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PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht

Titel: PR NEO 0053 – Gestrandet in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka
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Anra'Thir'Nom ein fernes Tapsen und Klatschen zu vernehmen – es klang wie jemand, der sich in der Schwerelosigkeit ungeschickt und überstürzt an den kalten Wänden entlanghangelte.
    Die Arkoniden verharrten reglos, die Augen gebannt auf das blasse grüne Muster der Drohnendaten gerichtet, die über die Innenseite ihrer Helme flackerten.
    »Nichts«, sagte die Rudergängerin schließlich. »Wenn, dann muss es aus Richtung der Zentrale gekommen sein. Diese Gänge hier haben ein merkwürdiges Echo.«
    Sie machten Platz und ließen die Roboter vorbei. Die Maschinen stemmten ein weiteres Tor auf.
    Der Kapitelsaal bot ein ähnliches Bild wie das Refektorium. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wirbelte im plötzlichen Luftstrom umher. Und alles wirkte eilig aufgegeben, als hätten die Sternendiener von einer Sekunde auf die nächste das Interesse an ihrer Arbeit und ihren täglichen Verrichtungen verloren. Raureif hatte sich auf den metallischen Flächen und der Innenseite des großen Panoramaschirms gebildet, als blickte man durch ein schneebedecktes Fenster in eine sternenlose Winternacht.
    Ihin da Achran wies ihm eine manuelle Konsole. »Versuchen Sie, ob Sie die Positronik reaktivieren können. Raesol, wie sieht es bei Ihnen aus?«
    »Wir sind in den Frachträumen«, kam nach kurzer Verzögerung die Antwort über Funk. Anra'Thir'Nom schwebte zu der Konsole und wischte im Licht seiner Helmlampe mit dem Handschuh die Eiskristalle ab. »Schwere Schäden hier unten – alle Räume, die wir bisher gesehen haben, führen ins All hinaus. Sie sind völlig leer.«
    »Welcher Art sind die Schäden?«
    Was erwartet sie?, dachte der Lotse wieder und versuchte vergeblich, die Konsole zu aktivieren.
    »Aus der Nähe betrachtet, erinnert es stellenweise an Zerstörungen, wie sie von einem Desintegrator verursacht werden könnten«, sagte Raesol.
    »Was wollen Sie damit sagen? Dass es hier einen Kampf gegeben hat?«
    »Nicht unbedingt.« Der Offizier rang nach Worten. »Eher so, als hätte jemand ... oder etwas ... begonnen, das Schiff aufzulösen. Nicht systematisch und auch nicht Stück für Stück. So als wollte es das Schiff ...«
    »Sagen Sie es ruhig«, murmelte Anra'Thir'Nom. »Das Wort, das Sie suchen, lautet verschlingen.«
    »Lotse!«, bellte die Rudergängerin. »Mischen Sie sich nicht ein und tun Sie Ihre Arbeit!«
    »Eigentlich wollte ich abwracken sagen«, korrigierte Raesol.
    »Was macht die Positronik?«
    »Ohne Energieversorgung«, antwortete Anra'Thir'Nom. »Nichts zu machen.«
    »Robotteam!«, rief Ihin da Achran über Funk. »Was ist mit dem Maschinenraum?«
    »Der Hauptmaschinenraum ist irreparabel zerstört«, meldete einer der Roboter. »Es existiert ein sekundärer Notfallreaktor, der möglicherweise noch intakt ist. Wir arbeiten uns nun durch die Trümmer zu ihm vor.«
    »Gut. Weitermachen! Wir brauchen hier oben Energie. Raesol, Sie und Ihre Leute setzen die Erkundung nach eigenem Ermessen fort. Suchen Sie nach Hinweisen, was hier geschehen ist!«
    »Verstanden.«
    »Wir sollten dieses Schiff so schnell wie möglich verlassen«, mahnte Anra'Thir'Nom, sobald die Rudergängerin ihm wieder Gehör schenkte. Er gab sich Mühe, gefasst zu bleiben, denn vielleicht hing ihrer aller Leben davon ab, ob es ihm gelang, an die Vernunft dieser Frau zu appellieren. »Es ist niemand mehr hier, den wir retten könnten. Wenn wir bleiben, fordern wir nur unser Schicksal heraus. In bestimmte Dinge sollten wir uns nicht einmischen.«
    Die Rudergängerin trieb langsam auf ihn zu. In ihrem schneeweißen Kampfanzug wirkte sie bedrohlicher denn je.
    Sie hob an, etwas zu erwidern, doch bevor es dazu kam, wurde sie von einem ihrer Männer unterbrochen.
    »Khestan!«, rief dieser vom anderen Ende des Saals. Er schwebte vor einer schmalen Tür mit einem kleinen, beschlagenen Fenster, die Waffe im Anschlag. »Ich glaube, wir haben unser Gespenst gefunden!«

16.
    Atlan
     
    Am nächsten Tag brachten uns die Wachen abermals eine Schale mit Beeren, außerdem ein paar Latze und etwas Scheuermittel für den Tisch. Rico reagierte ausdruckslos auf diese Anspielung auf sein gestriges Ungeschick, aber ich konnte sehen, wie es in ihm arbeitete.
    Die Gesichter der Wachen hatten sich abermals verändert: Waren ihre Nasen zuvor nur Striche in ihren Gesichtern gewesen, so waren sie mittlerweile erhaben, mit einer Andeutung von Löchern an der Unterseite. Ihr Mund öffnete sich beim Reden und gab den Blick auf eine rosige Höhle frei. Die

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