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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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weggeflogen?«
    »Diese Frage ergibt keinen Sinn.«
    »Weil du ja kein Schiff hattest«, riet Rico.
    Natürlich nicht, bekräftigte mein Logiksektor. Denn wenn du eines gehabt hättest, wärst du ja weggeflogen. Ich war mir nicht sicher, wer sich gerade mehr über mich lustig machte, er oder Rico. Natürlich hättest du auch einfach den Transmitter benutzen können. Schade nur, dass du nichts von ihm wusstest ...
    »Dein Exil auf der Erde war gewollt«, sagte Rico.
    Ich verkrampfte die Hände um den Rand des Bettes.
    »Du hast doch Gefallen an den Menschen gefunden, oder nicht?«
    »Sie erinnern mich an die Arkoniden«, gab ich zu. »Ihre Kultur und ihre Technologie sind primitiv, aber eines Tages, vielleicht ...«
    »Ganz genau. Sie sind primitiv, aber den Arkoniden sehr ähnlich. Und deshalb wurdest du auf die Erde gesandt: Du bist der Mentor der Menschheit. Die Versicherung dafür, dass sie aufwärtsstrebt.«
    »Gesandt?«, fragte ich mit klopfendem Herzen. »Was ... oder wer hat mich dazu bestimmt?«
    »Dieselben, die dir die Unsterblichkeit geschenkt haben, damit du deine Aufgabe wahrnehmen kannst. Dieselben, die mich an deine Seite gestellt haben.«
    Ich richtete mich in dem weichen Puppenbett auf und schaute ihn an. Er saß reglos am Tisch, sein Gesicht ein helles Oval im Mondlicht. »Wer?«, wiederholte ich.
    »Die Freunde der Menschen und Arkoniden«, sagte Rico. »Aller Humanoiden.« Er stand auf und ging zum Fenster, vergewisserte sich, dass unsere Wachen nicht lauschten. Kurz blieb er stehen und wandte das Gesicht zum Himmel mit seinen Monden und fremdartigen Sternen. Eine einzelne Wolke zog vor einem der Himmelskörper vorbei, sodass rote und aschgraue Schatten auf seinen Zügen spielten.
    »Dort draußen, im Universum, tobt seit langer Zeit ein gewaltiger Kampf«, flüsterte er. »Man nennt ihn das Ringen. Auf der einen Seite stehen die Mächte, die den Humanoiden wohlgesinnt sind – auf der anderen jene, die in den Humanoiden eine Plage sehen, die sie umgehend ausrotten würden, wenn es ihnen nur möglich wäre. Mehr als einmal standen sie kurz davor, ihr Ziel zu erreichen ...«
    »Die Methans«, murmelte ich. »Ihr Angriff ...«
    »War ein Teil des Ringens. Obschon der Krieg gegen die Arkoniden lediglich eine lokale Entladung von Spannungen darstellte.«
    »Eine lokale Entladung«, wiederholte ich bitter. »Spannungen.« Ich dachte an all die Toten, die dieser Krieg gefordert hatte, nicht nur auf Atlantis.
    »Es war das letzte Aufflackern dieser Art. Seit dieser Zeit haben sich die verschiedenen Parteien des Ringens zurückgehalten. Sie benutzen subtilere Mittel, um ihre Ziele voranzutreiben.«
    »Etwa uns beide von der Erde zu vertreiben und hier gefangen zu setzen?«, fragte ich.
    »Wie gesagt ... es sähe ihm ähnlich.« Er ging zurück zum Tisch und nahm sein Gerät aus der Tasche. »Also wirst du mir helfen?«, fragte er beiläufig.
    »Von hier zu entkommen? Natürlich.«
    »Gut«, sagte er nur und nahm im Dunkeln seine Arbeit wieder auf.
    Ich ließ mich zurück aufs Bett sinken und starrte zur Decke. Ich war hellwach und hatte eine Menge, worüber ich nachdenken musste. Ich lauschte auf die Schritte der Wachen vor dem Haus. Es würde nicht leicht werden, von hier auszubrechen, besonders wenn der Transmitter bewacht wurde. Der Größe des Dorfs nach zu urteilen, mussten Hunderte Puppen hier leben ... wenn das denn der richtige Begriff dafür war.
    »Diese Wesen sind auch humanoid«, überlegte ich laut. »Sollten sie da nicht auf unserer Seite stehen?«
    »Es sind Puppen. Callibso hat eine sehr ... eigene Auffassung von Humor.«
    Wenn ES oder Callibso Teile des Ringens waren, konnte ich nicht darüber lachen. »Ist dir nicht etwas aufgefallen, als die Wachen das letzte Mal hereinkamen?«
    »Meinst du ihre Augen?«
    »Ja.«
    »Sie haben geblinzelt«, bestätigte Rico.
    »Dann habe ich mir das also nicht nur eingebildet.«
    »Nein. Sie werden menschlicher.«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    Das Gerät gab ein kurzes Summen von sich, dann verstummte es. Er legte es befriedigt auf den Tisch und schaute hinüber zum Fenster. Die Nacht hellte sich bereits wieder auf. Tage und Nächte waren deutlich kürzer als auf der Erde. »Es bedeutet, dass wir nicht mehr viel Zeit haben – Callibso ist auf dem Weg hierher. Morgen Nacht müssen wir fliehen.«

15.
    Anra'Thir'Nom
     
    Anra'Thir'Nom saß festgeschnallt in der Schleusenkammer der Leka-Disk, dicht an dicht mit den acht Männern des Außenteams, die in

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