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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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ihren schwarzen Kampfanzügen fast den gesamten Platz auf den Bänken wegnahmen. Der Hohe Lotse hatte sich geweigert, einen der klobigen Schutzpanzer anzulegen, und einen einfachen, leichten Raumanzug gewählt. Die Kampfroboter und Drohnen standen noch inaktiv in ihren Verschlägen.
    Auf einem schlichten Schirm über der Außenschleuse konnten sie verfolgen, wie die Disk über den zerschundenen Rumpf der ORESTOS hinwegglitt. Im scharf umrissenen Licht der Scheinwerfer sahen sie Bruchstücke der Außenverkleidung, Werkstoffe, Fragmente der Inneneinrichtung, die in wilder Wut aus dem Leib des Schiffs gerissen worden waren und es nun in ein stummes, reifbedecktes Trümmerfeld hüllten.
    Bei dem Anblick packte Anra'Thir'Nom noch immer das kalte Grauen. Nie zuvor hatte er das Werk der Sternenteufel aus nächster Nähe gesehen. Er versuchte sich vorzustellen, welche Klauen diese Wunden geschlagen hatten, welche Mäuler wohl nötig wären, um ein Schiff wie dieses zu verschlingen. Denn genau so sah es aus: als hätte ein riesenhaftes Monstrum das Schiff angefallen, wehrlos geschlagen und schließlich vom Heck her zu fressen begonnen, ehe es das Interesse verlor ... oder irgendwer es bei seinem schaurigen Mahl gestört hatte.
    Er hatte die schreckliche Vermutung, dass sie selbst diejenigen gewesen sein könnten, die dem Dämon in die Quere gekommen waren: All das lag sicher nicht länger als zehn Stunden zurück.
    Dazu passte auch das Gefühl der Beklommenheit, das ihn beschlichen hatte, kaum dass sie das vermisste Schiff entdeckt hatten, und das ihn seine Erschöpfung vergessen ließ: dieses Gefühl, sich einem schlafenden Drachen zu nähern, der einen unter den Lidern seiner halb geschlossenen Augen heraus fixierte.
    Die Sternenteufel waren noch in der Nähe. Und er oder sie wussten genau, dass sie hier waren und was sie im Begriff waren zu tun.
    »Anetis steh uns bei«, murmelte der Hohe Lotse. Er hatte versucht, der Rudergängerin einen Eindruck der Gefahr zu vermitteln, die ihnen drohte, aber die starrsinnige Frau hatte alle Warnungen in den Wind geschlagen. In ihrer Welt fielen Schiffe keinen höheren Mächten zum Opfer. Sie kannte nur Triebwerksschäden, Meteoriten und Piraten, und es kümmerte sie nicht, wie lächerlich ihre Rationalisierungen angesichts des zerfetzten Schiffes wirkten.
    »Keine Atmosphäre«, meldete die Positronik, während sie über den offenen, ausgeweideten Bauch des Schiffes flogen. »Keine Zeichen von Strahlung.«
    Sie suchten gar nicht erst nach einer intakten Schleuse, sondern schnitten mit den Bordwaffen an einer geeigneten Stelle einen kreisrunden Zugang direkt in den Rumpf. Ein Ruck fuhr durch die Disk, als sie Kontakt zum anderen Schiff herstellten, und der hohle Klang von Metall auf Metall dröhnte in seinen Ohren. Sobald die Magnetklammern sie sicher an Ort und Stelle hielten, wurde der Antrieb der Disk auf Stand-by geschaltet, und die Rudergängerin kam aus der Zentrale zu ihnen herab. Sie trug einen Kampfanzug wie die Männer, eine Sonderanfertigung ganz in Weiß. Auf ihren Befehl wurde die Luft aus der Schleuse gepumpt und die künstliche Schwerkraft desaktiviert. Anra'Thir'Nom spürte, wie sich sein Magen hob.
    Dann öffneten sie die Luke.
    Auf der anderen Seite gab es weder Beleuchtung noch Schwerkraft. Die Roboter erwachten zum Leben, stießen sich ab und trieben einer nach dem anderen in den Gang auf der anderen Seite der Luke. Ihre Steuerdüsen zündeten sie erst, als sie nicht mehr Gefahr liefen, jemanden damit zu verletzen. Eine Handvoll Drohnen zog flink wie ein Vogelschwarm über ihre Köpfe hinweg und machte sich daran, das havarierte Schiff zu erkunden.
    Die Soldaten verließen ihre Bänke. Anra'Thir'Nom öffnete seinen Gurt, wartete aber, bis alle anderen von Bord waren und ihre Positionen eingenommen hatten. Er hatte keine Lust, vor eine Waffe zu geraten oder gegen einen plötzlich aufflammenden Schutzschirm zu stoßen. Er zwang seinen Atem und seinen Herzschlag zur Ruhe und schwebte gemächlich wie ein Taucher hinüber, die Arme vor der Brust verschränkt. Die Leere war sein Element. Angst hatte er nur vor dem, was dort drüben vielleicht noch auf sie lauerte.
    »Wir teilen uns auf«, sagte da Achran über Funk. »Raesol, Sie und vier Mann überprüfen die Mannschaftsquartiere und die Frachträume! Thomases, Sie und der Rest kommen mit mir! Zwei Roboter mit jeder Gruppe, die übrigen sechs versuchen in die zerstörten Bereiche vorzudringen und herauszufinden, was vom

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