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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Vielleicht sehen wir aber auch nur Gespenster.«
    »Verstanden. Suchen Sie weiter! Und seien Sie vorsichtig!«
    Raesol gab keine Erwiderung.
    Sie verließen den Antigravschacht und fanden sich in einem breiten Flur mit einem Kreuzrippengewölbe wieder. Dann passierten sie ein großes, zweiflügliges Tor. Es stand halb offen und war ohne Energieversorgung kaum zu bewegen. Einer nach dem anderen zwängten sie sich durch den Spalt und bezogen beiderseits der Tür Position, bis sie wieder vollzählig waren. Wenn Anra'Thir'Nom die Pläne der Drohnen richtig deutete, musste das Refektorium direkt vor ihnen liegen.
    Die Vermutung bestätigte sich, als sie ein weiteres Tor erreichten, das sich anscheinend automatisch verriegelt hatte. Einer der Männer versuchte, durch die eingelassenen Plexiglaselemente zu spähen, doch sie waren beschlagen.
    »Auf der anderen Seite ist noch Atmosphäre. Wir können sie nicht öffnen, ohne den Raum zu evakuieren. Falls sich noch Überlebende darin befinden ...«
    »Besteht ohne Lebenserhaltung denn überhaupt eine Chance darauf?«, fragte die Rudergängerin. »Da drinnen muss es doch schrecklich kalt sein.«
    »Das Vakuum selbst wirkt wie ein Isolator«, erklärte Thomases. »Und der Wärmeinhalt eines Objekts ist proportional zu seinem Volumen, nicht der Oberfläche. Bei einem Schiff dieser Größe würde ich sagen, dass die Raumtemperatur um nicht viel mehr als zwei, drei Grad pro Tonta fällt.«
    Anra'Thir'Nom bezweifelte, dass die Temperatur das vorrangige Problem der Besatzung gewesen war. Glaubte die Rudergängerin ernsthaft, dass es ihnen gelungen war, dem Zorn der Sternenteufel zu entgehen?
    Ihin da Achran wies die beiden Roboter an, das Tor am anderen Ende des Gangs zu schließen. Die monströsen Maschinen schoben die beiden Flügel zusammen und verschweißten sie. Sie sperren uns ein, dachte Anra'Thir'Nom unwillkürlich. Dann entfernten sie die Abdeckungen der Notversorgung an den Wänden und leiteten manuell ein Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch aus den Reservetanks ein; genug, um das Risiko eines plötzlichen Druckverlusts zu minimieren, wenn sie sich Zugang zum Refektorium verschafften. Eine feine Raureifschicht bildete sich auf den eiskalten Wänden, dann wärmte sich der Flur langsam auf.
    Auf einmal hörte Anra'Thir'Nom wieder Geräusche. Es war immer noch dunkel, es herrschte Schwerelosigkeit, doch es gab nun ein Medium, in dem sich Schallwellen ausbreiten konnten.
    Als Nächstes machten sich die Roboter daran, die Sperren und Riegel am Tor mit Laserschneidern zu durchtrennen und es aufzustemmen. Mit einem Zischen strömte Luft durch den entstehenden Spalt, bis sich nach einigen Momenten ein Druckausgleich zwischen beiden Seiten eingestellt hatte. Die Roboter schoben die Flügel bis fast in die Wand, dann schwebten sie hinein.
    Das Refektorium war ein Durcheinander langsam treibender Objekte, als hätte man eine Schneekugel geschüttelt und dann abgestellt und vergessen. Teller, Messer und anderes Geschirr glitzerten im Licht der Lampen. Der K'amana aus den Kelchen hatte kleine Planetensysteme gebildet, perfekte dunkle Kugeln aus gefrorener Flüssigkeit. Die Umgebungstemperatur betrug wenige Grad unter dem Gefrierpunkt von Wasser. Einige eng bedruckte Pergamente führten einen geisterhaften Tanz auf. Er griff eines aus der Luft, um einen Blick darauf zu werfen. Es waren Gebete.
    »Es sieht aus, als hätten sie das Schiff überstürzt verlassen«, sagte die Rudergängerin. »Die Frage ist nur, wohin. Würden sie hier draußen wirklich aussteigen?«
    »Ohne die Positronik lässt sich das kaum feststellen«, antwortete Thomases. »Laut den Drohnen befanden sich die meisten Rettungskapseln im zerstörten Teil des Schiffs. Vielleicht haben sie sie erreicht, ehe sie aufgebracht wurden?«
    »Aufgebracht?«, höhnte Anra'Thir'Nom. »Wer oder was hätte sie denn hier draußen aufbringen sollen? Und welchen Sinn hat eine Rettungskapsel, wenn ...«
    »Lotse!«, unterbrach ihn die Khestan erneut. »Es reicht!«
    Er schluckte seine Wut – seine Angst – hinunter. Sie würden den Ernst ihrer Lage schon noch erkennen.
    »Zur Zentrale geht es da entlang«, sagte sie. »Los, weiter!«
    Sie flogen einen weiteren Korridor Richtung Kapitelsaal entlang, als einer der Männer sich auf einmal an einem Wandpfeiler festhielt und seine Waffe hob.
    »Was ist los?«, rief die Rudergängerin.
    »Ich glaube, ich habe etwas gehört!«
    Sie hielten inne und lauschten in die Dunkelheit, und da glaubte auch

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