PR NEO 0056 – Suchkommando Rhodan
nicht in die Hände fallen«, sagte er. »Wir wissen zu viel und sind lebend viel zu wertvoll. Das Kriegsrecht lässt uns nur eine Möglichkeit: Bevor ein Schiff in die Hände des Feindes fällt, ist es zu vernichten.«
Einige Naats hatten mitbekommen, was Hagnor forderte. Sie verfolgten gespannt, welchen weiteren Weg diese Unterhaltung ging.
Würden sie für das Imperium in den Tod gehen?, fragte sich Shaneka. Ihre Aufmerksamkeit galt Geehron, dabei ignorierte sie ihren Ersten Offizier für den Augenblick. »Haben wir noch Zugriff auf die Daten der ersten Analyse?«
Der Naat hantierte kurz. »Ja.«
»Gut. Die gefrorene Atmosphäre auf der Außenseite des Leichten Kreuzers – arkonidisch oder fremd?«
Der Naat verstand sofort, auf was sie hinauswollte. Konzentriert fragte er Daten ab. »Arkonidisches Muster«, meldete er.
Nun musste sie mit ihrem Ersten Offizier sprechen. »Ter Gaden! Arkonidische Atmosphäre auf einem Schiff der Methans? Noch dazu so nahe am Gespinst der Mehandor? Ich glaube nicht daran. Die Systemausfälle müssen einen anderen Grund haben.«
Wieder arbeiteten die Kieferknochen im Gesicht ihres Ersten Offiziers mit ihrem alten Spiel von Verschließen, Öffnen, Verschließen, Öffnen. Sein Gesicht wurde fahl, fast weiß. Auf seiner Stirn bildete sich ein leichter Schweißfilm, der im Licht der Zentralebeleuchtung seinem Gesicht einen leichenhaften Glanz gab. »Ich muss Sie erneut darauf hinweisen, dass ...«
»Genug!«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich habe die Einwände gehört, und sie sind Teil der Aufzeichnungen über diese Situation. Die Selbstzerstörung wird nicht, ich wiederhole, nicht eingeleitet, bis ich völlig sicher bin, dass wir es mit Methans zu tun haben.« Sie machte eine kurze Pause. Aber ihr Erster Offizier hatte keine Widerworte gegen ihre Einschätzung.
»Ich glaube, dass ein Schwerer Kreuzer wertvoll genug ist, um ihn nicht einfach zu sprengen, wenn wir in Schwierigkeiten geraten.« Er wird mir das nie verzeihen. Aber das war jetzt ihr geringstes Problem.
»Geehron«, wandte sie sich an den Naat, »auf welche Systeme haben wir noch kompletten Zugriff?«
»Lebenserhaltung.«
»Rettungstrupp?«
»Kein Kontakt.«
»Haben wir schon Beiboote eingeschleust?«
»Es liegen keine direkten Meldungen vor.« Geehron las die Daten. »Aber ich kann es nicht ausschließen. Ich versuche, die einzelnen Kampfanzüge zu orten.«
Jetzt tragen wir schon bei Rettungsmissionen Kampfanzüge, überlegte sie. Dann wurde ihr klar, dass die ungeklärte Situation auf dem anderen Schiff Grund genug für dieses Vorgehen lieferte.
»Und?«, hakte Shaneka nervös nach.
»Mit ein wenig Glück schaffen wir es, ein paar Bilder aus dem Schiffsinneren zu erhalten.« Geehron beugte sich konzentriert über seine Anzeigen. »Wenn jemand von dem Rettungstrupp zurückgekehrt ist und an Bord seinen Kampfanzug trägt und dieser mit dem Schiffssystem verbunden ist.«
Shaneka nahm freudig zur Kenntnis, dass es einer der Naats war, der ihr diese Information gegeben hatte, nicht ihr Erster Offizier. Ein Punkt für die Naats und mich. »Gut, versuchen wir das.«
Wieder herrschte hektische Aktivität bei den Naats. Dann tauchte ein Holo vor ihr auf. Der Träger des Kampfanzuges lag auf dem Rücken. Über ihm war die Decke eines Gangs zu sehen. Ein anderer Naat in einer Kombination des Großen Imperiums beugte sich über ihn. In der Hand hielt er einen Paralysator.
»Ein gelähmter Naat?«, entfuhr es ihr. Sie schaute konzentriert auf das Bild, das sich ihr im Holo darbot. Dann dämmerte es ihr. Sie hatte sich Mühe gegeben, sich die Namen der Naats zu merken. Das war ihr nicht gelungen. Aber sie war stolz darauf, dass sie die Gesichter ihrer Besatzungsmitglieder memoriert hatte. Dieser Naat gehörte nicht zu ihrer Besatzung.
Meuternde Naats ... Es war also doch wahr! Und wir werden gerade von ihnen geentert.
Ein Zischen erklang. Das Schott der Zentrale schwang zur Seite. Im Eingang standen zwei Naats mit Paralysatoren. Der eine trug die normale Flottenausrüstung, der andere ... befremdliche Kleidung. Und zwischen ihnen ein rothaariger Mann. Kein reinblütiger Arkonide. Ihm fehlte die schlanke Grazie des inzestuösen Adels, überlegte sie.
Die Naats waren genauso verblüfft wie sie. Hagnor blickte aufgeregt vom Eingang zur Kommandantin und zurück.
»Guten Tag«, sagte der Mann, der im Eingang stehen geblieben war. Sein Arkonidisch war akzentfrei. »Ich würde Ihnen empfehlen, sich zu ergeben. Wir werden
Weitere Kostenlose Bücher