und rutschte auf dem nassen, glitschigen Boden mehrere Meter, bevor ihn ein weiteres Fass stoppte. Irgendjemand schrie, und es dauerte mehrere Sekunden, bis er begriff, dass er es selbst war.
Er reagierte rein instinktiv, rollte sich zur Seite und in Deckung. Die Strahlenpistole hielt er immer noch in der Hand. Der Zorn und das Adrenalin in seinem Blut setzten frische Kräfte frei.
Warum schossen diese verdammten Schwachköpfe auf ihn? Wollte Sergh da Teffron ihn etwa nicht lebend? Das ergab keinen Sinn!
Rhodan sah das Licht mehrerer Helmlampen auf sich zukommen. Den Strahler in Position bringen, zielen und abdrücken war eine fließende Bewegung. Er wusste nicht, ob er getroffen hatte; allerdings erhielt er kein Gegenfeuer. Sofort wechselte er die Stellung, rannte nach rechts und in Richtung der Halle. Vielleicht konnte er sich dort ...
»Keine Bewegung! Waffe weg!«
Der scharfe Befehl war noch nicht verhallt, da flammte auch schon eine Reihe von an hohen Stahlmasten befestigten Scheinwerfern auf und badete das Gelände in blendende Helligkeit. Etwa zwei Meter von Rhodan entfernt stand ein Mann in schwarzer Uniform und mit einem Strahlengewehr im Anschlag. Die Mündung mit dem blass flimmernden Abstrahlfeld war auf Rhodans Körpermitte gerichtet.
»Ich wiederhole mich nicht!«, sagte der Soldat. Von mehreren Seiten eilten seine Kameraden herbei. »Lassen Sie die Waffe fallen, oder ich werde schießen! Sofort!«
Rhodan hob langsam die Arme. Er wollte etwas sagen, wollte seiner Frustration auf irgendeine Weise Ausdruck verleihen, doch er erhielt nicht mehr die Gelegenheit dazu. Der Schatten kam von links – und dann ging alles unglaublich schnell.
20.
Der Soldat mit dem Strahlengewehr stieß einen erstickten Schrei aus. Etwas riss ihn von den Beinen, brach über ihn herein wie ein
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